FC Bayern rast zurück in die Zukunft

  19 Oktober 2017    Gelesen: 821
FC Bayern rast zurück in die Zukunft
Zweites Spiel, zweiter Sieg: Der FC Bayern ist unter Jupp Heynckes zurück auf dem Erfolgspfad. Doch auch das Königsklassenspiel gegen Celtic stellt den Trainer nicht zufrieden. Weil sein Team an beiden Spielfeldenden phasenweise rumeiert.
Als der 33 Jahre alte Arjen Robben kurz vor der Halbzeit im jugendlichen Vollsprint Richtung eigene Hälfte rennt, an der Seitenlinie irgendwo kurz hinter der Mittellinie die Heldengrätsche auspackt, den Ball dabei im Spiel hält und ihn sofort wieder nach vorne treibt, da wird offensichtlich: Der FC Bayern hat wieder leidenschaftlich Lust auf Fußball. Statt orientierungs- und lustlosem Frust-Gekicke, gibt's motivierten, gierigen Offensivfußball.

Mit 3:0 (2:0) gewinnen die Münchener nach Toren von Thomas Müller (17.), Joshua Kimmich (29.) und Mats Hummels (51.) gegen Celtic Glasgow auch das zweite Spiel unter ihrem Neu-Altvorderen Jupp Heynckes, der sich nach dem Erfolg nun nicht nur ältester Trainer der Champions League nennen darf, sondern auch ältester siegreicher Trainer der Königsklassen-Geschichte.

Aber so ein richtig glücklicher "Juppilar" war der 72-Jährige nach 1607 Tagen Champions-League-Abstinenz nicht. "Über weite Strecken haben wir gut gespielt, nur eine Unzahl von Torchancen nicht genutzt. Wir haben dann im Gefühl des sicheren Sieges zu viel zugelassen und waren nachlässig. Das muss angesprochen und abgestellt werden", bemängelte er.

Nachlässigkeiten trüben die Stimmung

Gerade in den letzten Minuten erlaubte sich der deutsche Rekordmeister einige ungehörige Nachlässigkeiten. Der immer mal wieder gescholtene Torwart Sven Ulreich parierte gleich mehrfach glänzend, leistete sich aber selbst auch um ein Haar einen schweren Abspielfehler. "Das darf unserer Mannschaft nicht passieren. Wir müssen von der ersten bis zur letzten Minute hellwach sein und defensiv arbeiten", tadelte der Chef-Übungsleiter.

Doch bei aller Kritik: Die Bayern haben sich in 13 Tagen unter Heynckes bereits radikal verändert, von einem verwilderten und phasenweise planlosen Haufen zu einer Mannschaft, die zumindest wieder eine Idee von dem hat, wie sie spielen will und erfolgreich sein kann. "Ich glaube, wir haben schon einiges verbessert. Die Tendenz ist positiv", lobte Arjen Robben, der gegen die Schotten sein 100. Spiel in Europas Eliteliga absolvierte. "Wir wollen vorangehen und uns verbessern, haben zwei Mal zu Null gespielt, das ist wichtig, um die Stabilität wieder zurückzubekommen."

Comeback von Organisation, Spielfreude und Wille

Nach dem 5:0 in der Bundesliga gegen Freiburg und vor allem drei Wochen nach dem vernichtenden 0:3 gegen Paris St. Germain in der Champions League sind die Veränderungen zur Carlo-Ancelotti-Depression unübersehbar: Organisation, Spielfreude und Wille sind wieder klare Bestandteile des Bayern-Spiels. Das Selbstvertrauen wächst. Vor allem bei Thomas Müller, der sich mit mittelgroßen Schritten aus seinem Anderthalbjahres-Tief befreit: "Die Einstellung hat gepasst, wir waren motiviert. Wir haben von Anfang an Gas gegeben und versucht, die Räume, die wir bekommen haben, zu nutzen. Man hat gesehen, dass wir einen Zug nach vorne hatten, auch wenn wir mehr Torchancen hätten herausspielen müssen."

Heynckes baut den FC Bayern zurück für eine erfolgreiche Zukunft: Er setzt auf ein solides 4-2-3-1-System. Jeder Spieler kennt seine Aufgaben, seine Positionen. Jeder Spieler bekommt Aufgaben in der Offensive und der Defensive. Der ausgegebene Matchplan gilt, er wird nicht nach zehn Minuten verworfen wie noch unter dem katalanischen Taktik-Akkordler Josep Guardiola oder scheint nicht, wie unter Ancelotti zuletzt, inexistent. Bei der Aufstellung setzt Heynckes auf eine klare Hierarchie: Wenn alle Spieler fit sind, stehen sieben Triplesieger nach wie vor in der besten Formation (Neuer, Boateng, Martinez, Vidal, Müller, Robben, Ribéry). Die Rotation ist weitgehend außer Dienst. Struktur geht vor Überraschung.

Bislang geht der Umbau am pumpenden Pflichtspielherzen allerbestens auf. Allerdings: Mit Freiburg und Glasgow arbeitete sich die neue bayerische Souveränität an sanfter Gegenwehr ab. Und auch der Hamburger SV am neunten Spieltag der Bundesliga (Samstag, 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) wird die erfolgreiche Heynckes-Therapie nicht erschüttern. Danach aber kracht's im Herzrasen-Tempo: DFB-Pokal bei RB Leipzig (Dienstag, 25. Oktober), Bundesliga-Heimspiel gegen Leipzig (28. Oktober), Champions-League-Auswärtsspiel in Glasgow (31. Oktober) und Liga-Duell bei Borussia Dortmund (4. November). Gut so, findet Joshua Kimmich, denn: "Wir sind so weit, dass wir alle Spiele gewinnen können. Auch gegen solche Teams."

Quelle: n-tv.de

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