Das Sony XZ2 ist ein mächtiges Flaggschiff

  08 April 2018    Gelesen: 1763
Das Sony XZ2 ist ein mächtiges Flaggschiff

Mit dem Design des Xperia XZ2 vollzieht Sony einen radikalen und längst überfälligen Kurswechsel. Das Innenleben ist gewohnt stark, manche Funktionen hat kein anderes Smartphone - aber unfehlbar ist das XZ2 nicht.

 

Sony hat im Februar mit dem Xperia-XZ2-Duo ein starkes Team vorgestellt: Die beiden Smartphones sind die Flaggschiffe der Japaner fürs erste Halbjahr 2018 und technisch weitgehend identisch ausgestattet. Während das XZ2 Compact damit dank seiner Größe eine echte Sonderstellung einnimmt – es ist derzeit das einzige wirklich kompakte Top-Smartphone – muss das XZ2 mit anderen Qualitäten überzeugen. Gelingt ihm das?


Auffällig ist das XZ2 vor allem dadurch, dass es deutlich anders aussieht als Generationen vor ihm: Jahrelang hielt Sony an einem nur in Details veränderten, kantigen Design fest, das nicht selten als nicht mehr zeitgemäß kritisiert wurde – unter anderem wegen der dicken Ränder um die Displays seiner Flaggschiffe. Die neuen Xperias sind anders, ihre Kanten sind abgerundet, der Rücken gewölbt und die Ränder geschrumpft. Das XZ2 ist dank des neuen Designs mitsamt 18:9-Display kaum größer als der Vorgänger, hat aber ein 0,5 Zoll größeres Display.

Es liegt mit seinem abgerundeten Rücken auch gut in der Hand, wirkt dadurch aber etwas pummelig: An der dicksten Stelle misst das XZ2 11,1 Millimeter, beim XZ1 waren es nur 7,4 Millimeter. Der Fingerabdruck-Sensor ist auf die Rückseite gewandert und das Gehäuse ist jetzt aus Glas, das ermöglicht drahtloses Laden. Beim Vorgänger wurde noch Metall eingesetzt.

Ist anders auch besser?


Alles anders also – aber auch alles besser? Die Antwort ist ein klares Jein. Für Sony ist das XZ2 der Beginn einer neuen Design-Ära, aber es gibt noch Raum für Verbesserungen. Das XZ2 sieht zwar toll aus, doch der Fingerabdruck-Sensor sitzt gefühlt etwas zu tief, um ihn bequem zu erreichen. Es ist zudem mit 198 Gramm ziemlich schwer, und mit seiner gewölbten Rückseite liegt es nicht gut auf. Immerhin kann man es dafür perfekt zum Flaschendrehen benutzen, fehlt nur noch die passende App. Der Kopfhöreranschluss fällt dem neuen Design übrigens zum Opfer, das XZ2 hat nur noch einen USB-C-Steckplatz. Passende Kopfhörer legt Sony nicht bei, stattdessen gibt's nur ein paar In-Ears mit 3,5-mm-Klinke und einen Adapter auf USB-C.

Technisch ist das XZ2 spitze, dafür sorgt unter anderem der superstarke Qualcomm Snpadragon 845 – die Sony-Flaggschiffe gehören zu den ersten Smartphones mit dem neuen Chip und ziehen damit in Benchmark-Tests am Großteil der Konkurrenz vorbei. 4 Gigabyte Arbeitsspeicher sind zwar nicht spitze, aber genug, und 64 Gigabyte interner Speicher plus Micro-SD-Steckplatz gehen absolut in Ordnung. Das Display hat "nur" FullHD+-Auflösung, das ist weniger als bei vielen Spitzenmodellen der Konkurrenz, aber immer noch genug für ein knackig scharfes Bild.

