Dieser Kopfhörer ist Luxus für die Ohren

  07 Februar 2018    Gelesen: 1279
Dieser Kopfhörer ist Luxus für die Ohren
Der Bowers & Wilkins PX ist ein außergewöhnlich guter Bluetooth-Kopfhörer. Er ist edel, klingt fantastisch und filtert störende Außengeräusche effektiv. Es geht aber immer noch etwas besser - auch bei diesem Prachtstück.  

Bowers & Wilkins (B&W) ist ein englisches Traditionsunternehmen, das schon lange erstklassige Lautsprecher baut und seit einiger Zeit auch Kopfhörer anbietet. Was die Engländer auf diesem Gebiet können, haben sie mit dem Hifi-Headset P9 Signature bewiesen. Der PX ist der erste Bluetooth-Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung (ANC) von B&W. Im Test zeigt er, dass er nicht nur eine ernstzunehmende Konkurrenz für den Bose Quiet Comfort 35 (QC35), sondern eine Klasse für sich ist.

Edel, aber hart im Nehmen

Mit 400 Euro spielt der PX in der gleichen Preisliga wie der US-Platzhirsch, Sennheisers Klangmeister PXC 550 oder der Beats Studio 3 Wireless. Aber der Engländer macht einen weit edleren Eindruck. So sind seine Ohr-Polster mit echtem Leder bespannt und statt Plastik gibt's bei ihm viel Metall und Nylongewebe. Dazu hat er ein raffiniertes Design. Die stoffummantelten Kabel verlaufen beispielsweise von den Lautsprechermuscheln offen in der gebogenen Bügelschiene und verschwinden erst im Kopfpolster. Ein Schönling ist der Bowers & Wilkins aber nicht, er wirkt äußerst robust und dürfte auch hart im Nehmen sein. Vielleicht hat der Hersteller deshalb auch auf ein stabiles Transport-Case verzichtet und dem Kopfhörer nur eine hübsche, aber weiche Tasche gegönnt. Klasse: Sind die Ohrpolster doch mal hinüber, kann man die magnetisch anhaftenden Muscheln problemlos wechseln.

Die edle Verarbeitung schlägt sich in einem relativ hohen Gewicht von 335 Gramm nieder. Um sicher zu sitzen, hat der Kopfhörer daher einen strammen Anpressdruck. Das ist in den ersten Tagen nicht ganz angenehm, aber man muss den Lederpolstern etwas Zeit geben, dann werden sie weicher und anschmiegsamer. Hat man diese Übergangsphase überstanden, trägt sich der Kopfhörer trotz seines Gewichts sehr angenehm. Das liegt auch daran, dass die tiefen Muscheln den Ohren viel Platz lassen.

Automatische Pausen

Auch bei der Bedienung versucht B&W, es dem Träger so bequem wie möglich zu machen. So hat der PX Sensoren, die die Wiedergabe pausieren, sobald eine oder beide Muscheln angehoben werden. Das kann nervig sein, wenn man eine Mütze und /oder eine Brille trägt, weil dann die Musik gelegentlich ungewollt pausiert. Doch man kann in der zugehörigen App die Empfindlichkeit in drei Stufen regeln oder die Sensoren komplett abschalten.

Auf eine Touch-Bedienung haben die Engländer verzichtet und stattdessen an der rechten Muschel Tasten angebracht. Auch das haben sie gut hinbekommen. Die Taste zum Pausieren/Überspringen/Rufannahme ragt über die Lautstärkeregler hinaus, wodurch die Finger sie gut unterscheiden können. Das hat im Test sogar mit Handschuhen geklappt.

Ein guter Ton ist bei Bowers & Wilkins Ehrensache - und das hört man. Der Kopfhörer klingt einfach klasse. Der Sound hat Volumen und ist detailreich. Er hat kräftige, angenehme Bässe, breit aufgestellte Mitten und glasklare, aber nicht schmerzende Höhen. Der Klang ist weitgehend neutral, aber er hat Charakter. Einen bevorzugten Musikstil kennt der Kopfhörer nicht, er liefert immer eine gelungene Vorstellung. Der Bowers & Wilkins kann in dieser Disziplin locker mit dem Sennheiser PXC 550 mithalten und lässt Boses QC35 hinter sich. Und damit's bei der Bluetooth-Übertragung möglichst wenig Abstriche gibt, unterstützt der Kopfhörer aptX HD und AAC (iPhone).

Filter beeinflussen Klang

Eine Kleinigkeit bremst die Euphorie allerdings etwas: Der Klang des PX ändert sich hörbar mit der gewählten Filterstärke der Geräuschunterdrückung. Es gibt davon drei: Büro, Stadt und Flug. Je stärker der Effekt ist, desto mehr verlagert sich die Betonung hin zu den Mitten und Höhen. Hätte die App einen Equalizer, ließe sich das ausgleichen, aber den gibt's leider nicht.

Grundsätzlich klingt der PX in jeder Einstellung stark, aber Bass-Liebhaber müssen im Flug-Modus Abstriche hinnehmen. Hier könnte Bowers & Wilkins noch nachlegen. Auch der ANC-Schalter an der Ohrmuschel könnte ein Update vertragen, denn man kann mit ihm den Effekt nur ein- und ausschalten, aber keine Stufe wählen.

Die Filter an sich arbeiten gut und in der höchsten Stufe kommt das Ergebnis dem QC 35 nahe, aber Boses ANC-König unterdrückt Rauschen noch effektiver. Auch die Möglichkeit, drei Stärken für drei unterschiedliche Szenarien wählen zu können, ergibt Sinn. Schön ist, dass man mit einem Schieberegler im Büro- und Stadt-Modus auch noch mehr Außengeräusche zulassen kann als in den Standardeinstellungen vorgesehen ist.

Die Laufleistung des PX ist erfreulich, mindestens 20 Stunden sind mit eingeschaltetem ANC drin, ohne ein paar Stunden mehr. Der Akku kann zwar nicht vom Nutzer selbst gewechselt werden, B&W bietet aber immerhin an, ihn in Vertragswerkstätten auszutauschen. Mit leerer Batterie geht nichts, auch wenn man den Kopfhörer per Strippe verbindet. Vorbildlich: Der PX hat neben einem analogen Klinkenanschluss einen USB-C-Eingang. Er dient zum Laden, er kann aber auch zur Audiowiedergabe in hoher digitaler Qualität verwendet werden.

Beste Kombination

Bowers & Wilkens ist ein glänzender ANC-Einstand gelungen. Der PX klingt klasse, ist edel verarbeitet, sieht toll aus und hat ein gelungenes Filtersystem. Eine bessere Kombination bietet für diesen Preis derzeit keiner seiner direkten Konkurrenten. Nur wenn man einen leichteren und kompakteren Kopfhörer sucht, der Flugzeugturbinen fast völlig zum Verstummen bringt, hat der Bose Quiet Comfort 35 noch die Nase vorne.

Quelle: n-tv.de


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