Der russische Raumfahrt-Experte Iwan Moissejew, Chef der Denkfabrik ISP, sagte gegenüber Sputnik im Hinblick auf Trumps Vorschläge: „Das ist eine Wahnsinnsidee, das kann nicht sein. Denn derjenige, der die ISS privatisieren würde (ein Unternehmen, eine Unternehmensgruppe – egal, was sie sich einfallen lassen), soll immense Kosten übernehmen, die nur ein ganzer Staat verkraften kann. Keine Unternehmensgruppe hat genug Geld, um die ISS aufrechtzuerhalten.“
„Außerdem arbeiten alle kommerziellen Unternehmen grundsätzlich nur auf Gewinne hin, das ist ihr einziges Ziel. Die ISS bringt aber keine Gewinne, denn ihre Betriebsausgaben sind deutlich höher als alle möglichen Einnahmen“, betonte der Experte.
Er bezeichnete die Initiative deshalb als „absolutes Irrenhaus“ und erläuterte weiter: „Alle ernsthaften Fragen in Bezug auf das Funktionieren der Raumstation werden mit allen Teilnehmern vereinbart – faktisch ist das ein Konsens. Selbst einfache Sachen – wie die Beförderung von Kleinsatelliten zur ISS und ihre Inbetriebnahme von dort aus – setzen immer eine Beteiligung mehrerer Länder voraus. All diese Aktivitäten werden sowohl vom technischen als auch vom politischen Standpunkt aus sorgfältig abgesprochen.“
Natan Ejsmont, Experte des Instituts für Weltraumforschung der Russischen Akademie der Wissenschaften, reagierte gelassener: „Derzeit sind alle entweder am Scheideweg oder dabei, radikale Lösungen auszuarbeiten, die den ISS-Betrieb verlängern könnten. Auch für die Amerikaner ist die Situation schwer, denn es ist unklar, wie sie aus diesem Programm aussteigen sollen und was beispielswese mit ihren Modulen weiter geschieht.“
„Über das Schicksal der ISS herrscht derzeit eine völlige Unklarheit. Beliebige Vorschläge, die derzeit seltsam wirken, sollten in Betracht gezogen werden“, sagte Ejsmont dem russischen Auslandssender RT.
„Was die Forschungsarbeit betrifft, ist die Rolle der ISS in Bezug auf ernsthafte Experimente, die für die fundamentale oder angewandte Wissenschaft von Bedeutung wären, ehrlich gesagt, nicht allzu groß. Falls dieses Programm aber eingestellt wird, könnten all jene Leistungen verloren gehen, die die Lebenserhaltung der Besatzung bei einer Mars-Mission beinhalten. Die Frage besteht darin, ob wir nicht allzu viel für die Aufrechterhaltung des ISS-Betriebs bezahlen. Vielleicht geht es dabei um Ressourcen, die effizienter ausgegeben werden könnten“, so Ejsmont.
US-Präsident Donald Trump hatte kürzlich vorgeschlagen, ab 2025 die direkte Staatsfinanzierung der ISS einzustellen, damit sich die Nasa dann bei diesem Projekt auf „kommerzielle Partner“ verlässt. Das geht aus einem Haushaltsentwurf hervor, den das Weiße Haus in der laufenden Woche veröffentlichte. Der Entwurf soll allerdings noch vom US-Kongress erörtert werden.
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