In dem Schreiben bittet Philaret, der nach seiner Abspaltung im Jahr 1992 zusammen mit seinen Gleichgesinnten von der Russisch-orthodoxen Kirche ausgeschlossen wurde, das Moskauer Patriarchat darum, „sämtliche Entscheidungen über die Exkommunikation“ außer Kraft zu setzen, um die „Teilung zu beenden“ und „wieder Frieden zwischen den orthodoxen Christen und Aussöhnung zwischen den Völkern zu erreichen“.
Zum Schluss schreibt Philaret: „Ich bitte um Vergebung für alles, woran ich mich versündigt habe, und vergebe allen.“
Metropolit Ilarion, Sprecher der Russischen Kirche, sagte am Freitag, das Konzil habe Philarets Brief als dessen Bereitschaft zu Verhandlungen aufgenommen, „um die bedauernswerte, seit einem Vierteljahrhundert andauernde Kirchenteilung zu beenden“. Das Konzil habe hierfür eine Kommission gebildet.
Der Metropolit von Kiew Philaret war nach dem Tod von Patriarch Pimen im Jahr 1990 vorübergehend kommissarisches Oberhaupt der Russisch-orthodoxen Kirche. Nachdem er bei der Wahl nicht im Amt bestätigt wurde, machte er sich für mehr Selbständigkeit der ukrainischen Kirche stark. Im Jahr 1992 sagte sich Philaret von der Russisch-orthodoxen Kirche definitiv los und gründete die Ukrainisch-orthodoxe Kirche des Kiewer Patriarchats, die von der Mehrheit der anderen orthodoxen Kirchen nie anerkannt wurde.
Gegner halten Philaret vor, nicht als Geistlicher, sondern zunehmend als Politiker aufzutreten. So unterstützte er den nationalistisch geprägten Umsturz in Kiew im Februar 2014. Nach dem Unabhängigkeitsreferendum in der ostukrainischen, hauptsächlich von Russischstämmigen bewohnten Region Donbass, sagte Philaret hingegen, wer dort für die Unabhängigkeit gestimmt habe, solle „mit Blut bezahlen“.
Russland sieht Philaret und seine Anhänger zudem als Drahtzieher der gewaltsamen Besetzung von orthodoxen Gotteshäusern in der Ukraine. Nach Angaben des Moskauer Patriarchats haben die Abtrünnigen in den letzten Monaten mindestens 40 Kirchen an sich gerissen. Philaret rechtfertigte die Besetzung der Kirchen als einen „freiwilligen Wechsel“ der Gläubigen zum Kiewer Patriarchat.
Nach Angaben der Meinungsforschungsfirma Ukrainian Sociology Service bekennen sich knapp 40 Prozent der ukrainischen Christen (Stand November 2016) zum Moskauer Patriarchat. Zum nicht anerkannten Kiewer Patriarchat bekennen sich demnach 25 Prozent der Befragten.
Quelle:sputnik.de
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