Mehr als 100 IS-Kinder stehen vor Rückreise

  08 Januar 2018    Gelesen: 782
Mehr als 100 IS-Kinder stehen vor Rückreise
Ihre Eltern zog es einst nach Syrien und in den Irak, um sich dort der Terrormiliz IS anzuschließen. Nun könnten Dutzende Dschihadisten-Kinder nach Deutschland zurückkehren. Das befürchtet die Bundesregierung, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Die Bundesregierung vermutet, dass mehr als 100 Kinder von aus Deutschland ausgereisten Anhängern der Terrormiliz IS in die Heimat zurückkehren könnten. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion hervor, die der "Welt" vorliegt. Danach verfügt die Regierung "derzeit über Informationen, die eine niedrige dreistellige Anzahl von Minderjährigen erwarten lassen, wobei der Großteil im Baby- beziehungsweise Kleinkindalter sein dürfte".

Konkrete Zahlen könne die Regierung nicht nennen, da die Daten von Kindern unter 14 Jahren, die mit ihren Eltern ausgereist seien, aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erfasst würden. Außerdem sei die Zahl der Kinder, die in Syrien oder dem Irak zur Welt gekommen seien, nicht zu beziffern. Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic kritisierte die Angaben deshalb als unzureichend. Die Bundesregierung berufe sich auf vage Informationen, ohne sich selbst eine Faktenbasis zu schaffen. Dabei benötige man dringend fundierte Erkenntnisse, damit eine Wiedereingliederung in die Gesellschaft gelingen könne. Mihalic forderte ein bundesweites Präventionsnetzwerk. Radikalisierung müsse bekämpft werden, "bevor sie sich in konkreten Anschlägen entlädt", mahnte sie.

Der Bundesverfassungsschutz hatte bereits im Oktober gewarnt, dass minderjährige Rückkehrer in Deutschland zu einer neuen Generation von IS-Kämpfern heranwachsen könnten. "Wir sehen die Gefahr, dass Kinder von Dschihadisten islamistisch sozialisiert und entsprechend indoktriniert aus den Kampfgebieten nach Deutschland zurückkehren", warnte Geheimdienst-Chef Hans-Georg Maaßen. "Damit könnte auch hier eine neue Dschihadisten-Generation herangezogen werden."

Maaßen erinnerte daran, dass drei der fünf Anschläge 2016 in Deutschland von Minderjährigen verübt wurden. Darüber hinaus scheiterte ein Zwölfjähriger mit Versuchen, einen Bombenanschlag auf den Weihnachtsmarkt in Ludwigshafen zu verüben.

Nach Angaben der Bundesregierung waren bis November 2017 mehr als 960 Islamisten aus Deutschland nach Syrien oder in den Irak ausgereist, um dort für die Extremistenmiliz IS oder andere Gruppen zu kämpfen. Etwa ein Drittel von ihnen sei inzwischen nach Deutschland zurückgekehrt. Eine verstärkte Rückreisewelle sei jedoch trotz der militärischen Rückschläge des IS nicht festzustellen. Zu etwa 150 Ausgereisten gebe es Hinweise, wonach sie in den Kampfgebieten getötet worden seien.

Quelle: n-tv.de

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