Appetitmacher von der Automesse in LA

  30 November 2017    Gelesen: 879
Appetitmacher von der Automesse in LA
Dass man in den USA andere Autos fährt als hierzulande, ist bekannt. Und dass da einiges dabei ist, was sich auch auf deutschen Straßen nicht schlecht machen würde, überrascht auch nicht. Hier fünf Autos von der LA Auto Show, die Begehrlichkeiten wecken.
Los Angeles ist nicht die Automesse, bei der die Hersteller ein Feuerwerk der Neuheiten abbrennen. Vielmehr ist sie ein würdiger Abschluss eines jeden Autojahres. Dennoch gibt es hier in Kalifornien Fahrzeuge zu sehen, die den Weg nach Europa nie geschafft oder sich von dort verabschiedet haben oder irgendwann dort auftauchen könnten. Wenn man die Messe unter diesem Blickwinkel durchschreitet, findet man dann auch das eine oder andere Vehikel, das sich auf deutschen Straßen nicht schlecht machen würde und mit Blick auf die in den USA aufgerufenen Preise echte Begehrlichkeiten weckt.

Lincoln Nautilus

Ganz oben auf der Liste des Autors steht da der Lincoln Nautilus. Eines der wenigen Fahrzeuge, das in LA seine Premiere feiern durfte. Die Edeltochter von Ford präsentierte nämlich nicht ohne Stolz den 4,55 Meter langen Nachfolger des MKC. Insofern kann man den Amerikanern jetzt vorwerfen, dass es sich hier lediglich um ein großes Facelift handelt. Ja, stimmt. Tut dem Umstand aber keinen Abbruch, dass das SUV mit dem Namen, den auch Kapitän Nemos U-Boot trug, echt schick aussieht.

Die Front wird von einem einteiligen Kühlergrill geprägt, der vor Chrome nur so strotzt und in dessen Mitte ein Lincoln-Logo opulent strahlt. Flankiert wird das Ganze von LED-Scheinwerfern. Apropos LED: Das Leuchtband am Heck hatte Lincoln schon vor Audi. Ganz wichtig sind bei Luxuslinern in den USA natürlich die Triebwerke. Während der bullige 2,7-Liter-V6-Turbomotor mit 355 PS die Leistungsspitze bildet, steht als Basistriebwerk ein Zweiliter-Vierzylinder mit 245 PS bereit. Die Kraftverteilung an alle vier Räder erfolgt in beiden Fällen über eine Achtgangautomatik. Bei Nichtgebrauch werden die Hinterräder allerdings entkoppelt und der Nautilus rauscht als Fronttriebler über den Asphalt.

Auch bei der Sicherheitsausstattung hat Lincoln im Vergleich zum MKC zugelegt. Ein adaptiver Tempomat mit Stauassistent ist ebenso zu haben wie ein Spurhalteassistent. Über digitale Kombiinstrumente und ein neues Infotainmentsystem muss gar nicht geredet werden. Das ist natürlich genauso Serie wie mannigfach elektrisch verstellbaren Sitze. Was der Nautilus kostet, ist noch nicht bekannt, der MKK stieg mit etwa 45.465 Dollar, also 38.260 Euro ein. Ein BMW X3, der übrigens 10 Zentimeter länger ist, steigt mit 40.050 Euro ein, ist aber für den Preis noch ziemlich karg ausgestattet.

Chevrolet Colorado ZR2

Nun wer es es karg mag, der entscheidet sich ja auch gerne für einen Pick-up. Und derer gibt es ja inzwischen auch in Europa nicht wenige. Nissan hat mit der Weitergabe seiner Plattform, die auch der Navara nutzt, nun auch Renault mit dem Alaskan und Mercedes mit der X-Klasse in die Riege der Pick-up-Hersteller geholt. Fiat macht mit dem Fullback sein eigenes Ding, während VW mit dem Amarok und Toyota mit dem Hilux schon lange ein Eisen im Feuer hat. Wo, wenn nicht auf einer Automesse in den USA kann man vergleichbare Fahrzeuge finden, die sich auch bei uns gut machen würden?

