Sanfte Töne: Warum die Hamas Israel nicht mehr vernichten will

  03 Mai 2017    Gelesen: 541
Sanfte Töne: Warum die Hamas Israel nicht mehr vernichten will
Die radikale Palästinenserorganisation Hamas hat ein neues Thesenpapier vorgestellt, in dem sie auf Aufrufe zur Zerstörung Israels sowie die Kooperation mit den Muslimbrüdern verzichtet, wie die russische Zeitung „Kommersant“ am Mittwoch schreibt.
Die Hamas kämpft demnach zwar weiter gegen Israel, zeigt sich nun jedoch dazu bereit, die Grenzen Palästinas aus dem Jahr 1967 anzuerkennen. Experten zufolge ist das neue Dokument auf den Wunsch der Hamas zurückzuführen, eine wichtigere Rolle in Palästina zu spielen sowie die Beziehungen mit arabischen und westlichen Ländern zu verbessern.

Bei dem von Hamas-Anführer Khaled Maschal vorgestellten Thesenpapier handelt es sich um einen ernsthaften Kurswechsel der Hamas seit der Gründung 1988 und der Veröffentlichung der Charta, in der die Hamas die schnellstmögliche Vernichtung Israels und den Kampf gegen Juden zu ihrem höchsten Ziel erklärt hatte. In dem neuen Dokument wird die Rhetorik gemildert – es wird nicht mehr zur Vernichtung Israels aufgerufen, obwohl sein Existenzrecht weiterhin nicht anerkannt wird und der bewaffnete Kampf gegen Israel fortgesetzt wird. Darüber hinaus wird im neuen Dokument hervorgehoben, dass die Hamas nicht gegen das Judentum als Religion und nicht gegen Juden, sondern gegen die „Besatzung der zionistischen Aggressoren“ kämpfe.

Das Programm sieht außerdem einen Austritt aus dem Bündnis mit der Islamistenorganisation Muslimbrüder vor. Experten zufolge will die Hamas damit die Beziehungen zu den Golfstaaten und Ägypten, die die Muslimbrüder als Terrororganisation einstufen, verbessern. „Für die Hamas ist das ein Signal, die Beziehungen zu den konservativen sunnitischen Elementen zu verbessern und eine Art Immunität gegen Druck aus Saudi-Arabien zu entwickeln“, sagte Beverley Milton-Edwards vom Brookings Doha Center.

In Israel wurde das neue Dokument skeptisch aufgenommen. Laut dem Sprecher des israelischen Premiers, David Keyes, versucht die Hamas damit, die Welt zu betrügen, doch sie wird es nicht schaffen. „Sie graben Tunnels für Terroristen und feuern Tausende Raketen gegen Israelis ab. Das ist die wahre Hamas“. Nach Angaben der palästinensischen Bewegung Fatah, die für die Schaffung eines Palästinenserstaates kämpft, aber auf Terroranschläge verzichtet, soll sich die Hamas bei der Fatah dafür entschuldigen, fast 30 Jahre lang des Betrugs beschuldigt zu haben, weil das aktuelle Dokument dem von der Fatah im Jahr 1988 verabschiedeten Programm ähnelt.

Experten zufolge ist das neue Dokument ebenfalls mit dem Wunsch der Hamas verbunden, den Kampf um die Unabhängigkeit Palästinas anzuführen. Palästinenser- und Fatah-Chef Mahmud Abbas soll sich in dieser Woche mit US-Präsident Donald Trump treffen.

Quelle : sputnik.de

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