Experten: Drohnenkrieg ist Terror

  13 Mai 2017    Gelesen: 625
Experten: Drohnenkrieg ist Terror
Wie verändert der Drohnenkrieg Recht, Kriegführung und Gesellschaft – darüber diskutierten auf Einladung des ECCHR Journalisten und Whistleblower. Einig war man sich, dass Tötungen von Drohen illegal sind und ihrerseits Terror verursachen.
Die Idee, dass Drohnen extrem präzise Luftschläge durchführen können und so nur Terroristen, Militante und feindliche Kombattanten töten würden, sei eine Illusion. Das wurde schnell klar bei der Vorstellung der European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR)-Dokumentation zum Drohnenkrieg und dem CorpWatch-Untersuchungsbericht am 11. Mai 2017 in Berlin.

Pratap Chaterjee, Journalist, Direktor von CorpWatch und ausgewiesener Drohnen-Experte, belegte dies ausführlich mit technischen Daten der unbemannten Luftfahrzeuge. Die Kameras an Bord der Drohnen liefern nur sehr ungenaue Bilder. Deswegen werden vor einem Drohnenangriff verschiedene Daten ausgewertet: Handyortung, Wärmebilder, Kameraaufnahmen und mehr. Jedes dieser Verfahren ist für sich genommen sehr ungenau. Chaterjee betonte aber, dass mehrere ungenaue Datenquellen die Genauigkeit nicht erhöhen, sondern genau das Gegenteil sei der Fall. Oftmals würde auf Grundlage der gesammelten Daten lediglich angenommen, dass sich eine Zielperson an dem bestimmten Ort aufhalte. Hierdurch würde sich die hohe Zahl an unbekannten und häufig unschuldigen Opfern erklären lassen. Deswegen fordert der ECHHR in seiner Dokumentation Drohnen grundsätzlich als illegal einzustufen.



Die Whistleblowerin Lisa Ling, welche als Technikerin an militärischen Drohnen gearbeitet hatte und nun Drohnen für die zivile Nutzung baut, betonte dann auch, dass Drohnen ihrerseits Terrorismus seien. Man stelle sich nur einmal vor, was es als Zivilist heiße sein ganzes Leben in Angst vor einem Drohnenangriff zu verbringen. Sie betonte auch den Rassismus der dem Drohnenkrieg grundsätzlich zugrunde lege: „Muss ich das Offensichtliche noch ansprechen? Drohnen töten nur Menschen mit dunkler oder schwarzer Hautfarbe.“

Der ehemalige CIA-Mitarbeiter John Kiriakou war als Geheimdienstler in Pakistan an der Festnahme einer Vielzahl von Terroristen beteiligt. Nun ist er vor allem als Whistleblower über das Folterprogramm der CIA bekannt. 90 Prozent der in Pakistan festgenommenen Terroristen waren seiner Schilderung nach arbeitslose Analphabeten, die in ihrem Leben nichts mehr zu verlieren hatten und von lokalen Imamen zum Dschihad angeworben worden seien. Die übrigen zehn Prozent seien fanatische Überzeugungstäter gewesen, die aber trotzdem nichts mit Religion zu tun hatten. Grund ihrer Überzeugung war die Gemeinsamkeit, dass ihre komplette Familie durch Drohnenangriffe getötet worden waren.

Drohnenangriffe im Rahmen des War on Terror fördern also selbst den Terrorismus in den betroffenen Gegenden.



Auch europäische Länder wie Großbritannien und Frankreich haben eigene Drohnenprogramme. So weit ist man in Deutschland noch nicht. Momentan wird allerdings darüber diskutiert, israelische Modelle zu leasen (obwohl der Kauf amerikanischer Systeme offenbar billiger gewesen wäre.) Trotzdem ist Deutschland aktiv am Drohnenkrieg beteiligt. Dem Luftwaffenstützpunkt Ramstein kommt eine zentrale Bedeutung beim Datentransfer mit den Satelliten und Drohnen in den Operationsgebieten zu. Ohne Ramstein wäre keine direkte Echtzeitkommunikation zwischen den USA den Zielregionen möglich. Die ECCHR-Dokumentation zitiert also auch U.S.-Budgetunterlagen damit, dass Ramstein ein „Single Point of Failure“ sei – ein Punkt, dessen Aussetzen zum Zusammenbruch des gesamten Drohnen-Systems führen würde.

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