Punktsieg und 20 Milliarden für Zuckerberg

  11 April 2018    Gelesen: 1323
Punktsieg und 20 Milliarden für Zuckerberg

Das muss man Mark Zuckerberg lassen: In der stundenlangen Anhörung im US-Senat beweist er Durchhaltevermögen. Die Veranstaltung wird für den Facebook-Chef sehr viel angenehmer als befürchtet.

Das hat sich Mark Zuckerberg nicht ausgemalt, als er in seinem Zimmer der Harvard-Universität ein soziales Netzwerk schuf, aus dem Facebook wurde. Rund 14 Jahre später muss er dem US-Senat Rede und Antwort stehen - wegen eines massiven Missbrauchs von Nutzerdaten. Dutzende Fotografen umringen Zuckerberg, als er sich den Senatoren gegenüber hinsetzt. Viele Fernsehsender übertragen die Anhörung weltweit live - ironischerweise und selbstverständlich auch auf Facebook. 

Zuckerberg ist nervös und angespannt. Er fühlt sich sichtlich unwohl. Das ist nachvollziehbar, schließlich hatten viele Senatoren angekündigt, ihn in die Mangel zu nehmen. Und er weiß, dass er stellvertretend für das gesamte Silicon Valley auf der Anklagebank sitzt. 

Alles halb so wild?
Als Zuckerberg sein vorbereitetes Eröffnungsstatement vorträgt, muss er sich bemühen, mit fester Stimme zu sprechen. Doch es dauert nicht lange, bis er souverän wird. Das liegt vor allem daran, dass ihm schnell klar wird: Die Anhörung wird viel weniger schlimm als befürchtet.

Denn die angekündigten harten Fragen sind Mangelware. Zuckerberg hat sich mit einem Experten gut vorbereitet und die meisten Senatoren vermitteln den Eindruck, dass sie sehr wenig davon wissen, wie Facebook funktioniert. Einen Großteil der Zeit verbringt Zuckerberg damit, die Funktionsweise seines Unternehmens zu erklären.

Zuckerberg gelobt Besserung

Durchhaltevermögen hat Zuckerberg. Es wird eine lange Veranstaltung. 44 Senatoren sind da, jeder darf vier Minuten lang Fragen stellen. Erst nach einer halben Stunde Eröffnungsreden dreier Senatoren tickt die Uhr. Nach mehr als zwei Stunden gibt es die erste kurze Pause, nach weiteren zwei die nächste. Und dann kommt ein ähnlich langer dritter Teil. 

Dabei wird es wie erwartet: Zuckerberg gibt sich reuig und gelobt Besserung. "Wir sind ein idealistisches und optimistisches Unternehmen", sagt er. Und das sei ausgenutzt worden.   

Facebook wusste seit Ende 2015 davon
Bei dem Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor mehr als vier Jahren Informationen von Nutzern unrechtmäßig an die Analysefirma Cambridge Analytica weitergereicht. Später arbeitete unter anderem das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump mit den Daten. Dabei ging es nicht nur um private Informationen der Umfrageteilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde. Sein Fehler, sagt Zuckerberg, sei es gewesen, das nicht verhindert zu haben. 

Facebook wusste seit Ende 2015 von der unerlaubten Datenweitergabe, gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass die Daten vernichtet worden seien, und informierte die Nutzer nicht. Das wird erst jetzt nachgeholt.

Fehler unvermeidlich?

Facebook habe in der Vergangenheit viele Fehler gemacht, sagt Zuckerberg und weist immer wieder darauf hin, dass Facebook in einem Studentenzimmer ins Leben gerufen wurde. Auf dem Weg zu dem Unternehmen von heute seien Fehler unvermeidlich. 

Und bei jeder sich bietenden Gelegenheit versucht Zuckerberg, Facebook als etwas außerordentlich Gutes darzustellen. Ziel sei es, möglichst viele Menschen zusammenzubringen - ob bei der "Me Too"-Bewegung oder zum Spendensammeln nach Hurrikan "Sandy". Er betont, dass Facebook zahllosen Unternehmen ermöglicht, Kunden zu erreichen - zielgenau und  günstig. 

Gibt es bald eine werbefreie Facebook-Variante?
Um all das zu ermöglichen, müsse Facebook kostenlos sein. Andernfalls könnten viele Millionen Menschen das Netzwerk nicht nutzen. Das erkläre auch das Geschäftsmodell: die Auswertung von Nutzerdaten, die es erlaubt, den Mitgliedern passgenaue Werbung anzuzeigen.

Unerwartet deutet Zuckerberg an, dass es eventuell eine werbefreie Version von Facebook geben könnte - gegen Bezahlung. Doch ansonsten bleiben Überraschungen aus. Mit einer Ausnahme: Zuckerberg sagt, dass Facebook-Mitarbeiter vom Sonderermittler Robert Mueller befragt wurden, der eine mögliche russische Einmischung in den US-Wahlkampf untersucht.

n-tv


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