Nach der Klausur auf Schloss Meseberg soll es so richtig losgehen. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihre neuen Minister in Brandenburgzusammengetrommelt. Die frisch gewählte Regierung will über ihre Agenda diskutieren, vor allem aber geht es darum, sich als Mannschaft einzuschwören.
Denn von Teamgeist war in den vergangenen Wochen nicht allzu viel zu spüren. Vor allem CSU-Innenminister Horst Seehofer und sein CDU-Kollege Jens Spahn, der das Gesundheitsressort leitet, preschten immer wieder vor. Sie traten Debatten los zum Islam, zu Hartz IV, zu rechtsfreien Zonen. Klar ist: Da versuchen sich zwei als besonders konservative Kräfte zu profilieren - und widersprechen mitunter auch dem Kurs der Kanzlerin.
Kommt das in der Bevölkerung an?
Die erste Auswertung des SPON-Regierungsmonitors könnte darauf eine Antwort liefern. Gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey haben wir gefragt: "Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der jeweiligen Minister?" Dabei geht es um die 14 Fachminister sowie die Kanzlerin. Kanzleramtschef Helge Braun ist nicht Teil des Regierungsmonitors.
Das Ergebnis: Für Horst Seehofer sieht es vergleichsweise gut aus. Er landet in der Rangliste auf Platz fünf, Jens Spahn dagegen auf dem vorletzten Platz - hinter ihm liegt lediglich noch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.
Am beliebtesten ist laut dem Regierungsmonitor mit Franziska Giffey eine Frau, die erst kürzlich in die Bundespolitik gewechselt ist. Bis Mitte März war die Sozialdemokratin noch Bezirksbürgermeisterin in Neukölln.
Um die repräsentativen Bewertungen der Minister und der Kanzlerin vergleichen zu können, arbeitet Civey mit einem Scoringverfahren. (Lesen Sie hier mehr zum Verfahren.) Der bestmögliche Index beträgt 100, das schwächste Ergebnis wäre -100.
Dabei fällt auf, dass die Deutschen sich bei vielen Ministern noch nicht auf eine Bewertung festlegen. Der Anteil der Antwortoption "unentschieden" ist bei mehreren Kabinettsmitglieder sehr hoch - das gilt natürlich erst recht für Newcomer, die erst vor vier Wochen Führungsämter übernommen haben.
Unter anderem deshalb liegt Giffey vorne, obwohl nur knapp 21 Prozent der Befragten mit ihrer Arbeit zufrieden sind. Rund 25 Prozent haben die Familienministerin negativ bewertet, mehr als die Hälfte der Befragten zeigte sich unentschieden. Der SPON-Regierungsmonitor wird in zukünftigen Erhebungen zeigen können, wie sich der Anteil der Unentschiedenen im Zeitverlauf ändern wird.
Bei den etablierten Ministern sowie Kanzlerin Merkel ist der gegenteilige Effekt zu beobachten. Die große Mehrheit der Befragten hat eine Meinung zu ihnen, und diese ist in der Mehrzahl negativ. So geben knapp 21 Prozent an, mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen unzufrieden zu sein, rund 44 Prozent zeigen sich sogar sehr unzufrieden.
Bundeskanzlerin Merkel kommt in der Rangliste auf den zwölften, Vizekanzler Olaf Scholz auf den achten Platz.
Mehrheit sieht Koalition negativ
SPIEGEL ONLINE und Civey haben zudem nach der Zufriedenheit mit der Regierung im Allgemeinen und den beiden Regierungsparteien gefragt. Fast die Hälfte der Befragten sieht die Arbeit der Koalition bislang negativ, 35 Prozent geben an, "sehr" oder "eher zufrieden" zu sein. Union und SPD kommen auf beinahe identische Ergebnisse. Bei beiden ist der Gesamteindruck vorrangig negativ. Für die bevölkerungsrepräsentativen Echtzeitumfragen werden nicht nur Nutzer von SPIEGEL ONLINE, sondern Menschen in ganz Deutschland befragt. Die Ergebnisse werden in regelmäßigen Abständen im SPON-Regierungsmonitor präsentiert. Dafür brauchen wir Ihre Hilfe - machen Sie mit und stimmen Sie ab!
spiegel
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