Serienfahrzeuge gibt es auf dem Genfer Auto Salon zu Hauf. Doch spannend sind auch die Autos am Lac Léman, die vielleicht nie in die Schauräume der Händler rollen, sondern lediglich einen Ausblick auf die Mobilität von Morgen und Übermorgen geben.
Da ist zum Beispiel die seriennahe Studie des Skoda Vision X. Die neongrüne Studie soll in nicht allzu ferner Zukunft als rund 4,20 Meter langes SUV auf Fabia- beziehungsweise Polo-Basis an den Start gehen - dann allerdings wohl ohne den beleuchteten Kühlergrill. Typisch Skoda ist das geräumige Platzangebot. Die Kameradrohne im Kofferraum des Concept Cars geht mit etwas Fantasie als Simply-Clever-Idee durch. Für den Antrieb sorgen jedenfalls zwei E-Motoren und ein Verbrenner, der sowohl Benzin als auch Erdgas verarbeiten kann. Das ist glaubhaft und lehnt sich ganz an die geplante Motorisierungsstrategie abseits des Diesels in dieser Fahrzeugklasse an.
Tata ist weg vom Billigauto
Wir erinnern uns noch gut an den kleinen Tata Nano der ob seines geringen Preises die Autowelt revolutionieren sollte. Aber selbst in Indien wollte da Billigauto keiner haben. Unterdessen hatte der indische Autokonzern aber bereits die Marken Jaguar und Land Rover gekauft, viel investiert und unterdessen Autos auf die Straße gebracht, die den renommierten britischen Marken wirklich gut zu Gesicht stehen. In Genf nun tritt Tata sehr bescheiden neben den beiden Marken auf und präsentiert zwei wenig beachtete, aber in Wahrheit beachtliche Fahrzeuge.
Ohne weitere Informationen zum Antrieb zu geben hat Tata seine Kleinwagen-Studie enthüllt: Der indische Auto-Gigant will mit dem Concept Car 45X eine neue Design-Ära einläuten und setzt auf scharfe Linien, schmale Scheinwerfer und einen schlanken Kühlergrill. In Serie gehen soll der 45X 2019, ob die Marke damit dann auch den Sprung nach Europa wagt, ist allerdings offen.
H5X, der indische Discovery mit mehr
Deutlich wuchtiger kommt da schon der H5X daher. Die Plattform und auch einen guten Teil seiner Optik mit den riesigen 22-Zoll-Rädern hat sich das SUV vom Land Rover Discovery Sport geliehen. Bereits im April 2019 will ihn Tata auf den Heimmarkt bringen. Obgleich die Verantwortlichen sich mit Angaben zum Antrieb in Genf sehr zurück hielten, ist zu vermuten, dass auch hier die neuen Vierzylinder-Triebwerke von Jaguar und Land Rover zum Einsatz kommen. Die Kraftverteilung erfolgt über ein 6-Gang-Schaltgetriebe und natürlich über die 9-Gang-Automatik von ZF.
Billig wird der indische Discovery Sport aber nicht. Jedenfalls dann nicht, wenn er so ausgestattet ist wie die Studie. Die hat nämlich nicht nur ein ausgeklügeltes Entertainmentsystem mit Bildschirmen in den Rückenlehnen der Vordersitze sondern verzichtet auch komplett auf Knöpfe. Selbst die Lenkradbedienung erfolgt ausschließlich über Touchflächen. Hinzu kommt ein versenkbarer Kühlschrank in der hinteren Mittelkonsole, was den Wagen gleich als Viersitzer ausweist. Billig sind auch die Echtholzeinlagen nicht, die den gesamten Innenraum zieren.
GFG Style Sibylla
Wer keine Lust auf SUV hat, wird beim italienischen Stardesigner Giugiaro fündig: Hinter dem etwas sperrigen Namen GFG Style Sibylla verbirgt sich die Studie einer fünf Meter langen E-Limousine, die zusammen mit dem chinesischen Energie-Unternehmen Envision entstanden ist. Den Antrieb übernehmen vier E-Motoren (zwei an jeder Achse), der zum Fahren benötigte Strom steckt in einer 75-kWh-Batterie. Die Leistung wird auf 400 kW beziffert, die Reichweite mit 450 Kilometern angegeben. Für den Spurt von Null auf 100 km/h werden 4,5 Sekunden genannt. In Sachen Höchstgeschwindigkeit sollen über 200 km/h drin sein.
