Mit Feuer und Zorn gegen Nordkorea: Warum niemand niemanden bombt

  15 Auqust 2017    Gelesen: 587
Mit Feuer und Zorn gegen Nordkorea: Warum niemand niemanden bombt
Wir wissen bereits aus Erfahrung: Wenn Trump etwas sagt, kommen seine Mitarbeiter nicht umhin, danach zu erklären, was der US-Präsident gemeint hat. So war es auch, nachdem Trump Nordkorea mit „Feuer und Zorn“ gedroht hatte. Der Politikexperte Dmitri Kossyrew wirft einen Blick hinter die Kulisse dieser Drohtirade des US-Präsidenten.
Trump habe nur „ein Signal an Pjöngjang“ senden wollen, beruhigte der CIA-Direktor Michael Pompeo die Öffentlichkeit nach der Erklärung des US-Präsidenten. Man sei nicht näher an einem Krieg als vor einer Woche, wohl aber näher als vor zehn Jahren, erklärte dann Trumps Sicherheitsberater Herbert McMaster. Und Militärexperten wurden nicht müde, zu bestätigen: Eine umfassende Mobilmachung des Militärs sei auf der Koreanischen Halbinsel nicht zu beobachten.

Jedenfalls wurde klar: Einen atomaren Blitzkrieg hatte Trump mit seiner Drohung wohl nicht im Sinn, auch einen Angriff im syrischen Stil – mit einigen Dutzend Tomahawks – hatte er offensichtlich nicht vor. Dazu passt auch der Einblick von Insidern in die Arbeitsweise des US-Präsidenten. Demnach stünden Trumps Mitarbeitern oftmals die Haare zu Berge, wenn der öffentlich etwas sage. Doch wie unerwartet und absurd seine Erklärungen auch klängen, hinterher erweise sich häufig, dass dahinter eine ausgeklügelte Politik stecke.

War es auch diesmal vielleicht kein hohles Gepolter des US-Präsidenten, sondern ein cleverer und subtiler Plan? Derart subtil, dass man das Konzept dahinter auf den ersten Blick überhaupt nicht erkennt?

Nehmen wir mal für einen Augenblick an, dass Trump Entscheidungen trifft, die nicht zufällig, sondern in eine Strategie eingebettet sind. Zum Beispiel in die Strategie, China an die Kandare zu nehmen. Dann sieht die Lage so aus, dass es primär gar nicht um Nordkorea geht.

Schließlich ist der US-Präsident in den letzten Tagen und Wochen nicht nur damit beschäftigt, „Wortduelle“ mit Kim Jong-un auszufechten. Er spricht auch über künftige Sanktionen gegen Peking, die angeblich als Reaktion auf Chinas Umgang mit Urheberrechten US-amerikanischer Technologiekonzerne verhängt werden sollen. Im gleichen Atemzug verspricht Trump: Sollte China den USA mit Nordkorea helfen, werde er „ganz anders auf Handelsfragen“ schauen.

Dies ist typisch für die USA: Sie benötigen Hilfe, doch statt darum zu bitten, greifen sie zum bewährten Mittel der Erpressung. So überträgt Washington die Verantwortung für das Verhalten Pjöngjangs auf Peking. Was wie die Ernennung eines Statthalters aussieht, der für alles und jeden in Südostasien verantwortlich sein soll, ist in Wirklichkeit also ein Hilferuf – eine Bitte, die Vereinigten Staaten von einem unlösbaren Problem zu erlösen.

China (und Russland übrigens auch) haben sogleich die helfende Hand auch gereicht, in Form eines Kompromisses: Die Nordkoreaner hören auf, Raketen zu starten und Atomsprengköpfe zu zünden, die Amerikaner sehen im Gegenzug von Militärmanövern auf der Koreanischen Halbinsel ab – zumindest zeitweise, damit man endlich ins Verhandeln kommt.

Doch haben die Vereinigten Staaten diesen für alle Seiten annehmbaren Kompromissvorschlag vor wenigen Tagen zerrissen. Mit dem Kompromiss stelle man Washington und Pjöngjang als gleichberechtigte Partner auf – inakzeptabel. Besser sei es, China halte Nordkorea einfach so, ohne Zugeständnisse von der Gegenseite auf. So, wie ein Statthalter in einer Provinz das eben macht.

In diesem Lichte betrachtet, erscheint die Drohtirade Donald Trumps gegen Pjöngjang als ein weiteres Druckmittel gegen Peking. Washington hat auch noch einen anderen Hebel in der Hand: Sanktionen und wiedermal Sanktionen, die natürlich im Alleingang und an den Vereinten Nationen vorbei verhängt würden. Jüngst erst hat China in der UNO für Sanktionen gegen Nordkorea gestimmt, schon bringen die USA weitere Strafmaßnahmen ins Gespräch. Demnach sollen nicht nur chinesische Firmen bestraft werden, die mit Nordkorea Handel treiben, sondern auch Banken, die deren Zahlungsverkehr – in US-Dollar – abwickeln.

Was ist davon zu erwarten? China ist ja nicht derart dickköpfig, um auf eigenen Positionen auf Teufel komm raus zu beharren. Peking wird dem Druck wahrscheinlich nachgeben, was in der chinesischen Politik durchaus Tradition hat. Nur hat es in China auch Tradition, Demütigungen nicht einfach zu schlucken und zu vergessen. Im Endeffekt werden die langgehegten Absichten Chinas und seiner Partner, den Dollar als Handelswährung zu verdrängen, einfach nur stärker. Wie viele andere Absichten auch.

Quelle:sputnik.de

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