Schließlich handelt es sich beim Freikauf der Geiseln nicht um irgendeine Lösegeldzahlung. Insgesamt eine Milliarde Dollar - offenbar die höchste Summe, die je geflossen ist - soll der reiche Zwergstaat für die Freilassung der 26-köpfigen Jagdtruppe im Irak und 50 Gefangene in Syrien gezahlt haben, die dort von Dschihadisten eines Al-Kaida-Ablegers entführt worden waren. Damit hat Katar finanziell zwei Kräfte, die im Mittleren Osten mit am häufigsten auf Schwarzen Listen angeführt sind, massiv finanziell unterstützt.
Der Regierung in Doha äußerte sich bisher nicht zu dem Geisel-Deal. Allerdings zitiert die "Financial Times" eine Person aus dem Umfeld der Regierung, die angab, dass es "Zahlungen" gegeben habe. Die Zeitung, die sich auf ungenannte Quellen in Rebellen- und Regierungskreisen der Region beruft, geht davon aus, dass Katar 700 Millionen Dollar an Iraner und von Teheran unterstützte schiitische Milizen gezahlt hat. Außerdem flossen zwischen 200 bis 300 Millionen Dollar an islamistische Gruppen in Syrien - das meiste erhielt Tahrir al-Sham, eine Gruppe mit Verbindungen zur Terrororganisation Al-Kaida.
"Wenn man wissen will, wie Katar Dschihadisten finanziert, muss man sich nur den Geisel-Deal anschauen", sagte ein syrischer Oppositioneller der Zeitung. "Und dies ist nicht der erste - seit Beginn des Krieges ist er einer von vielen." Ähnlich klingt ein syrischer Rebellen-Kommandeur, den die "Financial Times" zitiert: "Die Kataris zahlen jedem Geld, und zu welchem Zweck? Sie haben uns nur den Ruin gebracht."
Katar als Vermittler bei Geiselnahmen
Tatsächlich sieht sich Katar mehr und mehr in der Rolle des internationalen Vermittlers und bietet sich wohl auch dem Westen als Helfer an, wenn es um die Freilassung von Geiseln geht. Wie der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta in seinem Buch "Terror vor Europas Toren" beschreibt, verhandeln katarische Diplomaten bei Bedarf mit den Terroristen oder bezahlen sogar die Rechnung. Auch die Bundesregierung habe die Hilfe Katars bereits mehrfach in Anspruch genommen, wenngleich Berlin das offiziell dementiere.
Kritiker allerdings vermuten, dass Katar die Lösegeldzahlungen auch benutzt, um Dschihadisten in Syrien zu unterstützen. So werfen arabische Staaten Katar vor, seit Jahren Terrororganisationen wie den sunnitischen Islamischen Staat (IS) zu finanzieren. Mit der Unterstützung von Terroristen steht Katar in der Region allerdings nicht alleine: Unter anderem gelten auch religiöse Stiftungen in Saudi-Arabien als Sponsoren von Terroristen.
Saudi-Arabien dürfte sich daher besonders an den Zahlungen an iranische Milizen stören - ist doch der Iran seit Jahren der Erzfeind der Saudis. Während Katar mit dem Iran vergleichsweise gute Beziehungen pflegt und auch die wirtschaftlichen Verflechtungen eng sind, kämpft Saudi-Arabien mit Teheran um die Vorherrschaft in der Region.
Unterstützt werden sie in ihrem harten Kurs noch durch US-Präsident Donald Trump, der vor zwei Wochen bei seiner Nahost-Reise Teheran als eigentlichen Feind im Kampf von Gut gegen Böse ausgemacht hatte. Auch jetzt schlug sich Trump auf die Seite der Saudis. Bei seinem Besuch im Nahen Osten hätten beim Thema Terrorfinanzierung alle Hinweise auf Katar gedeutet, behauptete Trump in einem Tweet. "Vielleicht wird das der Anfang vom Ende des Terrorhorrors sein", so der US-Präsident. Wobei er aber offenbar außer Acht ließ, dass sich der größte US-Militärstützpunkt der Region in Katar befindet. Mehr als 10.000 US-amerikanische Soldaten sind hier stationiert, sie koordinieren auch Luftangriffe auf den IS im Irak und Syrien.
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