Einer dieser Vertreter ist der Chevrolet Colorado ZR2. Am besten in der Midnight and Dusk Edition. Da rollt der mittelgroße Pick-up auf 17-Zoll-Rädern und trägt eine schwarze Sportbar mit LED-Offroad-Beleuchtung. Damit der ZR2 auch richtig ins Gelände kann, wurde er 12,7 Zentimeter angehoben und die Spur um 9 Zentimeter verbreitert. Die Radaufhängung wurde ebenfalls für den Geländegang verändert und die Stoßdämpfer mit positionsabhängigen Steuerventilen versehen. Was nichts anderes heißt, als dass der ZR2 auch mit voller Zuladung noch ins Grobe darf. Dafür gibts dann auch ein elektronisches Sperrdifferenzial, eine Bergabfahrhilfe und Unterfahrschutz aus Aluminium.

Optisch wurde das Ganze richtig aggressiv verpackt, Motorhaube, Kühlergrill, Front- und Heckstoßfänger entsprechend modifiziert. Unter der Haube arbeitet der Standard-3,6-Liter-V6 mit 308 PS. Die Kraftverteilung erfolgt ebenfalls über eine Achtgang-Automatik. Wer will, kann sich aber auch für einen 2,8-Liter-Turbodiesel entscheiden. Und weil man auch bei Pick-ups der Zukunft zugewandt ist, gibts 4G LTE, Apple CarPlay und Android Auto ebenso wie einen Kollisionswarner und einen Spurverlassenswarner. Und nun zum Preis: Der Colorado startet ab 23.763 Dollar, also etwa 20.000 Euro. Das ZR2-Paket gibt’s für zusätzlich 3425 Dollar, also 2882 Euro.

Genesis G80

Kaum ein Mensch in Deutschland hat die Marke Genesis auf dem Schirm. Das ist die Nobelmarke von Hyundai, die in den USA bereits sehr erfolgreich ist und Lexus und Infiniti gerade dort mächtig in die Suppe spuckt. Mit dem G80 haben die Koreaner 2016 nach dem G90 eine sehr schicke Mittelklasse-Limousine auf den Markt gebracht, die locker im Oberhaus einer Mercedes E-Klasse oder BMW 5er mitfahren kann.

Das zeigt sich nicht nur bei der Länge, die mit 4,99 Metern der des neuen Mercedes CLS entspricht, sondern auch bei den Motoren. Den Einstieg macht ein Vierzylinder mit immerhin 245 PS und 353 Newtonmeter maximalem Drehmoment. Spannender wird dann aber der V6, den es mit 3,3 Liter Hubraum in zwei Leistungsstufen gibt, mit 281 PS und 370 PS. Der V6 mit 3,7 Liter Hubraum leistet hingegen nur 315 PS. Die Leistungsspitze bildet ein 5,0-Liter-V8 mit 426 PS. Die Kraftverteilung erfolgt bei allen Motorisierungen automatisch über acht Stufen und geht wahlweise an die Hinterachse oder an alle vier Räder.

Zugegeben: Mit Blick auf die Armaturen ist der G80 noch nicht so weit wie die deutsche Konkurrenz. Hier gibt es noch keine digitalen Rundinstrumente und auch der Tochscreen in der Mittelkonsole ist größentechnisch überschaubar. Dennoch wirkt alles sehr aufgeräumt und übersichtlich. Die Knöpfe und Schalter haben angenehme Druckpunkte und die Sitze machen bei der Sitzprobe einen angenehm straffen und dennoch komfortablen Eindruck.

