Deutschland zeigt “Jugendstil“
„Deutschland ist immer noch die beste Mannschaft der Welt im Moment nach dem Weltmeistertitel 2014 und diesem Cup. Dass es gerade diese Jungen geschafft haben, diesen Titel zu gewinnen, ist etwas Historisches und Einmaliges in der deutschen Geschichte“, prahlte Löw in einer Pressekonferenz nach der Finale des ConfedCups, bei der Deutschland mit einem 1:0 gegen Chile zum Spitzenreiter der Veranstaltung wurde.
Dabei ist es wohl mehr als offensichtlich, dass Löw, unter dessen Führung die Nationalmannschaft mit 94 Turnieren, 74 Siegen, 11 Unentschieden und nur neun Niederlagen einen 78,7 prozentigen Erfolg bei allen Spielen verzeichnet, diesmal mit einem B-Kader anzutreten riskierte – der Sieg war nicht selbstverständlich. Zudem auch Chile, Mexiko und Portugal mit ihren besten Mannschaften nach Russland kamen. Desto stärker aber nun der Triumph: Ein junges, unerfahrenes Team hat wieder einmal bewiesen, dass Deutschland die beste Fußball-Nation der Welt ist.
„Das finde ich herausragend, dass Spieler mit so wenig internationaler Erfahrung, mit so wenig Finalteilnahmen auf diesem höchsten Niveau mit dieser Nervenbelastung umgehen konnten. Dieses Team hat füreinander Außergewöhnliches getan auf dem Platz, um diesen Pokal zu erreichen“, so Löw.
Auf Initiative des Nationalcoachs hatte beim ConfedCup kein einziger Starfußballer teilgenommen — mit dabei waren nur drei Spieler, die einst bei der WM 2014 Deutschland zum Sieg führten. Dabei sind 11 Fußballer jünger als 25 Jahre. 10 davon hatten vor dem ConfedCup lediglich fünf Spiele für die Nationalmannschaft absolviert.
„Im Spaß könnte ich sagen, wir müssen uns jetzt überlegen, welchen von den daheimgebliebenen Spielern wir zu diesem Team dazu nehmen. Aber das würde nicht der Wahrheit entsprechen“, kommentierte dies der Coach.
Zuhause hätte Deutschland natürlich „klasse Spieler“, die immer noch auf einem „wahnsinnig hohen Niveau“ spielen würden. Nun seien aber beim ConfedCup in Russland Alternativen geschaffen worden, was auch das vorrangige Ziel neben dem Cup selber gewesen sei.
Nüchterner WM-Vorgeschmack? Von wegen: Confed Cup emotional, wie nie zuvor
Man kann ja sagen, dass der Confederation Cup tatsächlich nur ein Aufwärme-Turnier ist. Dass er aber gar unwichtig sei? Dem widersprechen die Tränen der Chilenen, die Freude der Portugiesen, die sich in letzter Minute noch Bronze gesichert haben, und der Triumph beim Sieg der deutschen Mannschaft.
Die Spiele in Russland sorgten für Emotionen. Und nicht nur in den Stadien, sondern auch reichlich in den Medien:
„Ich habe ja als alter Sack schon eine Menge erlebt im Fußball. Und wenn ich auch vor Beginn des Turniers hier geschrieben habe, dass der Confed Cup für mich kein "Lulu"-Turnier ist, so gebe ich zu: Meine Anspannung erreichte nicht die Gradzahl wie bei einer WM oder EM. Ich habe mich über jedes Tor gefreut und über jeden Sieg. Doch im Hinterkopf war immer das Emotionen-Stopp-Signal: "Es ist nur der Confed-Cup. Alles halb so wild. Am Sonntag war es vorbei mit der Lockerheit", räumt Reiner Calmund, Ex-Leverkusen-Boss und t-online.de-Kolumnist ein.
Chile zeigte sich trotz des zweiten Platzes hingegen enttäuscht: „Es ist eine Ohrfeige ohne Narkose“, schrieb „La Tercera“ nach der bitteren Pleite.
„Die jungen Löwen. Den Confed Cup hat die nach internationalen Maßstäben ganz junge Mannschaft von Joachim Löw gewonnen. Nicht ausgeschlossen, dass dieser Erfolg der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Siegen einer neuen Generation deutscher Talente wird“, schreibt der russische Sport-Express.
Ein Fazit von „The Guardian: „Es kann keinen Zweifel daran geben, dass Deutschland die beste Fußball-Nation der Welt ist. Zwei Tage nachdem das U-21-Team die Europameisterschaft gewonnen hat, schlägt ein geschwächtes Seniorenteam — von denen acht Spieler noch für die Jugendmannschaft antreten könnten — Chile, um den Pokal des Confederations Cup in die Höhe zu halten.“
Russland, Spasibo!
Der Doping-Skandal, politische Unstimmigkeiten, die Randalen russischer Hooligans bei der EM 2016 in Frankreich… All dies sorgte für Zweifel, dass der Confed Cup in Russland reibungslos und ohne Zwischenfälle ablaufen würde.
"Die Organisation war bisher beeindruckend — mit all den wunderschönen Stadien. Kein einziger Vorfall von Hooliganismus und Rassismus. Der Westen ist enttäuscht."
Trotz alledem wurde aber das Gegenteil bewiesen: Russland kann und will größte Weltturniere auf höchstem Niveau organisieren. Und die gute Laune in den Stadien ist ein Beleg dafür: Mexikaner setzten belustigten Russen Sombreros auf, Fans rivalisierender Teams umarmten sich gegenseitig für Selfies, manche tauschten sogar ihre Trikots aus.
"Der schönste Tag in St. Petersburg… Außergewöhnliche Wärme und Gastfreundschaft — vielen Dank!"
Selbst solche jedoch, die sich zunächst gar nicht trauten, nach Russland zu fahren, fanden später in den sozialen Netzwerken lobende Worte für das Gastland.
"Ich habe mich heute mit FIFA-Mitarbeitern und Freiwilligen in Sotschi getroffen. Ihre Widmung und Professionalität trägt dazu bei, dass der Confed Cup reibungslos verläuft. Ich will mich dafür bedanken!"
„Wir hatten großartige Spiele. Wir haben über Gewalt, Hooligans und Rassismus gelesen – wir hatten nichts davon. Alles hat reibungslos geklappt“, sagte Fifa-Präsident Gianni Infantino auf der abschließenden Pressekonferenz. Angesichts der internationalen Skepsis gegenüber Russland fügte er hinzu: „Wenn ein problematisches Turnier so aussieht, will ich viele problematische Turniere, weil es ein großer Erfolg war.“
Zur beliebtesten Devise bei den Fans wurde beim Confed Cup das „Wir sehen uns 2018!“. Dieselben Worte schreibt auch die deutsche Nationalmannschaft in ihrem Twitter-Account auf Deutsch und Russisch: „Спасибо за всё! Мы вернемся в 2018 — Danke für alles! Wir sehen uns 2018.“
Quelle. sputniknews.com
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