Ein Gericht hatte zuvor Tolus Freilassung aus der Untersuchungshaft angeordnet. Tolu sagte, sie sei sehr glücklich, aber auch sehr erschöpft. Nun hoffe sie, dass auch der in der Türkei inhaftierte "Welt"-Korrespondent Deniz Yücel bald freikomme.
Tolu wurde nach über sieben Monaten in türkischer Haft gegen Auflagen auf freien Fuß gesetzt. So darf sie das Land nicht verlassen und muss sich jeden Montag bei den Behörden melden. Ihr werden Mitgliedschaft in einer Terrororganisation und Terrorpropaganda vorgeworfen. Darauf stehen bis zu 20 Jahre Haft. Sie selbst hat die Vorwürfe von sich gewiesen. Die Bundesregierung wirft der Türkei vor, Tolu und weitere Deutsche aus politischen Gründen eingesperrt zu haben.
Merkel: Keine komplett gute Nachricht
Kanzlerin Angela Merkel sagte, dies sei aber "keine komplett gute Nachricht", weil Tolu das Land nicht verlassen dürfe und der Prozess fortgesetzt werde. Außenminister Sigmar Gabriel begrüßte die Freilassung Tolus. Dies sei ein erster großer Schritt, sagte er im ARD am Abend. Es sehe so aus, als ob man in der Beziehung zur Türkei "Schritt für Schritt kleine Fortschritte" mache. Beide Seiten bemühten sich, angemessen miteinander umzugehen. Von einer Normalisierung der Beziehungen könne man noch nicht sprechen. Aber "kleine Schritte seien besser als keine".
Der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge ist der nächste Anhörungstermin für Tolu für den 26. April angesetzt. Tolu war Ende April diesen Jahres festgenommen worden. Nach Angaben der Linken-Abgeordneten und Prozessbeobachterin Heike Hänsel muss sich Tolu jeden Montag bei den Behörden melden.
Verhältnis abgekühlt
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Bundesregierung werde sich weiter für die Freilassung Yücels einsetzen. Für eine Neubewertung der deutsch-türkischen Beziehungen sei es zu früh. Die türkischen Behörden stehen wegen ihres Vorgehens gegen mutmaßliche Unterstützer des gescheiterten Militärputsches im vergangenen Jahr international in der Kritik.
Der Menschenrechtler Peter Steudtner war im Oktober aus türkischer Haft freigekommen. Am Montag stellte die Polizei Haftbefehle gegen 106 Personen aus, die als Heiratsvermittler für die Bewegung des Predigers Fethullah Gülen gearbeitet haben sollen. Die Türkei wirft Gülens Bewegung vor, hinter dem gescheiterten Putsch zu stecken. Der Geistliche weist dies zurück.
Nach dem Putschversuch wurden in der Türkei 50.000 Menschen unter dem Verdacht festgenommen, Kontakte zur Gülen-Bewegung zu unterhalten. Rund 150.000 Menschen wurden entlassen oder freigestellt.
n-tv.de
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