Westliche Medien üben scharfe Kritik an den Staaten, die sich dieser Aktion nicht angeschlossen haben, und schlagen zusätzliche Maßnahmen vor – vom Ergreifen des Eigentums von russischen Staatsbürgern bis zur Anwendung von grober Kraft.
„Schmach-Listen“
Einige Medien veröffentlichten Schmach-Listen der Länder, die sich nicht an der Aktion gegen Russland beteiligt haben. Für besonderen Unmut sorgte aus irgendeinem Grund Portugal, der „älteste Verbündete Großbritanniens“. Der TV-Sender SkyNews präzisierte sogar, dass Portugal der „älteste Verbündete Englands und nicht Großbritanniens“ sei.
Britische Zeitungen sind aufrichtig darüber empört, dass einige europäische Regierungen es wagten, direkte Beweise für die Beteiligung Russlands an dem Giftanschlag in Salisbury zu fordern. Vielleicht wird es sogar noch dazu kommen, dass London Diplomaten von Ländern ausweist, die ihre Gefolgschaft bei den Anti-Russland-Aktionen verweigern.
Die überwiegende Mehrheit der Kommentatoren gibt die Sinnlosigkeit dieser Maßnahmen zu. Russland wird daraufhin dieselbe Zahl von diplomatischen Mitarbeitern ausweisen – die „Leiden Moskaus“ werden mit denselben Problemen der westlichen Länder ins Gleichgewicht gebracht. Deswegen solle man nicht beim Erreichten halt machen und Russland noch härter bestrafen.
„Kehren Sie nach Russland zurück“
Fast alle fordern eine Jagd auf das Eigentum der „russischen Oligarchen“. Ohne das Wort „seize“ (ergreifen) kommt kein Artikel aus, wo es um mögliche Sanktionen geht. Dabei sind unter „Oligarchen“ jene gemeint, die Russisch sprechen und früher auf Fotos mit russischen Offiziellen zu sehen waren.
So gab es auf Initiative der Labour-Presse Aufrufe an die Konservativen, Spenden von russischen Geldgebern zurückzuzahlen (seit Mays Amtsantritt sind das bereits 820.000 Pfund). Die Tatsache, dass zwei der drei größten Spender die britische Staatsbürgerschaft haben und einer die doppelte Staatsbürgerschaft (Spanien und Luxemburg) hat, scheint niemanden zu irritieren.
Einer von ihnen ist übrigens Alexander Temerko, der von Russland beim YUKOS-Fall zur Fahndung ausgeschrieben wurde. Sein britisches Eigentum soll ebenfalls „ergriffen“ werden.
Geflohene Unternehmer, die Russland seit langem verlassen haben, machen wirklich Stress. Der Geschäftsmann Sergej Tschitschwarkin, der seit 2008 in London lebt, sah sehr verwirrt aus, als er einen Kommentar für Euronews gab: „Fragen Sie, was Sie heute machen sollen, um Wladimir Putin zu bestrafen? Ich sage es ihnen – Putin persönlich bestrafen und nicht die Menschen, die hier 15 bzw. 20 Jahre lang leben. Das darf man nicht, falls ein Oligarch, der hier wohnt, für Putin bestraft wird, wird Putin sagen: ‚Ja, ich hatte Recht, sie sind Feinde. Jetzt nehmen sie das Geld, bauen die Investitionen ab und kehren zurück nach Russland.‘ Wer ist da Gewinner? Putin.“
sputniknews
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