Leben im All verändert DNA radikal: Nasa erkennt Astronaut nicht mehr als Zwilling an

  14 März 2018    Gelesen: 1603
Leben im All verändert DNA radikal: Nasa erkennt Astronaut nicht mehr als Zwilling an

Forscher der US-Raumfahrtbehörde Nasa haben belegt, wie sich das Leben im All auf die Gesundheit eines Astronauten auswirkt. Darüber berichtet das Fachportal „LiveScience“.

Die Gebrüder Scott und Mark Kelly haben sich an einem Nasa-Projekt zur Zwillingsuntersuchung beteiligt. Die Ärzte wollten herausfinden, wie das Leben im All die Gesundheit eines Menschen beeinflusst. Scott und Mark sind eineiige Zwillinge mit einer ähnlichen Lebensweise, beide sind Raumfahrer. Der letzte Umstand macht das Experiment maximal „rein“ und seriös.

„Als Scott in den Weltraum flog, erfolgte in seinem Organismus eine ganze Reihe von Veränderungen in der Arbeit einzelner Gene. Ein Teil davon ist nach der Rückkehr auf die Erde verschwunden, andere sind geblieben“, erklärte Christopher Mason, Projektleiter der Nasa-Zwillingsuntersuchung. „Eine so große Anzahl von Veränderungen zeugt davon, dass der Körper sich im wahrsten Sinne des Wortes an ein völlig neues und ‚fremdes‘ Milieu anzupassen versuchte.“

Die Nasa-Ärzte haben Scott, einem ISS-Bordkommandanten, der insgesamt 520 Tage im Orbit verbrachte, vor und nach einer Reise ins All Blut- und Gewebeproben entnommen und diese mit ähnlichen Proben seines Zwillingsbruders Mark verglichen. Dabei kamen interessante Unterschiede zum Vorschein, die das Leben im Kosmos hervorgerufen hatte.

So haben Molekularbiologen festgestellt, dass die sogenannten Telomere, die Endabschnitte unserer Chromosomen, die diese vor Schäden aller Art schützen, im Weltraum länger geworden sind. Bei jeder Zellteilung werden unsere Telomere eigentlich kürzer – und wir altern. Scott kann sich nun einer gewissen „Verjüngung“ seiner Zellen erfreuen. Wie die Wissenschaftler scherzen, kann Scott nicht mehr als vollwertiger Zwillingsbruder von Mark bezeichnet werden, denn ungefähr sieben Prozent seiner Gene würden nicht so funktionieren, wie sie das vor dem Flug zur ISS getan hätten.

Allerdings traten auch negative Veränderungen zum Vorschein: Die Darmflora hat beispielsweise durch das Leben im All Schaden davongetragen. Im Organismus des ISS-Astronauten tauchten immer häufiger Entzündungen auf, und auch der Zustand seiner Knochen verschlechterte sich wegen des Lebens in der Schwerelosigkeit.

Neben dem Immunsystem und der Augennetzhaut soll sich außerdem die Arbeit jener Gene sehr stark verändert haben, die für die Formierung von Knochen, die DNA-Reparatur und die Reaktion auf Sauerstoffmangel zuständig sind.

Das Forscherteam hat seine Datenanalyse noch nicht abgeschlossen. Zurzeit versucht es, die sogenannten kosmischen Gene zu finden, die für die Anpassung eines Menschen an das Leben in der Schwerelosigkeit verantwortlich sind.

Ihre Entdeckung wird, wie die Experten hoffen, zu verstehen helfen, wie der Mensch beim Flug zum Mars oder beim Leben auf dem Mond und anderen Himmelskörpern am besten geschützt werden kann.

sputniknews


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