Doch viele Schüler kamen, wie der 16-jährige Dario Schramm, mit den Aufgaben nicht zurecht: Eine Rede des britischen Prinzen Harry, mit der das Hörverstehen geprüft werden sollte, war so nuschelig vorgetragen, dass die Zehntklässler kaum etwas verstanden. Passagen mit der Sängerin Miriam Makeba waren von Musik unterlegt und wegen ihres "afrikanischen Slangs", wie Schramm sagt, nicht zu erfassen. Und beim Thema Apartheid seien Vokabeln vorgekommen, die im Unterricht keine Rolle gespielt hätten.
Noch am Tag der Prüfung startete Dario Schramm deshalb eine Online-Petition, in der vom NRW-Schulministerium eine Wiederholung des Englischtests gefordert wird. Bis Montagvormittag hatte der Aufruf bereits mehr als 42.000 Unterzeichner. "Ich finde es sehr wichtig, dass den SchülerInnen in Gesamt-NRW eine zentrale Abschlussprüfung ausgeteilt wird, die auch machbar ist!", schreibt der 16-Jährige in der Petition.
Rückenwind von Lehrervertretern
Unterstützung bekommt er vom Verband Lehrer NRW, der Pädagogen an Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen vertritt. "Das war zu schwer, das war außerhalb all dessen, was man hätte erwarten können", sagt die Verbandsvorsitzende Brigitte Balbach. Dutzende Lehrer hätten sich schon bei ihr gemeldet: "Fachlehrer, sogar Muttersprachler melden zurück, dass sie selbst große Probleme hatten, die Hörverstehens-Aufgabe zu verstehen und zu lösen."
Praxisferne Prüfungsaufgaben dürften den Schülern nicht ihre Abschlussnote verderben. Balbach kündigte an, sie wolle am Montag bei einer Sitzung des Hauptpersonalrats für Realschulen im Düsseldorfer Schulministerium das Thema ansprechen. Sie forderte eine zentrale Lösung durch das Ministerium und lehnte eine individuelle Lösung von Lehrern ab.
Ein anderer Lehrerverband sieht die geforderte Neuauflage der Prüfung dagegen skeptisch, "bedeutet das doch doppelten Stress für die Schülerinnen und Schüler", wie Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbands Bildung und Erziehung NRW, sagt. Er rät stattdessen dazu, erst einmal die Korrekturen abzuwarten und dann bei Bedarf einfach die Noten entsprechend zu korrigieren: "Sollten die Prüfungen tatsächlich so schlecht ausfallen, wie offenbar befürchtet wird, raten wir dazu, das Bewertungsraster neu aufzustellen, um ein angemessenes und faires Abbild der Leistungen der Schülerinnen und Schüler zu bekommen."
Quelle : spiegel.de
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