Peking zerschlägt Mini-Nato

  25 November 2017    Gelesen: 905
Peking zerschlägt Mini-Nato
Chinas Chefdiplomat Wang Yi hatte bei den Verhandlungen mit seiner südkoreanischen Amtskollegin in Peking alle Trümpfe in der Hand: Der Streit um die US-amerikanischen THAAD-Raketen hatte dazu geführt, dass die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Peking und Seoul eingefroren wurden. Jetzt ist eine Lösung in Sicht.
Von der Eiszeit zwischen den beiden Ländern ist vor allem die Wirtschaft Südkoreas betroffen, wie die Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ schreibt: Südkoreanische Firmen dürfen in China nur noch unter Einschränkungen arbeiten. Und chinesische Reiseanbieter sind angehalten, weniger Reisen nach Südkorea zu verkaufen.

Diesen Maßnahmen war ein Streit zwischen Peking und Seoul um die Stationierung US-amerikanischer THAAD-Raketen auf südkoreanischem Boden vorausgegangen. Diesen zu schlichten sei vor allem im Interesse Südkoreas, so die Zeitung. Nun haben sich der chinesische Außenminister Wang Yi und seine südkoreanische Amtskollegin Kang Kyung-wha in Peking getroffen.

Doch schon vor dem Treffen hatte Südkorea wichtige Zugeständnisse gemacht. Zum einen sollen keine weiteren THAADs außer den bereits vorhandenen in Südkorea stationiert werden. Zum anderen verspricht Seoul, sich dem regionalen Raketenabwehrsystem unter US-Führung nicht anzuschließen. Und drittens: Südkorea verzichtet auf die Beteiligung an der trilateralen Militärkooperation mit Washington und Tokio – eine Art „Mini-Nato“, wie ein chinesischer Armee-Experte den Zusammenschluss laut dem Blatt bezeichnete.

Nun müssten den Versprechen auch Taten folgen, mahnte der chinesische Außenminister seine südkoreanische Amtskollegin laut der Zeitung. Die US-amerikanischen THAADs haben das Vertrauen zwischen den beiden Nachbarländern offensichtlich untergraben.

Können sich Peking und übrigens auch Moskau auf die Zusagen aus Seoul wirklich verlassen, dass die US-Raketen keine Gefahr für sie darstellen?

Der Nahost-Experte Pawel Kamennow von der Russischen Akademie der Wissenschaften sagte im Gespräch mit der „Nesawissimaja gazeta“: „Die US-Amerikaner haben diese Raketensysteme nicht isoliert hingestellt. Sie werden in das Raketenabwehrsystem in Asien eingebunden. Für eine verlässliche Garantie, dass diese Systeme gegen China nicht angewendet werden, halte ich diese Zusagen daher nicht.“

Aber: Die Reichweite der THAAD-Raketen betrage gerademal 200 Kilometer, erinnert der Experte. „Sie sind offenkundig gegen Nordkorea gerichtet.“ Doch ihre Radare sehen weiter – bis zu 400 Kilometer weit. So könnten die US-Amerikaner China auf lange Distanz ausspionieren, „auch wenn die Raketen gegen Pjöngjang schützen sollen“, so der Analyst laut der Zeitung.

Quelle: sputniknews

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