Der Wohlstand der Ägypter hing zu dieser Zeit direkt mit dem Nil zusammen. Regenfälle im äthiopischen Hochland verursachten Hochwasser, das für die Landwirtschaft im Niltal lebenswichtig war. Ausführliche Berichte aus dieser Zeit deuten darauf hin, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Ausbleiben der Flut und sozialen Unruhen gab. Die Ursache für das Ausbleiben des Hochwassers war bisher ungeklärt. Die irischen Forscher haben nun untersucht, ob es eine Verbindung zwischen Vulkanausbrüchen, ausbleibenden Regenfällen und soziale Unruhen gibt.
Weniger Regen, weniger Essen
"Die Vulkane, um die es sich handelt, stehen in den Tropen, also beispielsweise in Indonesien. Wenn sie ausbrechen, gelangen Schwefelgase in Atmosphärenschichten in über 10 Kilometern Höhe. Dort reagieren sie zu Schwefelaerosolen und reflektieren die Sonneneinstrahlung, so dass die Temperatur auf der Erde sinkt. Weil kalte Luft weniger Wasser aufnehmen kann, regnet es auch weniger", erklärt Ulrich Cubasch von der Freien Universität Berlin, der an der Studie nicht beteiligt war.
Nach zwei bis drei Jahren würden diese Rückstände abgebaut und gelangten als feiner Staub auf die Erde zurück, führt der Klimatologe aus. In den Eisschichten an Nord- und Südpol würden diese Staubschichten über Jahrtausende konserviert. Wissenschaftler könnten deshalb heute bis auf Jahre genau bestimmen, wann Vulkanausbrüche in der Vergangenheit stattgefunden haben und wie heftig sie waren.
Die Forscher aus Irland griffen für ihre Studie auch auf Daten zum Wasserstand des Nils seit 600 nach Christus zurück. So konnten sie sehr genau bestimmen, dass der Nilpegel in Jahren mit Vulkanausbrüchen durchschnittlich 22 Zentimeter niedriger war als sonst. Anschließend verglichen sie die Daten mit den Berichten, die über die ptolemäische Zeit vorliegen und kamen zu dem Ergebnis, dass Vulkanausbrüche und soziale Unruhen zeitlich häufig nah beieinander lagen. Demnach könnte das fehlende Hochwasser Missernten verursacht haben, die wiederum Hungersnöte hervorriefen, die wiederum zu Unruhen führten.
Skepsis aus Deutschland
Kleopatra hatte sich 30 vor Christus den Römern unterworfen, nachdem Ägypten ein Jahrzehnt mit wiederholtem Niedrigwasser, Hungersnöten, Seuchen, Inflation, Korruption und Landflucht erlebt hatte. Wenige Jahre zuvor - 44 und 46 v. Chr. - gab es den irischen Forschern zufolge zwei Vulkanausbrüche, darunter den größten der vergangenen 2500 Jahre.
"Um Kleopatras Ende wurde schon viel spekuliert. Von allen möglichen Gründen würde ich einen Vulkanausbruch nicht an erster Stelle sehen", sagt hingegen der Althistoriker Holger Sonnabend von der Universität Stuttgart, der an der Studie nicht beteiligt war. Die Schwierigkeiten der ptolemäischen Herrschaft in Ägypten könne man auch ohne die Vulkanausbrüche erklären: eine hohe Steuerlast beispielsweise und soziale Unterschiede zwischen den Landbewohnern und der Bevölkerung florierender Städte wie Alexandria.
Um einen Zusammenhang nachweisen zu können, müsse man genauer hinsehen und beispielsweise für einen konkreten Vulkanausbruch auch in Ägyptens Nachbarstaaten nach Hinweisen suchen.
Quelle: n-tv.de
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