Die Frage, ob der FC Bayern es noch ein Jahr mit seinen beiden Altstars Franck Ribéry und Arjen Robben versuchen sollten, scheint geklärt. Ja, mei. Warum auch nicht? Der "Kicker" jedenfalls meldete noch in der Nacht nach dem torlosen Remis der Münchner gegen den - Sevilla Fútbol Club und dem damit verbundenen Einzug in Halbfinale der Champions League, mit Ribéry sei alles in trockenen Tüchern. Der 35 Jahre alte Franzose, seit 2007 im Verein, werde einen Vertrag bis Sommer 2019 bekommen. Mit dem 34 Jahre alten Robben müssten die Bayern nur noch Details verhandeln, bevor der Niederländer im Sommer dann in sein zehntes Jahr beim deutschen Branchenprimus geht.
Mit der Viertelfinalpartie, einem 0:0 der unspektakuläreren Sorte vor 70.000 Zuschauern im ausverkauften Fröttmaninger Stadion, dürfte das weniger zu tun haben - auch wenn es die routinierteste Flügelzange Europas war, die sich am eifrigsten bemühte, dem Angriffsspiel der Münchner etwas wie Schwung zu verleihen. Wobei die Betonung uncharmanterweise auf "bemühen" liegt, viel kam nicht dabei rum. Aber es war halt genug, da der FC Bayern ja das Hinspiel vor knapp einer Woche im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán mit 2:1 gewonnen hatte. Nun darf er sich neben dem FC Liverpool, der AS Rom und Real Madrid zu den vier besten Fußballmannschaften des Kontinents zählen. Das Publikum honorierte das mit einem herzhaften "Superbayern, Superbayern!" Bleibt die Frage, wie super das wirklich war.
Die Theorie vom guten Pferd
Das ist insofern schwer zu beantworten, als dass die Auflösung erst im Halbfinale folgt, das die Uefa am Freitag am 13 Uhr in Nyon auslosen lässt und für den 24. und 25. April sowie den 1. und 2. Mai angesetzt hat. Bis es soweit ist, dürfen sich die Vertreter der Theorie vom guten Pferd, das nicht höher springt, als es muss auf mit den Skeptikern streiten, die die These vertreten, dass es für diesem FC Bayern zum ganz großen Wurf in dieser Saison nicht reichen wird. Der Trainer und die Spieler des Klubs gehören, das dürfte niemanden ernsthaft überraschen, allesamt zur Vertreter der ersten Fraktion.
Jupp Heynckes zum Beispiel, der froh war, dass keiner seiner Spieler wegen zu vieler Gelber Karten für die Vorschlussrunde gesperrt ist, lobte "eine überragende kämpferische Leistung" seines Teams. Damit dürfte er vor allem den brasilianischen Linksverteidiger Rafinha gemeint haben, der den angeschlagenen David Alaba ersetzte, Ball und Gegner teilweise spektakulär abgrätschte und wohl eines seiner besten Spiele für den FC Bayern machte. Heynckes jedenfalls sagte: Ich bin sehr zufrieden mit der gesamten Mannschaft. Solche Spiele musst du zu Null spielen, um weiterzukommen, das habe ich meinen Spielern mit auf den Weg gegeben. Und es hat heute gereicht." Vor allem aber gelte: "Wir haben uns niemals aus der Ruhe bringen lassen." Das ist in der Tat eine Qualität des FC Bayern, nicht nur an Abenden, an denen längst nicht alles gelingt. Jérôme Boateng formulierte das so: "Wir haben unsere Angriffe nicht zielstrebig zu Ende gespielt. Das war nicht unsere beste Performance heute. " Sein Innenverteidigerkollege Mats Hummels sagte: "Wir haben etwas zu wenige Torchancen kreiert. Und aus den wenigen, die wir hatten, haben wir zu wenig gemacht.
Lewandowski doch arg lädiert
Und der nach einem Zusammenprall mit Sevillas Gabriel Mercado in der siebten Minute unter dem Auge arg lädierte Angreifer Robert Lewandowski konstatierte nach der Partie mit zwei Pflastern im Gesicht zwar: "Schade, dass wir kein Tor geschossen haben." Unzufrieden aber war auch er nicht: "Wir haben dieses Spiel unter Kontrolle gehabt. Es ist alles in Ordnung." Die größte Chance hatte besagter Ribéry sieben Minuten vor der Pause, als er Sevillas Innenverteidiger Mercado super aussteigen ließ, dann aber mit seinem Schuss aus 15 Metern an Torhüter David Soria scheiterte, der geistesgegenwärtig die Hände hochgerissen hatte. Den Ball hatte Ribéry übrigens von Robben bekommen, der sich zuvor auf der rechten Seite des Spielfeldes durchgespielt und dann hinübergepasst hatte. Kurzum: Die Münchner hatten den Gegner tatsächlich im Griff, ohne ihn aber auszuknocken.
Nach der Pause erhöhten die Münchner den Druck, Lewandowski zum Beispiel köpfte prompt den Ball ans Außennetz (49.) und Ribéry versuchte es mit einem Volleyschuss (51.). Allerdings war es dann Joaquín Correa, der den Ball an die Latte des bajuwarischen Tores köpfte (59.). Aber auch davon ließen sich die Bayern nicht verunsichern. Nach einer knappen Stunde schienen sich die Andalusier zwar daran zu erinnern, dass sie ja ein 1:2 aus dem Hinspiel aufholen mussten. Doch bis auf die Tatsache, dass Trainer Vincenzo Montella Angreifer Wissam Ben Yedder auswechselte und Angreifer Luis Muriel einwechselte, ließen die Sevillianer dieser unterstellten Erkenntnis allerdings keine Taten folgen. Und den Bayern war anzumerken, dass sie auch eine 0:1-Niederlage ins Halbfinale gebracht hätte. Kurzum: Der große Fußball wurde an diesem Abend woanders gespielt.
Bei jedem Tor, das die Turiner in Madrid erzielten, jubelte das Publikum im München. Und als Ronaldo dann doch noch entscheidend für Real traf, waren in Fröttmaning alle damit beschäftigt, sich über das rüde Foul Correas an Javier Martínez aufzuregen, die Rote Karte gegen den Sevillianer zu beklatschen - und anschließen die "Superbayern" zu feiern. Und demnächst auch wieder großen Fußball, im Semifinale der Königsklasse oder gar im Endspiel, das am 26. Mai in Kiew stattfindet? Robben mochte das nicht ausschließen: "Wir müssen noch eine Schippe drauflegen und schauen, dass wir da top sind."
Quelle: n-tv.de
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