Mehr als 54.000 Menschen fanden nach Angaben des Gouverneurs Zuflucht in rund 320 Notunterkünften, die in Florida eingerichtet wurden. Hunderttausende weitere Menschen hätten sich selbst um eine Notunterkunft gekümmert.
"Irma" hat als Hurrikan der höchsten Kategorie fünf mindestens 25 Menschen in der Karibik in den Tod gerissen. Das US-Hurrikan-Zentrum stufte ihn auf Kategorie drei herunter, warnte aber vor wieder zunehmender Stärke. Laut n-tv Meteorologe Björn Alexander nimmt "Irma" im Lauf der Nacht Kurs auf Florida und erreicht die Florida Keys am Sonntagmittag unserer Zeit "mit voller Wucht". Alexander geht von einer Windgeschwindigkeit von 240 Kilometern pro Stunde aus, Böen könnten knapp 300 Kilometer pro Stunde schnell werden.
Gouverneur Scott forderte alle Bewohner der mehr als 200 Keys-Inseln auf, diese Gegend zu verlassen. Die einzige Landverbindung zwischen den Inseln und dem Festland ist der Overseas Highway. Für Zurückgebliebene wurde eine "letzte" Notunterkunft ohne Schlafmöglichkeit und Verpflegung eingerichtet. Scott warnte, "Irma" werde schlimmer als Hurrikan "Andrew" sein, bei dem 1992 insgesamt 65 Menschen ums Leben gekommen waren. Die Sicherheitsbehörden verlegten 460 Gefängnisinsassen von den Florida Keys aufs Festland. Die Häftlinge wurden mit Bussen nach Palm Beach County gebracht, wie das Büro des örtlichen Sheriffs mitteilte.
"Neben dem Wind muss mit Sturmfluten von ein bis vier Metern Höhe gerechnet werden, vor allem bei den Florida Keys und im Südwesten Floridas", sagt Alexander. Und dann ist da noch der Regen: "Von den Bahamas über Kuba bis nach Florida werden Regenmengen von 200 und 400, örtlich sogar mehr als 500 Litern pro Quadratmeter und entsprechende Überschwemmungen und Erdrutsche erwartet", so der n-tv Meteorologe.
Miami Beach mit seinen normalerweise 100.000 Einwohnern ist eine "Geisterstadt", wie Bürgermeister Phil Levine sagte. Nach aktualisierten Berechnungen muss aber auch in Fort Myers an der Westküste mit höchster Gefahr gerechnet werden. Bürgermeister Randall Henderson sprach von einem "Worst-Case-Szenario". Das Zentrum von "Irma" könnte nach Nordwesten abschwenken, an der Westküste entlangziehen und damit im Gegenzug die Metropolregion Miami vom Schlimmsten verschonen.
Nationalgarde in Alarmbereitschaft
Das US-Militär mobilisierte in Erwartung des Hurrikans Tausende Soldaten. Dem US-Verteidigungsministerium zufolge wurden insgesamt fast 14.000 Angehörige der Nationalgarde in Alarmbereitschaft versetzt. Damit sollen Such- und Rettungsmissionen sowie Evakuierungen unterstützt werden. Mehrere große Marineschiffe bereiten sich auf Hilfseinsätze vor. Die Auswärtige Amt in Berlin steht eigener Aussage zufolge in "engem Kontakt" mit den US-Behörden. In der deutschen Botschaft in Washington D.C. sowie in Atlanta sind Krisenstäbe eingerichtet. Auch in Berlin wird am Sonntagnachmittag ein Krisenstab zusammenkommen.
Nach Angaben der staatlichen Medien zog der Wirbelsturm am Samstag mit Windböen in Geschwindigkeiten von bis zu 256 Stundenkilometern über das Zentrum Kubas. Weite Landstriche wurden laut Medienberichten schwer getroffen, allerdings gab es zunächst keine Informationen über Opfer. Rund eine Million Kubaner wurden vor dem Hurrikan in Sicherheit gebracht, darunter 10.000 ausländische Touristen. Die Kommunikation mit zahlreichen Orten war unterbrochen. In der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Havanna wird mit den stärksten Hurrikan-Schäden seit 1932 gerechnet. Der Meteorologe José Rubiera erklärte im Staatsfernsehen, mit den heftigsten Überschwemmungen sei am Samstag und zum Teil noch am Sonntag zu rechnen. An der berühmten Uferpromenade Malecon in Havanna werden Wellen bis zu acht Meter Höhe befürchtet.
Meteorologen beobachten zwei weitere Atlantik-Stürme, "José" und "Katia". "Katia" traf in der Nacht zu Samstag als Hurrikan der Kategorie eins auf die Ostküste Mexikos und wurde anschließend zum Tropensturm herabgestuft. Nach Angaben des Zivilschutzes kamen zwei Menschen bei einem Erdrutsch in Xalapa, der Hauptstadt des Bundesstaates Veracruz, ums Leben.
"José" bewegt sich als Hurrikan der Kategorie vier auf die bereits von "Irma" schwer getroffenen Karibikinseln zu. Der französische Wetterdienst rief die höchste Unwetterwarnstufe für die Inseln St. Martin und St. Barthélemy aus und warnte die Menschen, "unter keinen Umständen" die Häuser zu verlassen. St. Martin war bereits von "Irma" verwüstet worden.
Quelle: n-tv.de
Tags: