Autobombenanschlag nahe spanischer Botschaft in Kabul
Auch die Taliban selbst erklärten, Angriffsziel sei ein Gästehaus in Scherpur gewesen. In dem belebten Viertel, wo sich die spanische Botschaft befindet, hatte sich zunächst mitten im Berufsverkehr eine heftige Explosion ereignet. Anschließend waren Schüsse zu hören.
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP beobachtete, wie Sicherheitsbeamte zwei Verletzte und einen leblos wirkenden Körper zu einem Krankenwagen trugen. Die Notaufnahme eines Kabuler Krankenhauses teilte über den Kurznachrichtendienst Twitter mit, es seien sieben verletzte Afghanen eingeliefert worden.
Der Anschlagsort wurde von afghanischen Spezialkräften abgeriegelt. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) waren eine Reihe von Explosionen und Schüssen zu hören. In Scherpur befinden sich die Sitze mehrerer ausländischer Hilfsorganisationen und die Wohnungen von hochrangigen Regierungsvertretern, darunter Vizepräsident Abdul Raschid Dostum.
Der Angriff in der Nähe der spanischen Botschaft ereignete sich nur wenige Stunden, nachdem der afghanische Staatschef Aschraf Ghani sich zuversichtlich geäußert hatte, Friedensverhandlungen mit den Taliban binnen Wochen abzuschließen. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid wies dies zurück: Die Taliban-Kämpfer machten "schnelle militärische Gewinne", schrieb er auf Twitter. "Von uns zu erwarten, dass wir aufgeben und zu Gesprächen kommen, ist Dummheit", fügte der Taliban-Sprecher hinzu.
Die Sicherheitslage in Afghanistan ist äußerst angespannt. Am Dienstag hatten Kämpfer der Taliban den Flughafen der Provinzhauptstadt Kandahar im Süden gestürmt, sich Gefechte mit Sicherheitskräften geliefert und sich inmitten von Zivilisten in die Luft gesprengt. Bei dem 27 Stunden dauernden Angriff wurden nach offiziellen Angaben 38 Zivilisten und zwölf Sicherheitskräfte getötet. Im September hatten die Taliban das nordafghanische Kundus in einer Blitzoffensive erobert. Sie wurden nach zwei Wochen von der afghanischen Armee zurückgedrängt.