Egal was kommt, Michael Cohen bleibt seinem Herrn treu. "Ich werde unseren Präsidenten immer beschützen", twitterte Donald Trumps Privatanwalt noch am Sonntag - und fügte ein Zitat der Autorin Joyce Maynard hinzu: "Eine Person, die meine Loyalität verdient, erhält sie."
Es war ein Signal an Trump: Nicht mal 24 Stunden später durchsuchten FBI-AgentenCohens Büro und Hotelzimmer in New York und beschlagnahmten Akten, Computer und Finanzdaten. Bisher ist Cohen vor allem für den Umstand bekannt, dass er der Pornodarstellerin Stormy Daniels Schweigegeld gezahlt hat - angeblich, damit diese eine Affäre mit Trump nicht ausplaudert. Nun rückt er in den Fokus der Ermittler. Für Trump ist das höchst brisant - denn Cohen hütet dessen größte Geheimnisse.
Loyalität ist jetzt also wirklich das Wort der Stunde. "Haben Sie Angst, was das FBI finden könnte?", wurde Trump am Montagabend gefragt. "Nein", antwortete der, doch seine Wut auf das FBI und sein eigenes Justizministerium, das den Zugriff autorisiert hatte, verriet das Gegenteil.
Denn Cohen, 51, ist Trumps Pitbull, der bisher jeden, der seinem Chef gefährlich wurde, aus dem Weg geräumt hat - mit Klagen, Drohungen, Mobbing, Klatschpresse-Aktionen und Schweigegeld. Falls Trump etwas zu verbergen hat, privat wie geschäftlich, ob Russland-Connections, Steuerprobleme oder Sex-Affären, dann weiß es Cohen - und bald dürfte es auch das FBI wissen.
Solche Ermittlungstaktiken setzen Fahnder sonst auch gegen Mafiosi ein. "Dieser Durchsuchungsbefehl ist eine Bombe vor Trumps Haustür", sagte die Ex-Staatsanwältin Joyce White Vance der "Washington Post". Trump-Biograf Timothy O'Brien, der Cohen aus leidvoller Erfahrung kennt, fügte hinzu: "Er erledigt die schmutzige Arbeit, die der Präsident selbst nicht erledigen will."
"Ich bin sein Freund", sagte Cohen der "New York Times" einmal. "Ich würde fast alles für ihn und seine Familie tun." Bisher blieb die Beziehung vom Anwaltsgeheimnis geschützt. Doch das setzte der Richter, der den Durchsuchungsbefehl gegen Cohen abzeichnete, nun zumindest teilweise außer Kraft. Das passiert nur, wenn es sich um "schwerwiegende Vorwürfe illegaler Aktivitäten" handelt, wie Ex-Richter Andrew Napolitano im Trump-nahen Sender Fox News sagte.
Ob diese Aktivitäten mit der Pornodarstellerin Stormy Daniels zu tun haben, die eine kurze Affäre mit Trump gehabt haben will, oder mit den breiteren Russland-Verwicklungen, bleibt offen. Fest steht: Für Cohen geht es ums Ganze.
2006 heuerte Cohen im Trump-Konzern an. Bis dahin gab sich der Anwalt mit kleineren Aufträgen ab. Aufgewachsen auf Long Island als Sohn eines Holocaust-Überlebenden, managte Cohen anfangs Taxi-Firmen mit Namen wie Mad Dog Cab Corporation - ein Geschäft, das schon damals harte Bandagen erforderte. Ein Zubrot verdiente sich der Kampfsport-Laie mit einem Kreuzfahrtunternehmen in Florida.
Vom Demokratenwähler zum Handlanger des Präsidenten
Cohen lernte Trump kennen, als er vier Luxuswohnungen in dessen Liegenschaften kaufte. Bald wurde er zu Trumps "fixer", seinem Mann für alle Unannehmlichkeiten. Er kämpfte nicht nur vor Gericht mit aggressiven Mitteln für seinen klagelustigen - und dutzendfach verklagten - Mandanten, sondern auch als Sprachrohr in den Medien. Vorbild war Trumps Mentor Roy Cohn, der berüchtigte Handlanger des nicht minder berüchtigten Senators Joe McCarthy, der seinerzeit auch vor dubiosen Methoden nicht zurückschreckte.
Politisch stand Cohen lange den Demokraten nahe. 1988 hatte er noch für den Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis gearbeitet. 2008 stimmte er nach eigenen Angaben für Barack Obama, wandte sich später aber enttäuscht ab.
Cohen rühmt sich, Trumps Politambitionen angefacht zu haben. Seit 2011 trommelte er offen für dessen Kandidatur. Im Wahlkampf 2016 wurde seine Rolle noch zentraler: Jedesmal, wenn Trump in die Klemme geriet, zog er hinter den Kulissen ein paar Strippen - und prompt verschwand die Krise.
Als herauskam, dass Trumps Ex-Frau Ivana ihren damaligen Gatten der Vergewaltigung beschuldigt hatte, proklamierte Cohen: "Man kann seine eigene Frau nicht vergewaltigen." Einen Reporter der Website Daily Beast versuchte er mit einer filmreifen Drohung einzuschüchtern: "Sei verdammt vorsichtig, denn was ich dir antun werde, ist verdammt ekelhaft."
spiegel
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