Land Rover Discovery Sport übertrifft alle

  12 März 2018    Gelesen: 1265
Land Rover Discovery Sport übertrifft alle

Wer ein mittelgroßes Premium-SUV sucht, hat die Qual der Wahl. Wer eins will, das wirklich geländetauglich ist, findet im Land Rover Discovery Sport einen guten Kandidaten. Hinzu kommt, dass der Einstiegspreis mit 36.000 Euro verlockend niedrig erscheint.

 

Es wird den Liebhabern von SUV ja gerne eingeredet, dass sie ihre Autos nur wegen der besseren Übersicht und einer höheren Sitzposition kaufen. Aber mal ehrlich, das ist doch nur die halbe Wahrheit. Natürlich schwingt da auch immer so ein wenig Abenteuerlust mit. Der Wunsch nach der Fahrt in menschenleeres, unwegsames Gelände, vielleicht sogar irgendwo und irgendwann die erste Reifenspur zu setzen. Zugegeben, das ist nicht mit allen Fahrzeugen zu machen, die sich SUV nennen. Nur wenige haben echte Offroad-Qualitäten. Blickt man sich um, dann stehen vor allem Mercedes mit dem G sowie Jeep und Land Rover mit ihrem Namen für knackige Unterholzfahrten.

Natürlich sind das Traumvorstellungen, denn in der Realität feuert kaum einer mit seinem mindestens 40.000 Euro teuren Hochbeiner über wirklich grobes Geläuf. Über die Jahre hat das dazu geführt, dass die Hersteller gezwungen waren, auch die Straßentauglichkeit als verbindliche Größe, verbunden mit einer gewissen Performance, für ihre Offroader glaubhaft zu machen. Nur in der rechten Spur dahindümpeln will natürlich keiner. Es sei denn, er ist Fan des Land Rover Defender und beteuert mit dem riesigen Kasten seinen absolute Willen nach dem Überfahren von meterhohen Steinen. Wer hingegen - und da bleiben wir bei der Marke aus England - das ultimative Universalfahrzeug sucht, wird am Ende beim Discovery Sport landen.

Eierlegende Wollmilchsau?

Das 4,59 Meter lange SUV ist eigentlich so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau. Nicht nur, dass er auf Wunsch bis zu sieben Sitze offeriert, er ist dank serienmäßigen Allradantriebs und entsprechender Rampenwinkel offroadfähig. Zudem macht er auf der Straße eine gute Figur und kann getrost als Flanierfahrzeug für die Stadt genutzt werden. Denn dank seiner abfallenden Dachlinie und der bis zu 20 Zoll großen Alus steht er auch mit dem richtigen Schmiss an jeder Straßenecke. Aber wer so viel bietet, der muss wohl an einigen Stellen Abstriche machen. Oder doch nicht?

Nun, der Reihe nach: Für den Test fuhr der Discovery Sport mit einem neuen 2,0-Liter-Vierzylinder-Diesel der neuen Ingenium-Baureihe vor. Wie bei Volvo hofft man auch bei den Briten, dass die kleinen Triebwerke mit ordentlich Kraft effizienter als die großen V6-Pötte sind. Im Fall des Testwagens leistete der Reihenvierzylinder 240 PS und setzt sich damit an die Spitze der insgesamt drei Triebwerke, die allesamt ihre Kraft aus 1999 Kubikzentimetern Hubraum schöpfen. Zur Wahl stehen 150 PS und 180 PS. Allerdings kann keiner der Kleinen mit einem maximalen Drehmoment von 550 Newtonmeter aufwarten. Ein Vorteil, der sich neben dem Mehr an Pferdestärken natürlich auch im Antritt bemerkbar macht. Lediglich 7,5 Sekunden benötigt der Discovery Sport für den Standardsprint und die Elastizität ermöglicht auch eine vernünftige Zwischensprintzeit. Wer bei 80 km/h den Pin ins Blech rammt, wird in 5,4 Sekunden mit Tempo 120 am Gegenspieler vorbeiziehen.

Die Kraftverteilung erfolgt bei derartigen Sprinteinlagen und natürlich auch sonst über eine Achtgangautomatik von ZF. Die arbeitet prinzipiell sehr geschmeidig, zeigt aber bei Sprinteinlagen und beim Ausrollen ein leichtes Zucken. Sprich, der Gummibandeffekt lässt den Wagen bei Schaltvorgängen etwas ruckeln. Freudvoller schaltet der Automat, wenn der Gangwahlhebel auf Sport gestellt wird. Angesichts der hier ohnehin besseren Dynamik ist man als sportlich orientierter Fahrer gerne versucht, den Drehsteller nicht auf D zurückzubewegen. Die Rechnung präsentiert sich dann allerdings an der Tankstelle. Nicht weniger als 10 Liter werden so über die Distanz von 100 Kilometern konsumiert. Das ist mehr, als der Range Rover Velar mit V6-Diesel oder der Jaguar XF Sportbrake mit dem gleichen Triebwerk bei keinesfalls unsportlicher Fahrweise verbrauchen. Und das, obgleich durch das Active Driveline bei Fahrten über 35 km/h der Vortrieb allein über die Vorderräder stattfindet.

