Das zeige, wie selbst entlegene Inseln zu einer Sammelstätte für den weltweit wachsenden Plastikmüll werden, schreiben Wissenschaftler in "Proceedings of the National Academy of Sciences".
Sie hatten das Plastik auf den Stränden der Insel gefunden, das meiste war im Sand vergraben. Das zu den Pitcairninseln zählende Henderson Island liegt im Südpazifik und zählt zum Unesco-Welterbe - wegen der außergewöhnlichen Schönheit und Unberührtheit.
Höchste Plastikmülldichte
Tatsächlich sieht die Insel aus wie aus dem Bilderbuch - weiße Sandstrände, Kokosnuss-Palmen und verlassene Natur, soweit das Auge reicht.
Dass die Insel beim genaueren Hinsehen alles andere als unberührt ist, zeigt die Untersuchung von Jennifer Lavers von der University of Tasmania und Alexander Bond von der britischen Royal Society for the Protection of Birds auf drastische Weise.
Die Wissenschaftler hatten zwischen Mai und August 2015 an mehreren Abschnitten verschiedener Strände die Plastikteile auf dem Sand und bis in zehn Zentimeter Tiefe gezählt.
Das Ergebnis: Nirgends sonst auf der Welt wurde bisher eine größere Plastikmüll-Dichte festgestellt als auf Henderson Island. Die Forscher fanden Fischereizubehör wie Leinen, Netze und Bojen, aber auch Lutscherstiele, Zahnbürsten, Strohhalme und Besteck.
Im Müllstrudel
Bis zu 670 Plastikteile lagen auf einem Quadratmeter Strand. Der Großteil des Mülls aber blieb zunächst verborgen: 68 Prozent des Plastiks fanden die Forscher in den ersten zehn Zentimetern unter der Sandoberfläche. Dort spürten sie bis zu fast 4500 Teile pro Quadratmeter auf - die meisten von ihnen kleiner als fünf Millimeter.
Die Zahlen seien alarmierend, spiegelten aber trotzdem nicht das ganze Ausmaß des Problems wider, schreiben die Forscher. Plastikteile, die mehr als zehn Zentimeter tief lagen, gingen in die Zählung ebenso wenig ein wie Mikroplastik unter zwei Millimetern Größe. Auch entlang der Kliffs und felsigen Strandabschnitte hätten sie nicht gezählt.
Henderson Island liegt am westlichen Rand des Südpazifik-Wirbels, einem der bekannten Müllstrudel der Weltmeere, in denen sich Plastikteile ansammeln. Bei einigen Teilen konnten die Forscher die Herkunft feststellen. Viele stammten demnach aus Asien und Südamerika.
Plastikflasche hält 450 Jahre
Obwohl die schädlichen Auswirkungen der Vermüllung auf die marinen Ökosysteme bekannt seien, wisse man bislang nur wenig über die Menge und den Verbleib von Plastik, das ins Meer gelange. Es gebe außer entlegenen Inseln wie Henderson Island vermutlich noch viele weitere Gebiete, in denen sich Plastik sammele.
Eine Entschärfung des Problems sehen die Forscher in naher Zukunft nicht: Die geschätzten 17,6 Tonnen Plastikmüll auf Henderson Island entsprächen rechnerisch gerade einmal der Menge Plastik, die weltweit in zwei Sekunden produziert würde.
Schätzungen zufolge landen jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen Kunststoff in den Ozeanen. Hauptproblem ist die große Haltbarkeit: Es dauere zehn bis 20 Jahre, bis eine Plastiktüte weitgehend abgebaut sei, heißt es beim Umweltbundesamt. Bei einer Plastikflasche gehen Fachleute von 450 Jahren aus.
Quelle : spiegel.de
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