Für eine Notversorgung mit Trinkwasser wurde auf der Straße vor den heruntergekommenen Hochhäusern ein Standrohr mit sechs Wasserhähnen errichtet. Nach Angaben der Diakonie gibt es zudem mobile Toiletten.
Viele haben Angst, alles zu verlieren
Mit der Wassersperre hat sich die Lage der Bewohner verschärft, denn wegen der Schulden der Eigentümer sind die Menschen in den beiden Häusern bereits seit dem 27. April seit dem 27. April ohne Gas. „Mir ist bewusst, dass die Lage für die Bewohnerinnen und Bewohner der betroffenen Häuser Am Wollepark 11 und 12 schwierig ist. Die Situation insgesamt ist auch für die Stadt Delmenhorst alles andere als einfach“, sagte Oberbürgermeister Axel Jahnz (SPD).
Der Pressesprecher des Diakonischen Werks in Oldenburg, Frerk Hinrichs, verwies darauf, dass Wohnungen ohne Heizung und Wasser unbewohnbar sind. „Kurzfristig bekommt man das hin, auf Dauer nicht“, sagte er nach einem Besuch in Delmenhorst. Ihm zufolge sind viele Bewohner verärgert. „Sie fühlen sich bestraft, weil man ihnen Wasser und Gas abgedreht hat, obwohl sie ihre Miete bezahlt haben.“ Mitarbeiter des Diakonischen Werks stehen in Kontakt mit den betroffenen Bewohnern. „Wir versuchen, die Menschen in dieser Situation zu unterstützen und sie zu beraten.“
SOBALD KENNTNIS ERLANGT WIRD, DASS KINDESWOHL GEFÄHRDET IST, WIRD GEHOLFEN UND EINGESCHRITTEN.
TIMO FRERS,
Sprecher der Stadt Delmenhorst
Hinrichs zufolge haben sich bislang noch keine Mieter gemeldet, die in eine Notunterkunft ziehen wollen. Viele hätten Angst davor, ihr gesamtes Hab und Gut zu verlieren, berichtete er. Sie gingen davon aus, dass die Vermieter freie Wohnungen sofort räumen und neu vermieten. Familien mit kleinen Kindern könnten aus seiner Sicht aber nicht lange in Wohnungen ohne fließendes und warmes Wasser bleiben.
Die Stadt ist darauf vorbereitet, Menschen in andere Unterkünfte zu bringen. „Für Menschen mit einem besonderen Hilfebedarf ist die Stadtverwaltung da und wird eine entsprechende Räumlichkeit zur Verfügung stellen“, sagte Sprecher Timo Frers. Hilfsbedürftig könnten vor allem ältere Menschen und Familien mit kleinen Kindern sein, erklärte er. „Sobald Kenntnis erlangt wird, dass Kindeswohl gefährdet ist, wird geholfen und eingeschritten.“
Stadt will Viertel sanieren
Die betroffenen Häuser gehören zu einem rund 23 Hektar großen Gebiet mit vielen veralteten Gebäuden und zum Teil verwahrlosten Wohnungen. In dem Quartier sind Menschen aus 38 Nationen zu Hause, oft leben sie auf engem Raum. Der Polizei zufolge wird das Gebiet von Straftätern als Rückzugsort genutzt. Die Stadt will das Viertel sanieren und hat jüngst mit dem Abriss leer stehender Wohnblocks begonnen.
Warum die Eigentümergesellschaft die offenen Rechnungen nicht beglichen hat, ist unklar. Anfragen auf eine Stellungnahme blieben unbeantwortet.
Quelle: welt
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