Ansonsten lässt sich der Discovery Sport seinem Namen entsprechend auch recht zackig ums Eck schlenzen. Dabei erfreut die straffe und präzise Lenkung ebenso wie das straffe Fahrwerk, das das tiefe Abducken in der Kurve verhindert. Nicht so schön ist der Umstand, dass die Seitenwangen der ebenfalls ordentlich straffe Sitze nicht die Höhe haben, um den Piloten bei solchen Fahrten fest im Gestühl zu halten. Erfreulicher ist da schon das TVB-System (Torque Vectoring by Braking). Sobald ein Untersteuern bei der Kurvenhatz registriert wird, werden die kurveninneren Räder leicht abgebremst und der zwei Tonnen schwere Sportler bleibt sicher auf Kurs.

Straff, aber nicht unangenehm

Ein Wort soll noch zum Fahrwerk verloren werden: Um seinem ursprünglichen Naturell entsprechend auch grobes Geläuf durchfahren zu können, ist der Discovery Sport recht straff abgestimmt. Das ist in Ordnung, weil es keinerlei Nachteile für den Komfort mit sich bringt. Weder bei Kopfsteinpflaster noch bei Schlaglöchern oder einzelnen Querfugen muss gejammert werden. Lediglich bei schnell aufeinanderfolgenden Fugen fängt der Brite an zu nicken, als wolle er die Unebenheiten so nachhaltig bestätigen. Ein Umstand, der so recht unerwartet kam und unter Umständen mit den großen 20-Zoll-Rädern in Zusammenhang gebracht werden kann. Eine Antwort brächte aber nur der Test mit kleineren Rädern, der hier ebenso wenig durchgeführt werden kann wie die Wasserdurchfahrt. Auch hier verspricht Land Rover eine Wattiefe von 60 Zentimeter. Die Türen jedenfalls schließen an der Unterkante so dicht, dass selbst der Karcher mit seinem harten Strahl nicht durchdringt.

Was dem Discovery Sport durchaus bescheinigt werden kann, ist ein ausreichendes Platzangebot in Reihe zwei und im Kofferraum, der mit einem Volumen von 981 Liter so einiges schluckt. Da die Sitzbank im Fond in der Länge zu verschieben ist und sich die Rückenlehne anstellen lässt, wird der Packraum noch mal ein Stück variabler. Ist die Lehne hingegen flach umgelegt, entsteht über eine kleine Kante ein Volumen von 1698 Liter. Dafür geizt der Offroad-Brite mit Ablageflächen im Innenraum. Zwar sind die seitlichen Einschubfächer in den Türen groß genug, um Einliterflaschen aufzunehmen, aber das Fach in der Mittelkonsole ist doch recht klein geraten. Dafür gibt es eine vernünftige Smartphone-Ablage, zwei 12-V-Steckdosen und vier USB-Anschlüsse. Stromlos bleibt hier jedenfalls niemand.

Der adaptive Tempomat fehlt im Paket

Auch mit Assistenzsystemen geizt man bei Land Rover für den Discovery Sport nicht. Jedenfalls nicht, wenn man ihn gleich als HSE ordert. Adaptiver Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, Parkpiepser vorn und hinten, Rückfahrkamera und Querverkehrswarner - alles inklusive. Warum allerdings adaptiver Spurhalteassistent und der adaptive Tempomat nicht in einem Paket zu bekommen sind, ist nicht ganz nachvollziehbar. Der Testwagen ließ jedenfalls letztgenanntes Feature schmerzlich vermissen, obgleich es doch inzwischen die angenehmste Art geworden ist, einen Stau oder lästiges Stop-and-go zu ertragen.

Schön ist das 8 Zoll große Display in der Mittelkonsole, hinter dessen Touchscreen sich nicht nur das Navi, sondern auch die Bedienung für den adaptiven Parkassistenten, die Rückfahrkamera und natürlich das Bluetooth-gekoppelte Smartphone und die Multimedia-Features verbergen. Super übrigens, dass Land Rover Jaguar seine TFT mit Mattglas bestückt. Das hat den Vorteil, dass die hässliche Schmiererei mit den Fettfingern für längere Zeit ausbleibt. Verhindern kann es die natürlich auch nicht, aber es dauert länger, bevor sie anfangen zu nerven.

Nicht so teuer wie der Rest

Doch bei all den Beigaben hat sich der oben angekündigte Einstiegspreis deutlich nach oben korrigiert. Am Ende stehen unter dem Strich für den Testwagen, der wie schon erwähnt in der zweithöchsten Ausstattung HSE vorfuhr, ein Preis von 67.175 Euro. Ein stattlicher Preissprung, der den schmalen Geldbeutel schnell überfordert, aber im Vergleich mit der Premium-Konkurrenz tatsächlich am unteren Ende liegt. Ein ähnlich ausgestatteter Mercedes GLC kostet 68.500 Euro, ein BMW X3 bringt es auf 69.330 Euro und ein Volvo XC60 gar auf 70.500 Euro.

Fazit: Wer auf der Suche nach einem echten SUV ist, das neben einem druckvollen Antritt auch die Option auf den mühelosen Gang durch grobes Gelände gibt, wird an einem Land Rover Discovery nicht vorbeikommen. Und tatsächlich liegt man bei einem Preis von 67.175 Euro noch am unteren Ende der Premium-Mitbewerber. So wird der Land Rover Discovery Sport in allen Belangen zu einer echten Alternative.

Quelle: n-tv.de

 


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