Konkrete Zahlen könne die Regierung nicht nennen, da die Daten von Kindern unter 14 Jahren, die mit ihren Eltern ausgereist seien, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erfasst würden. Außerdem sei die Zahl der Kinder, die in Syrien oder dem Irak zur Welt gekommen seien, nicht zu beziffern. Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic kritisierte die Angaben deshalb als unzureichend. Die Bundesregierung berufe sich auf vage Informationen, ohne sich selbst eine Faktenbasis zu schaffen. Dabei benötige man dringend fundierte Erkenntnisse, damit eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft gelingen könne. Mihalic forderte ein bundesweites Präventionsnetzwerk. Radikalisierung müsse bekämpft werden, "bevor sie sich in konkreten Anschlägen entlädt", mahnte sie.
Der Bundesverfassungsschutz hatte bereits im Oktober gewarnt, dass minderjährige Rückkehrer in Deutschland zu einer neuen Generation von IS-Kämpfern heranwachsen könnten. "Wir sehen die Gefahr, dass Kinder von Dschihadisten islamistisch sozialisiert und entsprechend indoktriniert aus den Kampfgebieten nach Deutschland zurückkehren", warnte Geheimdienst-Chef Hans-Georg Maaßen. "Damit könnte auch hier eine neue Dschihadisten-Generation herangezogen werden."
Maaßen erinnerte daran, dass drei der fünf Anschläge 2016 in Deutschland von Minderjährigen verübt wurden. Darüber hinaus scheiterte ein Zwölfjähriger mit Versuchen, einen Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen zu verüben.
Nach Angaben der Bundesregierung waren bis November 2017 mehr als 960 Islamisten aus Deutschland nach Syrien oder in den Irak ausgereist, um dort für die Extremistenmiliz IS oder andere Gruppen zu kämpfen. Etwa ein Drittel von ihnen sei inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt. Eine verstärkte Rückreisewelle sei jedoch trotz der militärischen Rückschläge des IS nicht festzustellen. Zu etwa 150 Ausgereisten gebe es Hinweise, wonach sie in den Kampfgebieten getötet worden seien.
Quelle: n-tv.de
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