Der Meeresspiegel steigt und steigt: Auch die deutsche Küste könnte Probleme bekommen

  16 Februar 2018    Gelesen: 1998
Der Meeresspiegel steigt und steigt: Auch die deutsche Küste könnte Probleme bekommen
Der Meeresspiegel steigt jährlich etwas schneller. Das haben Wissenschaftler um Steve Nerem von der University of Colorado (Boulder) anhand von Satellitenmessungen berechnet. Bis zum Jahr 2100 könnte er 65 Zentimeter über dem heutigen Niveau liegen. Der deutsche Klimaforscher Mojib Latif warnt vor weitreichenden Folgen für Küsten- und Inselgebiete.

„Die Schätzungen des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change — IPCC) aus dem letzten Bericht liegen grob zwischen 30 Zentimeter und einem Meter“, erklärt der Meteorologe Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel im Gespräch mit Sputnik. „Insofern liegt diese neue Schätzung mittendrin. Es gibt aber auch Unsicherheiten, wodurch dieser große Bereich in der Schätzung des IPCC zustande kommt.

Auf der einen Seite hängt das Ganze natürlich ganz entscheidend davon ab, wie wir uns in der Zukunft verhalten – ob es Klimaschutz gibt oder nicht, ob wir den Ausstoß beispielsweise von Kohlendioxyd (CO2) deutlich reduzieren, oder ob es so weiter geht wie bisher, dass der Ausstoß weltweit immer weiter steigt. Dann ist da noch die ganz große Unbekannte, das sind die großen Eispanzer Grönlands und insbesondere der Antarktis.“

Anstieg des Meeresspiegels beschleunigt sich jedes Jahr

Der Meeresspiegel werde schon seit vielen Jahrzehnten an den Pegeln der Küsten gemessen, erklärt der Forscher. Daraus lasse sich der globalen Meeresspiegel abschätzen. Wenn man die 1993 begonnene Satellitenperiode dazu nehme, dann sehe man, dass der Anstieg während dieser Periode deutlich schneller gewesen sei, als der Anstieg in den Jahrzehnten zuvor. Die Studie (https://azvision.az/redirect.php?url=http://sealevel.colorado.edu/) zeigt, dass es selbst in der Satellitenperiode eine weitere Beschleunigung gibt. Das haben Nerem und Kollegen zum Anlass genommen, bis 2100 zu rechnen, und sind dann zu dem Schluss gekommen, dass der Anstieg 65 Zentimeter gegenüber 2005 betragen werde.

Küsten in Europa oder Nordamerika sind bereits betroffen
Die Autoren selbst sprechen von einer sehr vorsichtigen Schätzung. Latif hält auch einen Meter, oder sogar noch deutlich mehr, für möglich. Das würde dann letzten Endes die Befürchtungen bestätigen, dass viele Landstriche – insbesondere die tiefliegenden Inseln – überflutet werden, was natürlich Migrationsströme auslösen würde. Es betreffe aber auch unsere Küsten in Europa, beispielsweise in Deutschland, aber auch in Nordamerika. Miami oder New York müssten schon heute Millionen und Abermillionen von US-Dollar ausgeben, um sich gegen die steigenden Pegel zu wehren. Der Klimaforscher Latif betont:

„Bei der deutschen Küste steigt der Meeresspiegel bisher ungefähr in dem Maße, wie auch der globale Durchschnitt steigt. Seit 1900 ist der Meeresspiegel an der Nordsee schon um 20 Zentimeter gestiegen. Wenn wir jetzt noch die 65 Zentimeter dazu rechnen, würden wir schon in Richtung ein Meter kommen, das kann man gerade eben noch mit Deichbau abfedern. Wenn es dann darübergeht, wird es auch schwierig mit den Deichen, weil dann bekommt man eben auch bauliche Probleme, denn Deiche können sie auch nicht beliebig hoch bauen.“

sputniknews


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