SolarStratos: Schweizer Solarpilot in russischem Raumanzug will hoch hinaus

  29 März 2018    Gelesen: 1806
SolarStratos: Schweizer Solarpilot in russischem Raumanzug will hoch hinaus

In Moskau ist ein äußerst ambitioniertes Projekt vorgestellt worden. Der bekannte Schweizer Pilot und Forscher Raphaël Domjan und der Generaldirektor des russischen Forschungs- und Produktionsunternehmens „Swesda“ Sergej Posdnjakow haben über die Mission „Bis an den Rand des Weltraums“ berichtet.

Der Initiator und Pilot des Projekts, Raphaël Domjan, hat bereits eine Weltreise unternommen und dabei mehr als 60.000 Kilometer mit einem solarbetriebenen Schiff zurückgelegt: von Monaco rund um den Globus wieder nach Monaco. Eines Nachts schaute er auf die Milchstraße und dachte, warum könnte man mit einem Solarflugzeug nicht zu den Sternen fliegen? So entstand die Idee eines Stratosphärenfluges.

Das Flugzeug, das Domjan mit seinen Kollegen konstruiert, soll niedrigen Temperaturen, Druckschwankungen und Sonnenstrahlung standhalten. All dies soll auch der Pilot überstehen können – auf einer Höhe von 25.000 Metern mit Temperaturen von bis zu minus 60 Grad Celsius, wie Sergej Posdnjakow, Generaldirektor des Unternehmens „Swesda“, im Gespräch mit Sputnik sagte.

„Ein solarbetriebenes Flugzeug ist eine fortschrittliche Energiequelle. Dass die Piloten beschlossen haben, eine solche Höhe zu erreichen, ist heute ein bedeutendes Ereignis, selbst wenn Menschen bereits in den Weltraum fliegen. Auch unser Unternehmen spielt eine Schlüsselrolle, denn ohne spezielle Ausrüstung, ohne Raumanzug in einem undichten Cockpit ist der Flug unmöglich.“

Im Betrieb „Swesda“ bei Moskau wurden einst die Raumanzüge für den ersten Kosmonauten Juri Gagarin sowie für den Raumfahrer Alexej Leonow, der als erster Mensch sein Raumschiff verließ und im Weltraum frei schwebte, hergestellt. Nicht zufällig wurden Weltraum-Technologien bei der Herstellung eines Raumanzugs für Raphaël Domjan verwendet. Der erste Test hat bereits am 27. März stattgefunden. Sechs Stunden lang verbrachte der Schweizer in diesem Raumanzug in einer Druckkammer, die eine Flugzeug-Kabine simulierte. Die Arbeit seiner russischen Kollegen bewertete er im Sputnik-Gespräch sehr positiv.

„Wir haben 2015 mit der Planung des Fluges begonnen. Das Flugzeug selbst ist noch nicht fertig, es kann noch nicht in die Stratosphäre fliegen. Aber der Raumanzug, der im Betrieb ‚Swesda‘ gemacht wurde, ist beinahe fertig. Dies zeugt von der Qualität der Arbeit. Das Gute an unserer Zusammenarbeit ist auch, dass sich diese Menschen nicht auf Probleme und Business-Interessen konzentrieren. Sie sind wirklich Enthusiasten, sie mögen diese Aufgabe und diese Mission, sie wollen sie erfüllen, genauso wie wir. Deshalb haben wir ein umfassendes gegenseitiges Verständnis, wir sind gute Partner und Freunde.“

Aber kann das Flugzeug überhaupt so hoch aufsteigen? Ja, sagt Sergej Posdnjakow. Der Elektromotor brauche weder Sauerstoff noch Benzin, das Flugzeug könne endlos fliegen, solange es riesige Flügel, Auftriebskraft und Energie gebe.

Der Aufstieg selbst soll drei Stunden dauern, gefolgt von einem 15-minütigen Flug und anschließend einem langsamen Abstieg. Welche Gefahren können dabei entstehen?

„Während eines Fluges sind zwei Momente am gefährlichsten. Erstens ist das ein Versagen von Lebenserhaltungssystemen in einem Raumanzug, was auf großen Höhen tödlich ist. Zweitens ist es möglich, dass das Flugzeug den Situationen nicht standhält, die wir nicht vorausgesehen haben. Wir sind uns der Grenzen seiner Möglichkeiten bewusst und es geht vor allem darum, diese nicht zu überschreiten, d.h. wir müssen unter den Bedingungen fliegen, die für das Flugzeug passend sind“, so Domjan.

Im Mai 2017 wurde der erste Testflug von SolarStratos in einer Höhe von 500 Metern durchgeführt. Vieles muss noch getan werden, bis alle Technologien vollständig getestet und angepasst sind. Domjan hofft, 2019 ins All starten zu können:

„Ich werde Pilot sein, und ich habe überhaupt keine Angst, weil wir ein großartiges Team sind und unsere Partner im Projekt die besten auf ihrem Gebiet sind. ‚Swesda‘ ist der erste und fortschrittlichste Entwerfer und Hersteller von Raumanzügen. Dies gilt auch für andere Partner.“

SolarStratos kann sicher als internationales Projekt bezeichnet werden. Viele Unternehmen und Länder sind daran beteiligt. Die Sonnenbatterien für das Flugzeug wurden von einer US-Firma aus Kalifornien geliefert, das Flugzeug selbst wurde von deutschen Spezialisten entworfen, Russland stellt die Raumanzüge her, und die Idee und deren Umsetzung gehört den Schweizern.

Die Projektinitiatoren wollen beweisen, dass umweltfreundliche Technologien keine ferne Zukunft sind – sie existieren bereits.

sputniknews


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