"Eindeutiger Bruch des Völkerrechts"

  14 April 2018    Gelesen: 1412
"Eindeutiger Bruch des Völkerrechts"

n-tv.de: In der Nacht hat der Westen Syrien angegriffen. Es ist damit eingetreten, wovor Sie bereits vor wenigen Tagen warnten. Waren die Luftschläge angemessen?

Antje Vollmer, ehemalige Vizepräsidentin des Bundestags, kritisiert die Angriffe auf Syrien scharf. Diese seien ein "eindeutiger Bruch des Völkerrechts" und ein "feindlicher Akt gegen den UN-Generalsekretär", sagt die Grünen-Politikerin im Interview mit n-tv.de. Sie fordert eine neue Russlandpolitik. Bereits am Donnerstag hatte sie in einer gemeinsamen Stellungnahme mit prominenten Altpolitikern von CDU, CSU, FDP und SPD - unter ihnen der ehemalige Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz Horst Teltschik und der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber - vor den Gefahren eines dritten und letzten Weltkriegs gewarnt. Die Russlandpolitik des Westen müsse sich grundlegend ändern, so ihre Forderung.

Antje Vollmer: Es handelt sich um einen eindeutigen Bruch des Völkerrechts, eine feindlichen Akt gegen den UN-Generalsekretär, der klar vor solchen Aktionen gewarnt hatte, und um einen Hohn auf die Untersuchungskommission, die heute erst anreisen sollte, um den möglichen Einsatz von Chemiewaffen zu untersuchen. Es ist auch ein Schaden für Europa eingetreten durch die Selbstermächtigung von Großbritanniens Premierministerin Theresa May und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. So schnell entzaubert sich eine vermeintliche Lichtgestalt.

Sie haben erst am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme mit vier prominenten Altpolitikern von CDU, CSU, FDP und SPD in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" eindringlich vor einer weiteren Eskalation im Verhältnis zu Russland und vor den Gefahren eines dritten und letzten Weltkriegs gewarnt. Das klingt sehr drastisch.

Wir waren in extremer Sorge und ahnten die aktuelle Zuspitzung der Krise. Und da wir alle genaue Kenntnis von Russland haben, wissen wir auch, wie beunruhigt unsere Gesprächspartner dort sind. Die gegenseitigen Beziehungen, die einst von großem Vertrauen geprägt waren, sind auf dem Gefrierpunkt. Die rhetorischen Feindbilder werden immer drastischer. Und wenn etwas so dramatisch verläuft und dazu medial zugespitzt wird, können selbst kleine Ereignisse das Pulverfass zum Explodieren bringen.

sputniknews


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