Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat angesichts der Materialprobleme bei der Bundeswehr um Nachsicht gebeten. "Wir können nicht in wenigen Jahren alles aufholen, was zuvor 25 Jahre lang abgebaut und gespart worden ist", sagte die Ministerin der "Passauer Neuen Presse". Bei Ausrüstung im Gesamtwert von rund 200 Milliarden Euro sei die vollständige Modernisierung "ein langsamer und mühsamer Weg". Sie betonte, der Modernisierungskurs müsse beharrlich fortgesetzt werden.
Der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels hatte zuletzt in seinem Jahresbericht festgestellt, die Materiallage bei der Bundeswehr bleibe "dramatisch schlecht, an manchen Stellen ist sie noch schlechter geworden". Laut dem neuesten "Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme" des Verteidigungsministeriums waren vergangenes Jahr von 128 Eurofightern durchschnittlich nur 39 einsatzbereit. Bei den älteren Tornado-Kampfjets waren es durchschnittlich 26 von 93. Von 72 Transporthubschraubern des Typs CH-53 konnten im Schnitt nur 16 für Ausbildung und Einsatz genutzt werden.
Dennoch habe sich die Einsatzbereitschaft des Geräts im Vergleich zum vorherigen Bericht für das Jahr 2016 bei der überwiegenden Zahl der Waffensysteme verstetigt, heißt es in dem Bericht. Beim neuen Transporthubschrauber NH90 und den alten Transall-Flugzeugen gebe es einen Aufwärtstrend. Negative Entwicklungen seien dagegen bei den sechs U-Booten zu verzeichnen, von denen derzeit keines einsatzbereit ist, und beim Kampfpanzer Leopard. Die Einsatzbereitschaft der Truppe in den Auslandseinsätzen soll laut Ministerium trotz der Probleme nicht gefährdet sein.
Krisen beanspruchen Material
Von der Leyen ist in der neuen Bundesregierung für eine weitere Amtszeit als Verteidigungsministerin vorgesehen. Sie betonte in dem Interview: "Wir werden in den nächsten Jahren deutlich mehr Mittel brauchen, damit die Bundeswehr die Aufgaben und Aufträge bewältigen kann, die ihr das Parlament gibt." Dies sehe der Koalitionsvertrag von Union und SPD auch vor. Zehn Milliarden Euro für die Bundeswehr seien sicher, zusätzlich frei werdende Finanzmittel im Bundeshaushalt sollten "prioritär für die Bundeswehr und die Entwicklungszusammenarbeit eingesetzt werden".
Das Verteidigungsministerium erklärt die Materialprobleme unter anderem mit einer verstärkten Abnutzung der Waffensysteme durch die gestiegene Zahl von Übungen und Einsätzen im Zusammenhang mit der verschlechterten Sicherheitslage seit der Ukraine-Krise. "Im Ergebnis ist eine höhere Beanspruchung nahezu aller Waffensysteme im Vergleich zu vorherigen Berichten zu beobachten", schreibt das Ministerium. Weitere Gründe seien zu geringe Ersatzteilvorräte nach langem Sparkurs sowie das schlichte Alter der Waffensysteme, die teils seit vielen Jahrzehnten bei der Bundeswehr im Einsatz sind.
Quelle: n-tv.de
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