Ryanair will Piloten besser bezahlen

  01 November 2017    Gelesen: 618
Ryanair will Piloten besser bezahlen
Rund 700.000 Passagiere hat die irische Billig-Airline Ryanair mit Flugstreichungen mächtig verärgert. Auch die Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten stehen in der Kritik. Trotzdem blickt die Fluggesellschaft optimistisch in die Zukunft.

Europas größter Billigflieger Ryanair will seinen Piloten deutlich höhere Gehälter zahlen und hält weitere massenhafte Flugstreichungen für nicht nötig. Es gebe keinen Mangel an Piloten, sagte der Chef der irischen Airline, Michael O'Leary, bei der Vorlage der Quartalszahlen in Dublin. Die Rivalin von Easyjet und Lufthansa steht wegen 20.000 Flugstreichungen bis zum Frühjahr und ihrer Arbeitsbedingungen in der Kritik. Am Gewinnziel hält sie fest.

Die Airline hat mehr als 4200 Piloten; allein in diesem Jahr wurden über 900 weitere angeworben. Vertreter der Fluggesellschaft zeigten sich zuversichtlich, genug Personal für den Flugplan im kommenden Sommer zu haben. Piloten seien deutlich höhere Gehälter, bessere Aufstiegschancen, mehr Arbeitsplatzsicherheit und verbesserte Dienstpläne zugesagt worden, sagte der Chef der Airline. Sollten alle Piloten das Angebot annehmen, koste dies Ryanair etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Sie wären damit laut O'Leary klar besser gestellt als etwa Piloten des Konkurrenten Norwegian. Den Gewerkschaften warf der Ryanair-Chef Desinformation vor.

Das Streichen der zahlreichen Flüge hatte Ryanair mit Fehlern beim Erstellen der Dienstpläne begründet: Die Urlaubszeiten der Piloten seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Etwa 700.000 Passagiere sind von den Streichungen betroffen. Die britische Zivilluftfahrtbehörde CAA (Civil Aviation Authority) hatte der Fluggesellschaft zwischenzeitlich "permanente Irreführung" vorgeworfen. Ryanair habe Passagiere bei der massenhaften Streichung von Flügen nicht ausreichend über ihre Rechte informiert. Der Billigflieger steht unter Druck, ausreichend Piloten für seine ehrgeizigen Wachstumsziele zu rekrutieren. Es gibt schon lange Streit um Gehälter und Arbeitsbedingungen.

Arbeitsbedingungen "schlicht illegal"

Erik Fengler flog von 2011 bis 2013 bei Ryanair und wirft der Airline "Rosinenpickerei" vor. "Ich musste eine Firma gründen, um dort arbeiten zu können", sagte der Pilot. Das sei unfairer Wettbewerb gegenüber anderen Fluglinien, die ihr Personal besser stellten.

Trotz der zahlreichen Flugstreichungen bis zum Frühjahr hält Ryanair an seinem Gewinnziel fest. O'Leary erwartet bis Ende März 2018 einen Überschuss von 1,4 bis 1,45 Milliarden Euro. Rückerstattungen und Entschädigungen für die gestrichenen Flüge dürften zwar das Ergebnis belasten. Die Ticketpreise im Winter würden aber nicht ganz so stark fallen wie zuletzt angenommen, sagte O'Leary. Die Flugtickets werden im Winterhalbjahr bis Ende März demnach im Schnitt um vier bis sechs Prozent billiger werden als ein Jahr zuvor. Bisher war Ryanair von einem Rückgang um fünf bis sieben Prozent ausgegangen.

Im wichtigen Sommerquartal bis Ende September, das bei Ryanair das zweite Geschäftsquartal ist, musste der Billigflieger beim Gewinn allerdings etwas zurückstecken. Während der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zulegte, ging der Überschuss um zwei Prozent auf 895 Millionen Euro zurück.

Besorgt über zähe Brexit-Verhandlungen

Die Gewerkschaft Ufo hatte das Unternehmen kürzlich zu Tarifverhandlungen für die 700 bis 1000 in Deutschland stationierten Flugbegleiter aufgefordert. Die Ryanair-Bedingungen seien in Deutschland "schlicht illegal". Die Gewerkschaft wirft Ryanair vor, Flugbegleiter in Deutschland nach irischem Recht zu beschäftigen. Das ermögliche kurze Kündigungsfristen, weniger Urlaub und dauerhafte Anstellung in Leiharbeit.

Ryanair verschaffe sich durch Lohndumping und Umgehung gesetzlicher Bestimmungen unfaire Wettbewerbsvorteile. Das Unternehmen lehnt Tarifverhandlungen mit Gewerkschaften ab. Nach Angaben von O'Leary braucht Ryanair wie andere Airlines auch möglichst schnell Klarheit darüber, unter welchen Bedingungen Großbritannien Ende März 2019 aus der EU austreten wird. Dies habe Folgen für den Luftverkehr. Man sei besorgt über die zähen Brexit-Verhandlungen.

Quelle: n-tv.de

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