Das Display unterstützt zudem HDR und wertet Nicht-HDR-Material so auf, dass es ansprechender aussieht. Filme und Videos schaut man sich dadurch gerne an, auch der Sound aus den zwei Stereolautsprechern ist für ein Smartphone wirklich gut. Unnütz ist das sogenannte "Dynamic Vibration System", das das Smartphone zum bei tiefen Frequenzen zum Vibrieren bringt, ähnlich wie ein Subwoofer. Der Effekt ist aber zu ungenau und nervt eher, als dass er für ein immersiveres Erlebnis sorgt. Immerhin: man kann ihn in drei Stufen anpassen oder ganz deaktivieren. 

Superzeitlupe in Full HD


Der neue Chip ermöglicht dem XZ2, 4K-Videos mit HDR aufzunehmen, damit setzt sich Sony von der Konkurrenz ab. Die sehen auf dem 5,7-Zoll-Display auch wirklich gut aus, aber nicht ganz so klar und knackig wie normale 4K-Aufnahmen. Besonders ist auch die verbesserte Ultra-Zeitlupe mit 960 Bildern pro Sekunde – die filmt das XZ2 nämlich jetzt auch mit Full-HD-Auflösung, während beim Vorgänger nur HD drin war. Eine Sequenz ist aber auf 0,2 Sekunden beschränkt, und einen automatischen Auslöser gibt es nicht. Den richtigen Moment abzupassen, ist damit quasi unmöglich. Zudem braucht die Funktion sehr viel Licht, sonst produziert sie ein sehr verrauschtes Bild.

Spielereien wie animierte Emojis mit dem eigenen Gesicht kann das XZ2 auch, aber wer mit der App "3D Scan" von sich selbst oder von anderen ein dreidimensionales Bild anfertigen will, braucht Geduld und Frustrationstoleranz, denn ganz so spielerisch wie zum Beispiel beim iPhone X oder beim Galaxy S9funktioniert es beim XZ2 nicht.

Die Kamera wirkt im Vergleich zur Konkurrenz nicht mehr ganz zeitgemäß. Klar, dass es auch ohne Dual-Kamera geht, beweist Google mit der hervorragenden Knipse des Pixel 2, doch die Bildergebnisse des XZ2 reichen an Googles Flaggschiff nicht ganz heran und können es auch nicht ganz mit dem Galaxy S9 oder dem Huawei P20 Pro aufnehmen. Optische Bildstabilisierung fehlt, die Offenblende liegt "nur" bei f/2.0, die hohe Auflösung von 19 Megapixeln ist für digitale Zooms gut, aber von Nachteil bei schlechten Lichtverhältnissen.

Das Kleine ist die bessere Wahl

Das Bildrauschen versucht Sony durch Nachbearbeitung zu kompensieren, dadurch wirken Details aber mitunter verwaschen, die Bearbeitung erzeugt sichtbare Artefakte. Der Autofokus ist zudem manchmal zu langsam und die Kamera-App nach wie vor umständlich zu bedienen. Sony hat die Bildqualität im Vergleich zu den Vorgängern zwar deutlich verbessert, die Fotos des XZ2 sind endlich richtig gut. Die Konkurrenz hat aber bei Funktionsumfang und Bildqualität noch etwas mehr zu bieten, und Sony läuft dem Wettbewerb auch mit dem XZ2 etwas hinterher.

Nicht ganz auf der Höhe - diesen Eindruck macht das XZ2 in vielen Bereichen, obwohl es an sich ein Spitzen-Smartphone ist. An wichtigen Punkten haben Konkurrenz-Geräte wie das Galaxy S9 oder das Huawei P20 Pro mehr auf dem Kasten. Das ist aber Kräftemessen auf höchstem Niveau. Wer sich für ein XZ2 entscheidet, macht sicher nichts falsch - allerdings gibt es viele Gründe, sich für das kleinere XZ2 Compact zu entscheiden. Es hat bis auf die Drahtlos-Lade-Funktion und das überflüssige Vibrationssystem die gleiche Ausstattung, ist aber kleiner und leichter - und kostet 200 Euro weniger.

Quelle: n-tv.de


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