Erstaunlich: Obwohl der E-Antrieb weit weniger Frischluft braucht als ein Verbrenner, ist die Front der Sibylla eine einzige, breite Kühleröffnung. Spektakulär ist der Zustieg der Passagiere in den Fond. Die gesamte Kuppel, die sich bei Sonneneinstrahlung wie eine Heliomatic-Brille dunkel färbt, gleitet über die Motorhaube und gibt den Zustieg frei. Auch die hinteren Türen ziehen sich beim Öffnen weit nach oben in die C-Säule zurück. Auch hier klappen die Glaselemente hoch.
Der Boxer und der Schnelle
Im Kombi-Kleid und recht bodenständig tritt der Subaru Viziv Tourer auf. Die Studie könnte den Levorq-Nachfolger vorwegnehmen, ob die reichlich zerklüftete Front allerdings so in Serie geht, ist fraglich. Auch haben die Designer, wie so oft bei Messe-Autos, auf Außenspiegel und Türgriffe verzichtet. Letztere dürften auf jeden Fall noch hinzukommen, den Blick nach hinten könnten dagegen zukünftig Kameras übernehmen.
In denen könnte dann auch das auftauchen, was Porsche als Studie auf seinen Stand in Genf gestellt hat. Die Stuttgarter legen in Sachen E-Mobilität nach, haben einen aufgebockten Panamera Sport Turismo mit der bereits bekannten Mission-E-Studie gekreuzt. Das 4,95 Meter lange Ergebnis heißt Mission E Cross Turismo und soll mit rund 600 PS Systemleistung in 3,5 Sekunden auf Tempo 100 und in weniger als 12 Sekunden auf 200 km/h beschleunigen. Die Reichweite gibt Porsche mit mehr als 400 Kilometern an, zahlreiche Kavalierstarts dürften den Aktionsradius allerdings einschränken. Immerhin: Dank 800-Volt-Technik sollen die Akkus in 15 Minuten aufgeladen sein.
Ein Buggy namens Kite
Hyundai zeigt auf dem Genfer Autosalon einen wandelbaren Buggy namens Kite, der sich in kurzer Zeit vom zweisitzigen Spaßmobil zum Jetski umfunktionieren lässt. Allerdings steht das taffe Mobil weit ab vom Hyundai Stand am anderen Ende der Halle 2. Warum? Vielleicht, weil das elektrisch angetriebene Konzeptfahrzeug von der italienischen Designhochschule Istituto Europeo di Design (IED) entwickelt wurde und Hyundai an seinem Stand die volle Aufmerksamkeit für die eigenen Markenfahrzeuge benötigt.
Doch wie dem auch sei: Das tragende Element des Kite ist ein nach oben offenes Monocoque-Chassis, das zwei Fahrgästen Platz bietet. Statt eines klassischen Cockpits gibt es lediglich ein Lenkrad, in dessen Mitte sich ein Smartphone befestigen lässt, das gleichzeitig als Kombiinstrument dient. Die vier großen freiliegenden Räder mit grobstolligen Reifen beherbergen nicht näher spezifizierte Radnabenmotoren.
Leider konnte am Stand niemand so richtig erklären, wie denn am Ende die Verwandlung vom Buggy zum Jetski vollzogen wird. Neben den Rädern sind wohl auch einige Verkleidungsteile abnehmbar. Der zurückbleibende Karosseriekörper soll sich dann mit Hilfe einer integrierten elektrischen Strahlturbine für den Einsatz auf dem Wasser eignen, als Jetski eben. Aber selbst wenn man den Kite nicht zu Wasser lassen kann, am Ende haben die 15 Studenten doch ganze Arbeit geleistet, denn krass sieht der Hobel schon aus.
Quelle: n-tv.de
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