Grasel rechtfertigte die von Zschäpes ursprünglichen drei Pflichtverteidigern abgelehnte Aussage der mutmaßlichen Rechtsterroristin mit der Überzeugung, dass "Schweigen hier nicht mehr die richtige Strategie ist, sondern dringend eine Erklärung geboten ist". "Das entspricht im Übrigen auch dem ursprünglichen Wunsch von Frau Zschäpe, der bereits seit Ihrer Verhaftung im Jahr 2011 so existierte", sagte der Verteidiger weiter. Zschäpe hatte nach ihrer Verhaftung gesagt, sie habe sich nicht gestellt, um zu schweigen.
Zschäpe ist der Mittäterschaft an allen zehn Morden angeklagt, die dem Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) zur Last gelegt werden. Bisher gibt es keine Erkenntnisse, dass sie an einem der Tatorte der Morde war. Die Ermittler gehen davon aus, dass die 2011 mutmaßlich durch Suizid ums Leben gekommenen NSU-Mitglieder Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos die Morde verübt haben.
Zschäpe ist als Mittäterin angeklagt, weil sie durch das Aufrechterhalten einer bürgerlichen Fassade das Leben im Untergrund des NSU-Trios ermöglicht haben soll. Laut Anklage soll sie außerdem 2011 das letzte Versteck des Trios in Brand gesetzt und damit eine schwere Brandstiftung verübt haben.
Der NSU-Prozess wird am Dienstag fortgesetzt. Nach der Erklärung Zschäpes und deren Antworten auf die Fragen will sich auch der mutmaßliche NSU-Helfer Ralf Wohlleben zu allen Vorwürfen der Anklage äußern. Auch Wohlleben machte bisher von seinem Schweigerecht Gebrauch. Die Verteidiger des ehemaligen NPD-Funktionärs erklärten nun erklärt, dass ihr Mandant nach Zschäpe jederzeit zur Aussage bereit sei.
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