Diess will Umbau bei VW forcieren

  13 April 2018    Gelesen: 3980
Diess will Umbau bei VW forcieren

Der neue Chef will den Volkswagen-Konzern agiler machen. Aufsichtsratschef Pötsch hält Diess für die kommenden Aufgaben "prädestiniert". Die Erwartungen aus der Politik sind derweil groß.

 

Der neue VW-Chef Herbert Diess will den größten Autokonzern Europas mit einer neuen Führungsstruktur auf Trab bringen. Er wolle die schon beschlossene Strategie nicht ändern, Volkswagen müsse aber in einem anspruchsvollen Wettbewerbsumfeld sein Tempo erhöhen, erklärte Diess in Wolfsburg. Das Management wolle künftig schneller entscheiden. "Unser Ziel ist, Volkswagen in Ertragsstärke, Innovationskraft und Nachhaltigkeit zu einem der führenden in der Industrie zu machen."

Der neue VW-Vorstandschef will den Wert von Randbeteiligungen für den Konzern ausloten und sie gegebenenfalls verkaufen. Der Konzern werde Optionen für nicht zum Kerngeschäft gehörende Konzernteile prüfen. Zu den zu prüfenden Teilen gehöre auch die Motorradmarke Ducati, sagte Diess. Ducati gehört zur VW-Tochter Audi. Auch Diess-Vorgänger Matthias Müller hatte die Prüfung von Randbeteiligungen im Rahmen seiner Strategie 2025 angestoßen, war aber bei konkreten Vorhaben unter anderem am Widerstand der Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat gescheitert.

Müller stand zweieinhalb Jahre an der Spitze von Volkswagen. Er hatte den Autobauer nach dem Sturz seines Vorgängers Martin Winterkorn über den Dieselskandal im September 2015 aus der Krise geführt. Der Multimarken-Konzern reformiert seine Führungsstruktur, um schneller die in der Branche anstehenden Herausforderungen - Umstieg auf Elektroautos, selbstfahrende Autos und Mobilitätsdienstleistungen - meistern zu können.

Lange To-Do-Liste abarbeiten


Der Konzern wird in sechs Geschäftsfelder gegliedert, die Region China daneben separat geführt. Die acht Pkw-Marken werden in drei Gruppen gebündelt: Volumen (Autos für den Massenmarkt), Premium und Superpremium. Die Nutzfahrzeugmarken werden für einen Börsengang vorbereitet.

Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sagte: "Dr. Diess hat bei der Marke Volkswagen erfolgreich bewiesen, mit welchem Tempo und welcher Konsequenz er tiefgreifende Transformationsprozesse umsetzen kann." Daher sei er für das Amt des Konzernchefs "prädestiniert" gewesen. Es war Diess gelungen, die Effizienz der im Vergleich zur Konkurrenz lange Zeit ertragsschwachen Kernmarke zu verbessern. Diess sagte: "Es geht jetzt darum, diesen Kurs konsequent fortzusetzen."

Die Erwartungen der Politik sind dabei groß. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter sagte der Deutschen Presseagentur: "Der neue VW-Chef Diess muss eine lange To-Do-Liste abarbeiten. Er muss endlich die Dieselaffäre aufklären und reinen Tisch machen. Andernfalls haftet der Vorwurf der Geheimniskrämereien und Klüngelei auch in Zukunft an VW." Der Konzern müsse auch auf die Kunden zugehen. Volkswagen lehnt in Europa hohe Entschädigungen wie in den USA unter Verweis auf ein anderes Rechtssystem ab.

Quelle: n-tv.de


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