"Venezuela hat gewonnen", schrieb Oppositionsführer Henrique Capriles im Kurznachrichtendienst Twitter. "Wir haben immer gesagt, dies ist der Weg: Bescheidenheit, Reife und Gelassenheit." MUD-Chef Jesús Torrealba sagte nach dem Sieg, der "Wandel in Venezuela" habe nun begonnen. "Das Volk hat klar gesprochen, die venezolanischen Familien sind es Leid, mit den Konsequenzen des Scheiterns zu leben."
Die Opposition galt bereits seit Monaten als Favoritin der Wahl. Sie profitierte von der allgemeinen Unzufriedenheit in der Bevölkerung angesichts der schweren Wirtschaftskrise. Im stark vom Ölexport abhängigen Venezuela herrscht angesichts der gefallenen Ölpreise eine schwere Wirtschaftskrise. Maduro sprach nach der Wahl von einem Sieg einer "Gegenrevolution" und einem "Krieg". Die Äußerung erfolgte mit Blick auf einen seiner Ansicht nach von den USA unterstützten "Wirtschaftskrieg" von Unternehmen gegen sein Land.
Trotz der Sorge vor Unruhen in dem von Gewalt geprägten südamerikanischen Land verlief die Wahl ohne größere Zwischenfälle. 19,5 Millionen Venezolaner waren am Sonntag zur Wahl aufgerufen. Der Wahlkommission zufolge lag die Wahlbeteiligung bei 74,25 Prozent und sei damit "außerordentlich hoch" gewesen. Die Verkündung der offiziellen Wahlergebnisse wurde in mehreren Stadtteilen der Hauptstadt Caracas mit Freudenschreien und Feuerwerkskörpern begrüßt.
Die Opposition hatte angekündigt, rasch einen Volksentscheid zur Abwahl Maduros anzuberaumen, dessen Amtszeit eigentlich erst im Jahr 2019 endet. Geplant sind zudem Wirtschaftsreformen, die im ersten Halbjahr 2016 beschlossen werden sollen. Außerdem plant das Oppositionsbündnis eine Amnestie für 75 politische Gefangene. Unklar ist derzeit allerdings, inwieweit es dem MUD-Bündnis gelingt, seine Pläne im Kongress umzusetzen, da Maduro angekündigt hatte, seine sozialistische Politik vorantreiben zu wollen.
Der Sieg der Opposition ist ein historischer Wandel in Venezuela, nachdem das Land seit 1999 vom Chávismus des langjährigen und 2013 verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez geprägt war.
Beobachtern zufolge könnten die veränderten Machtverhältnisse in Venezuela Teil eines größeren Rechtsrucks in der gesamten Region darstellen. Erst im November hatte in Argentinien der wirtschaftsliberale Oppositionskandidat Mauricio Macri die Präsidentschaftswahl gewonnen. Damit beendete er eine zwölf Jahre dauernde Ära, die zunächst Néstor und anschließend Cristina Kirchner als Staatschefs geprägt hatten, beide Verbündete des Chávismus. In Brasilien läuft ein Amtsenthebungsverfahren gegen Staatschefin Dilma Rousseff von der Arbeiterpartei.
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