Montenegro beschließt Nato-Beitritt

  29 April 2017    Gelesen: 888
Montenegro beschließt Nato-Beitritt
Militärisch ist Montenegro eher ein Fliegengewicht - dennoch löst der Nato-Beitritt des kleinen Adriastaates in Moskau heftige Reaktionen aus. In den Augen Putins gehörte das Land zur russischen Einflusssphäre. Nun orientiert es sich klar nach Westen.
Nach grünem Licht aus den USA hat das Parlament des kleinen Adriastaates Montenegro beschlossen, als 29. Mitglied der Nato beizutreten. 46 von 81 Abgeordneten stimmten in der historischen Hauptstadt Cetinje für die Mitgliedschaft in dem Militärbündnis. Die Opposition, die vor dem Parlament gegen den Beitritt demonstrierte, blieb der Abstimmung fern. Der Beschluss sei eine "historische Entscheidung", sagte Regierungschef Dusko Markovic vor der Abstimmung. "Die Nato ist wie die EU zum Garant für Frieden und Stabilität geworden sowie die Basis für wirtschaftliche und gesellschaftliche Prosperität."

Montenegro, das nur 620.000 Einwohner besitzt, verhandelt auch mit Brüssel über einen EU-Beitritt. Russland hatte lange versucht, den Nato-Beitritt Montenegros zu verhindern. Als das nicht fruchtete, machte sich der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu über das neue Mitglied lustig: "Das militärische Potenzial Podgoricas ist gleich Null", behauptete er.

Die Nato nehme die ehemalige jugoslawische Teilrepublik nur auf, um ihren Einfluss auf dem Balkan zu stärken, meinte Schoigu. Allgemein kritisierte der Minister, dass die Allianz auch immer mehr Truppen an die Grenze zu Russland verlegt - etwa im Baltikum. Aus dem russischen Außenministerium hieß es zudem, man bedaure zutiefst, dass "die aktuelle Führung des Landes und ihre ausländischen Förderer versäumt haben, auf die Stimme der Vernunft und des Gewissens zu hören".

Strategisch wichtige Häfen

Montenegros Armee umfasst nur etwa 8000 Soldaten. Allerdings sind die Adriahäfen des Landes militärisch von Bedeutung. Russische Oligarchen hatten in den letzten Jahren zu teils horrenden Preisen große Teile der pittoresken montenegrinischen Küste aufgekauft.

Auch die größten Industriebetriebe des Landes waren zeitweise in russischer Hand. Inzwischen versucht Moskau, seine Landsleute vom Urlaub in diesem traditionellen Reiseland abzuhalten. Die Russen bilden mit Abstand die größte Gruppe unter ausländischen Gästen. Zuletzt hatte Moskau den Weinimport aus Montenegro verboten, weil der Rebensaft angeblich mit Pestiziden verseucht sei.

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