Seoul setzt seine Hoffnung nur auf Russland

  10 Juni 2017    Gelesen: 565
Seoul setzt seine Hoffnung nur auf Russland
Genau ein Monat ist seit dem Sieg Moon Jae-ins bei der Präsidentschaftswahl in Südkorea vergangen. Möglicherweise deshalb hat Pjöngjang gerade heute einen neuen umfassenden Raketentest durchgeführt, schreibt die Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" am Freitag.
Laut einer Mitteilung des südkoreanischen Verteidigungsministeriums sind gleich mehrere ballistische Raketen „etwa 200 Kilometer geflogen und ins Meer gefallen“.

Möglicherweise wollte das Kim-Regime in Pjöngjang zeigen, dass es in der Lage ist, hochpräzise Raketen auf größere Schiffe abzufeuern, zumal die USA ihren Schiffsverband vor der Halbinsel ausbauen: Dort befinden sich schon die Flugzeugträger „Ronald Reagan“ und „Carl Vinson“, während die USS „Nimitz“ auf dem Weg in den Westpazifik ist.

In Seoul ist man sehr beunruhigt, denn das ist bereits der fünfte Raketentest des nördlichen Nachbarn nach dem Präsidentschaftswahlsieg Moon Jae-ins, wobei er als Kandidat für die Wiederaufnahme des Dialogs mit Pjöngjang plädierte und sogar zu einem Treffen mit Kim Jong-un bereit wäre, wenn dieser seinerseits die Bereitschaft zur Regelung der entstandenen Situation zeigen würde.

Wie man beim südkoreanischen Vereinigungsministerium informierte, hat der Staatschef insgesamt sechs potenzielle Kooperationsrichtungen festgelegt. Unter anderem käme die Wiederaufnahme der Arbeit des Industriegebiets Kaesong infrage – eines gemeinsamen Projekts von Seoul und Pjöngjang, wobei südkoreanische Unternehmen Arbeitsplätze für nordkoreanische Arbeiter schaffen würden. Nach dem vierten Raketentest wurde dieses Projekt von der früheren südkoreanischen Präsidentin Park Geun-hye aber auf Eis gelegt und später auf Befehl Kim Jong-uns überhaupt geschlossen.

Außerdem plädiert der südkoreanische Staatschef für die Bildung eines neuen „Wirtschaftsgürtels“, der beide Koreas verbinden würde. Dort könnten ebenfalls gemeinsame Projekte in verschiedenen Branchen umgesetzt werden.

Beim Vereinigungsministerium verwies man darauf, dass der östliche Teil dieses „Gürtels“ an Russland grenzen würde, das eine äußerst wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Seoul und Pjöngjang spielen könnte. Zu diesem Zweck schickte Präsident Moon einen Gesandten nach Moskau, der sich mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin traf und über Russlands große Bedeutung für die Fortschritte der koreanisch-koreanischen Beziehungen sprach.
In Seoul wurden die Ergebnisse dieser Gespräche sehr positiv eingeschätzt. Aber noch mehr erwarten die Südkoreaner von den baldigen Treffen Präsident Putins mit Moon Jae-in beim G20-Gipfel in Hamburg im Juli und beim Fernöstlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok im September.

Im südkoreanischen Außenministerium sagte man offen, dass man mit einer konstruktiven Rolle Moskaus bei der Korea-Regelung rechne.

„Russland kann besser als jemand sonst die Absichten des nordkoreanischen Führers verstehen“, sagte ein hochrangiger Mitarbeiter der Europäischen Abteilung im Außenamt. „Zwar richtet sich Pjöngjang in wirtschaftlichen Fragen und im Bildungswesen vor allem an Peking, aber in politischen Fragen fällt es ihm leichter, mit Moskau eine gemeinsame Sprache zu finden.“

Er zeigte sich überzeugt, dass Moskau Pjöngjang „wertvolle Hinweise“ geben könnte. Und eine Quelle im Vereinigungsministerium verriet, dass Präsident Putin dem südkoreanischen Gesandten versichert habe, er könnte seinen Beauftragten nach Nordkorea schicken.

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