"Ich hatte keine Ahnung, was das mit mir zu tun haben könnte", sagt Jick und lässt sich im Arbeitszimmer seines Hauses bei Boston in einen Plüschsessel sinken, der schon bessere Tage gesehen hat.
Hershel Jick ist heute 85 Jahre alt und hat sein Leben als Epidemiologe verbracht. Er untersuchte, was Menschengruppen und Gesellschaften krank macht. Jahrzehntelang hat er die erste Datenbank zur Arzneimittelsicherheit geleitet, weltweit, Tausende Patienten darin erfasst und nach versteckten Gesetzmäßigkeiten gefahndet. Er prüfte, ob es einen Zusammenhang zwischen Impfungen und Autismus gibt oder ob Aspirin vor Herzinfarkten schützt. Hick war eine Koryphäe. Was also wollten die in Kentucky von ihm?
In der Verhandlung ging es um einen damals neuen, mysteriösen Feind, ein Schmerzmittel namens Oxycontin, das in Wirklichkeit eine Art synthetisches Heroin war. Von Hunderttausenden Süchtigen war die Rede, deren Zahl weiter rasant wuchs. Der Prozess handelte von den Anfängen der größten Heroinschwemme, die die USA je erlebt haben, einer Plage, die inzwischen pro Tag an die hundert Todesopfer fordert. Ebenso viele Amerikaner sterben bei Verkehrsunfällen. Es ist eine Gesundheitskatastrophe, die seit dem Jahr 2000 rund 300.000 Menschen das Leben gekostet hat. Die Verwüstungen, die die Drogenwelle über manche Gegenden gebracht hat, waren womöglich mitschuldig daran, dass 2016 ein Kandidat namens Donald Trump zum Präsidenten gewählt werden konnte.
Tags: