Attentäter wollten in Kabuls Grüne Zone

  01 Juni 2017    Gelesen: 689
Attentäter wollten in Kabuls Grüne Zone
Einen Tag nach dem verheerenden Selbstmordanschlag in Kabul werden weitere Details bekannt: So versuchten die Attentäter wohl, in die gesicherte Grüne Zone zu gelangen. Da dies scheiterte, wurde die Bombe sofort gezündet.
Nach dem schweren Bombenanschlag in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft in der afghanischen Hauptstadt Kabul mit mindestens 90 Toten und rund 460 Verletzten gibt es mehr Hinweise darauf, was sich vor der Botschaft abgespielt hat.

Das Eckhaus der Botschaft, das durch die Explosion der massiven Lastwagenbombe schwer beschädigt wurde, liegt neben einem mit einem Sicherheitsposten gesicherten Zugang zur sogenannten Grünen Zone - einem Areal mit wichtigen afghanischen und internationalen Büros.

Wie ein Sprecher der Kabuler Polizei sagte, sei der mit Sprengstoff gefüllte Wassertanker wohl zunächst an diesen Sicherheitsposten herangefahren. Die Polizei habe ihn aber nicht durchgelassen. Der Fahrer habe dann kehrtgemacht, sei weitergefahren und habe kurz darauf die Bombe an der Straße zwischen der deutschen Botschaft und dem nächsten Eingang zur Grünen Zone gezündet.

Hätte der Lastwagen Zugang zu der Straße bekommen, hätten die Attentäter entlang des Weges direkten Zugang zu vielen Zielen gehabt - was weiter die Frage offenlässt, ob die deutsche Botschaft das beabsichtigte Ziel des Anschlags war. Das Tor der deutschen Botschaft liegt etwa 30 Meter hinter dem Posten. Weiter die Straße entlang liegen aber auch US-Militäreinrichtungen, ein Tor zum Präsidentenpalast, das Haus des wichtigen Unabhängigen Direktorats für Lokale Regierungsführung, die indische Botschaft sowie am Ende der Straße das Nato-Hauptquartier und die US-Botschaft.

"Manche Menschen werden niemals gefunden"

Der Sender Tolo TV berichtete unter Berufung auf Sicherheitsquellen, in dem Wassertanker seien 1500 Kilo Sprengstoff versteckt gewesen. Der Polizeisprecher sagte aber, das sei noch nicht klar.

Derweil gehen die Identifizierung der Opfer und Ermittlungen zu den Tätern weiter. "Bisher haben wir die gleiche Totenzahl wie gestern", sagte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums. Es gebe aber Hinweise auf weitere Opfer. "Wir glauben, dass manche Menschen niemals gefunden werden, weil die Explosion sie in zu kleine Stücke gerissen hat." Manche der Leichen seien kaum zu identifizieren. "Es ist einfach furchtbar."

Eine offene Frage ist, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Der afghanische Geheimdienst NDS hatte in der Nacht eine Stellungnahme veröffentlicht, wonach der Anschlag vom Hakkani-Netzwerk geplant und mithilfe des pakistanischen Geheimdienstes ISI ausgeführt worden sei. Das Hakkani-Netzwerk ist eine besonders brutale afghanische Aufständischengruppe, die eng mit den radikalislamischen Taliban zusammenarbeitet. Afghanistan wirft Pakistan seit Jahren vor, die Hakkanis und die Taliban zu unterstützen. Beweise legte der NDS zunächst nicht vor. Die Taliban weisen eine Beteiligung von sich.

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