Auch der Platz in der zweiten Reihe ist großzügig, der Kofferraum mit 434 Litern allerdings deutlich kleiner als im 5er BMW. Und was kostet der G80 in den USA? Gestartet wird hier bei 41.750 Dollar, also 35.137 Euro. Da träumen Mercedes- und BMW-Kunden von. Apropos: ab 2019 will Genesis dann auch nach Deutschland kommen, mit einem ganz neuen Modell. Man darf gespannt sein.

Honda Accord

Bevor wir zu einem echten Monster-SUV kommen, soll auf einen neu Aufgelegten und in Europa Verflossenen geblickt werden: auf den Honda Accord. Vor nicht allzu langer Zeit vom Markt verschwunden, feiert der Japaner in den USA anhaltende Erfolge. Seit immerhin 42 Jahren behauptet er sich auf dem US-Markt und wurde dort in all seinen Modellvarianten 11 Millionen Mal verkauft. Der Rest der Welt wollte den Accord im gleichen Zeitraum nur zwei Millionen Mal.

Komisch, dabei sieht der Wagen nicht schlecht aus. Hat Platz und bietet modernste Technik bis hin zum Hybrid. Wen wundert es also, dass der Accord neben dem Toyota Camry in Nordamerika zum Auto des Jahres gewählt wurde.

Der Accord ist bescheiden mit drei Motoren unterwegs: neben dem Hybridantrieb sind das zwei direkteinspritzende Vierzylinder-Benziner mit Turboaufladung. Der 1,5-Liter-Benziner leistet 194 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment, der Zweiliter 256 PS und 370 Newtonmeter Drehmoment. Bei den Verbrennern übernimmt wahlweise eine Zehngang-Automatik oder ein Sechsgang-Schaltgetriebe die Kraftübertragung. Der Hybrid erhält das stufenlose CVT-Getriebe, was nicht zwingend die beste Wahl ist.

Die Instrumente werden auf einem Siebenzoll-TFT-Display dargestellt, das Infotainment wird über ein auf dem Armaturenbrett angebrachtes Achtzoll-Touchscreen-Display bedient, das über Apple CarPlay und Android Auto mit gängigen Smartphones gekoppelt werden kann. Mit an Bord sind auch ein Wifi-Hotspot und ein Notfallassistent. Und das alles gibt es im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ab 26.614 Dollar, 22.455 Euro.

Infiniti QX80

Nun aber zu dem Monster-SUV der Luxusklasse. Seit 1996 gebaut wuchs dieses SUV mit jedem Modellwechsel. Inzwischen misst es 5,34 Meter, ist 1,92 Meter hoch und 2,0 Meter breit, was bis zu acht Menschen im Innenraum Platz bietet. Optisch ist dieses Riesen-SUV streitbar. Es wirkt wie ein Bodybuilder, bei dem die Muskulatur nicht an allen Stellen so gewachsen ist, wie man es sich gewünscht hätte. Aber vielleicht zieht gerade das die Blicke auf sich, denn so richtig vergleichbar ist der QX80 mit keinem anderen Fahrzeug.

Unter der Haube gibt es auch nur ein Aggregat: einen 5,6-Liter-V8 mit 405 PS, das 560 Newtonmeter bereitstellt, die entweder an die Hinterachse oder über eine Siebengang-Automatik an alle vier Räder geleitet werden. Allerdings beschleunigt sich das Dickschiff in beachtlichen 7,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und wird bis zu 210 km/h schnell.

Im Innenraum herrscht entsprechend dem Anspruch Luxus. Standard sind Ledersitze, Drei-Zonen-Klimaautomatik, Bose-Soundsystem, Navi, elektrische Heckklappe, Einparkhilfe mit 180-Grad-Kamera. Nur bei den neuesten Assistenzsystemen hängen die Japaner noch etwas hinterher. Kostenpunkt für den QX80 sind 63.850 Dollar, also 53.872 Euro. Viel Geld? Nicht für dieses Monster.

Quelle: n-tv.de

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