Greenpeace: "Nachrüsten reicht nicht"

  05 Mai 2017    Gelesen: 834
Greenpeace: "Nachrüsten reicht nicht"
Wie geht es weiter mit dem Diesel? Bei der Konferenz der Umweltminister in Bad Saarow geht es vor dem Wochenende auch um die Frage, ob es zu Fahrverboten in deutschen Innenstädten kommt. Umweltschützer halten die "blaue Plakette" für sinnvoll.
Die Umweltorganisation Greenpeace hat die Umweltminister der Länder aufgefordert, an der vorgeschlagenen "blauen Plakette" für schadstoffarme Autos festzuhalten. Nur so könnten Bürgermeister die schmutzigsten Diesel aus der Stadt halten, sagte der Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup.

Diesel nachzurüsten, um den Ausstoß gesundheitsschädlicher Stickoxide zu reduzieren, sei zwar sinnvoll, werde aber "bei Weitem nicht ausreichen". Es sei "beschämend", dass offensichtlich einige Umweltminister von der Plakette abrückten.

Vor gut einem Jahr hatte die Umweltministerkonferenz die blaue Plakette vorgeschlagen und damit eine heftige Debatte losgetreten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) war dagegen, das Projekt liegt auf Eis.

In die Stadt nur mit Plakette?

Im Laufe des Tages wollen die Umweltminister der Länder im brandenburgischen Bad Saarow unter anderem Forderungen zum Thema Luftverschmutzung vorlegen. Aus Arbeitspapieren der Konferenz geht unter anderem hervor, dass über die blaue Plakette im Kreis der Minister derzeit noch überhaupt keine Einigkeit besteht.

Viele Städte haben mit zu hohen Stickoxid-Werten durch Diesel-Abgase zu kämpfen. Für Stuttgart und Hamburg sind Fahrverbote angekündigt. Zuletzt hatte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gefordert, Diesel auf Kosten der Autohersteller nachzurüsten, um den Schadstoffausstoß zu senken.

Fahrverbote ab 2018?

Eine ausführliche Überprüfung der Schadstoffemissionen des Umweltbundesamtes ergab kürzlich, dass selbst die Abgase von Dieselmotoren der strengen Euro-6-Norm unter realistischen Bedingungen um ein Vielfaches über den Grenzwerten liegen. Bislang hatten die Prüfer die Abgaswerte nur auf dem Prüfstand unter Idealbedingungen gemessen. Die Verkehrsminister der Bundesländer fordern rasch wirksame Gegenmaßnahmen. In Stuttgart und München drohen ab 2018 Fahrverbote für ältere Diesel.

Die Probleme mit den Abgasen in der Diesel-Technologie lässt die Autoindustrie inzwischen um Milliardeninvestitionen und Arbeitsplätze fürchten. VW, Daimler und BMW verweisen bislang vor allem auf die bestehenden Vorteile gegenüber dem Benzinmotor wie etwa den geringen Kraftstoffverbrauch und den geringen CO2-Ausstoß von Dieselmotoren.

Mit der neuen Abgastechnik sei jedoch auch "die Stickoxidfrage bei Neufahrzeugen gelöst", wie VW-Sprecher Nicolai Laude kürzlich erklärte. Nach einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger dürfte der Diesel-Anteil bei Mittel- und Oberklasseautos in Europa bis 2030 auf ein Drittel, bei Kleinwagen sogar gegen Null sinken. Derzeit ist etwa jeder zweite Neuwagen in Europa ein Diesel. Einen leichten Rückgang erklärte der VW-Sprecher mit der steigenden Nachfrage nach kleinen SUVs, die eher mit Benzinmotoren fahren, und mit der Verunsicherung der Kunden.



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