Betrieb türkischer US-Konsulatsmitarbeiter Spionage?

  02 Dezember 2017    Gelesen: 767
Betrieb türkischer US-Konsulatsmitarbeiter Spionage?
Laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu hat der in Istanbul verhaftete türkische US-Konsulatsmitarbeiter Metin Topuz ein umfassendes Geständnis abgelegt. Den Aussagen zufolge gibt es auch eine Verbindung zum Korruptionsskandal von 2013 in der Türkei, die derzeit wieder in die Schlagzeilen gerät, weil der iranisch-türkische Goldhändler Reza Zarrab zuerst als mutmaßlicher Verdächtiger eine Anklage drohte, nun aber als Kronzeuge in den USA vor Gericht steht.
Ankara / TP - Der Anfang Oktober in Istanbul inhaftierte US-Konsulatsmitarbeiter Metin Topuz soll laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu ein umfassendes Geständnis abgelegt haben. Die Aussagen legen nahe, dass der seit 1993 im Istanbuler US-Generalkonsulat angestellte Topuz hochrangige türkische Polizeibeamte und Beamte der Finanzaufsichtsbehörde in die USA begleitet zu haben. Dabei soll es nicht um zwischenstaatlichen Informationsaustausch oder Seminarteilnahme gegangen sein, sondern um Informationen einseitig weiterzugeben. Dem Bericht nach handelt es sich offenbar um eines der größten Spionagefälle der Türkei seit Jahrzehnten, die zudem in Zusammenhang mit der Gülen-Bewegung stehen.

Anadolu berichtet weiter, dass der seit Anfang Oktober inhaftierte Metin Topuz mit einigen hochrangigen Polizeibeamten und Beamten anderer staatlicher Behörden im engen Kontakt stand sowie auch in die USA begleitete. Topuz soll seit September 2012 so u.a. die hochrangigen Beamten Yakup Saygılı, Yasin Topçu sowie Ibrahim Şener mit US-Beamten der Drogenfahndung DEA zusammengebracht haben. Einem der Beamten, Ibrahim Şener, der derzeit wegen Mitgliedschaft in der Fethullahistischen Terrororganisation in Untersuchungshaft sitzt, wird u.a. konkret der Vorwurf gemacht, die Abhöraktionen im Ankaraner Regierungsviertel authorisiert und die Informationen an ausländische Staaten und der Gülen-Bewegung (FETÖ) weitergegeben zu haben, die letztendlich zur Operation "Korruptionsskandal von 2013" verwendet worden sein sollen.

Den weiteren Aussagen von Topuz sei auch zu entnehmen, dass die türkischen Beamten mit dem damaligen US-Generalstaatsanwalt Daniel Grooms und anderen hochrangigen US-Beamten in Washington und New York zusammenkamen. Topuz habe zugegeben, dass das Treffen dazu diente, Informationen aus der Türkei weiterzugeben.

Alle genannten türkischen Beamten stehen unmittelbar unter Verdacht, nicht nur den Boden für den Korruptionsskandal von 2013 geebnet, sondern auch seit 2015 über die Pläne zum Umsturz der amtierenden Regierung gewusst zu haben. Der ehemalige stellvertretende Polizeidirektor Yasin Topçu sitzt ebenso wie der Direktor der Finanzaufsichtbehörde Yakup Saygılı in Untersuchungshaft. Ende September berichteten türkische Medien, dass die Beamten mit dem Kurznachrichtendienst "ByLock" Kontakt mit der FETÖ unterhielten. Gesprächsinhalte, die auszugsweise veröffentlicht wurden, sollen belegen, dass der Putschversuch von langer Hand geplant worden war und bis ins Jahr 2015 zurückreicht.

Renomierte Experten wie der Journalist der Tageszeitung "Hürriyet", Abdulkadir Selvi oder der ehemalige CHP-Abgeordnete Şükrü Elekdağ gehen davon aus, dass die Informationen die von Gülenisten gesammelt wurden, in die USA weitergeleitet wurden und seit neuestem auch in den USA vor Gericht Verwendung finden. Das sollen vor allem Informationen über Politiker, Unternehmenseigner, ja sogar streng geheime Staatsgeheimnisse sein, die unter anderem die Armee, den Nachrichtendienst sowie das Präsidialamt der Türkei direkt betreffen.
Topuz spielt dabei laut Medienberichten eine Zentrale Rolle. Konkretisiert werden die Verbindungen und Beziehungen von Topus zu bislang 121 FETÖ-Mitgliedern. Eine weitere Rolle soll Topuz in Zusammenhang mit der international tätigen staatseigenen türkischen Halkbank gespielt haben. Hier soll Topuz Informationen beschafft haben, um die Bank zu diskreditieren und unseriös wirken zu lassen. Gegen den stellvertretenden Direktor der Halkbank ist derzeit ein Prozess in den USA anhängig, in der auch Reza Zarrab eine unmittelbare Rolle spielte, bis er vom Angeklagten zum Kronzeugen erklärt wurde.

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