Zschäpe-Aussage im NSU-Prozess am Mittwoch

  08 Dezember 2015    Gelesen: 584
Zschäpe-Aussage im NSU-Prozess am Mittwoch
Beate Zschäpe will in ihrer mit Spannung erwarteten Aussage im NSU-Prozess zu allen Anklagepunkten Stellung beziehen. Ihre Verteidiger Mathias Grasel sagte im Bayerischen Rundfunk, er werde eine umfangreiche Erklärung seiner Mandantin verlesen. "Diese Erklärung wird sich mit allen angeklagten Punkten beschäftigen, und wir werden da auf jeden einzelnen Punkt eingehen".
Die Verteidigung entschied inzwischen, die Erklärung am Mittwoch abzugeben, wie Grasels Kanzlei mitteilte. Der Verteidiger sagte dem BR, konkret werde es darum gehen, was Zschäpe gewusst habe und worin sie involviert gewesen sei. Die Verlesung werde zwischen einer und eineinhalb Stunden dauern. Im Anschluss daran bekomme das Gericht die Möglichkeit, Fragen zu stellen, die aber voraussichtlich nicht von Zschäpe selbst, sondern von ihm und seinem Kollegen Herrmann Borchert beantwortet werden würden.

Grasel rechtfertigte die von Zschäpes ursprünglichen drei Pflichtverteidigern abgelehnte Aussage der mutmaßlichen Rechtsterroristin mit der Überzeugung, dass "Schweigen hier nicht mehr die richtige Strategie ist, sondern dringend eine Erklärung geboten ist". "Das entspricht im Übrigen auch dem ursprünglichen Wunsch von Frau Zschäpe, der bereits seit Ihrer Verhaftung im Jahr 2011 so existierte", sagte der Verteidiger weiter. Zschäpe hatte nach ihrer Verhaftung gesagt, sie habe sich nicht gestellt, um zu schweigen.

Zschäpe ist der Mittäterschaft an allen zehn Morden angeklagt, die dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zur Last gelegt werden. Bisher gibt es keine Erkenntnisse, dass sie an einem der Tatorte der Morde war. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 2011 mutmaßlich durch Suizid ums Leben gekommenen NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die Morde verübt haben.

Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt, weil sie durch das Aufrechterhalten einer bürgerlichen Fassade das Leben im Untergrund des NSU-Trios ermöglicht haben soll. Laut Anklage soll sie außerdem 2011 das letzte Versteck des Trios in Brand gesetzt und damit eine schwere Brandstiftung verübt haben.

Der NSU-Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Nach der Erklärung Zschäpes und deren Antworten auf die Fragen will sich auch der mutmaßliche NSU-Helfer Ralf Wohlleben zu allen Vorwürfen der Anklage äußern. Auch Wohlleben machte bisher von seinem Schweigerecht Gebrauch. Die Verteidiger des ehemaligen NPD-Funktionärs erklärten nun erklärt, dass ihr Mandant nach Zschäpe jederzeit zur Aussage bereit sei.

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