Einem Bericht des renommierten Computermagazins "c't" zufolge klaffen in Intels Prozessoren weitere gravierende Sicherheitslücken. Fünf Monate nach Bekanntwerden der schwerwiegenden Schwachstellen "Spectre" und "Meltdown" hätten Forscher acht neue Sicherheitslücken in den Chips des kalifornischen Halbleiter-Herstellers gefunden, berichtet das Magazin am Donnerstag. Intel halte die Informationen zu der neuen Generation der "Spectre"-Schwachstellen allerdings noch geheim.
"Spectre" und "Meltdown" hebeln Sicherheitsmechanismen aus, die verhindern sollen, dass Programme beliebig Daten aus dem Speicher eines Computers abrufen können. Ist die Sicherung ausgetrickst, kann entsprechende Software auf eigentlich geschützte Speicherbereiche anderer Programme oder des Betriebssystems zugreifen und so zum Beispiel Passwörter und Krypto-Schlüssel auslesen.
Nach Einschätzung der "c't" sind die neuen Angriffsszenarien ähnlich einzustufen wie bei den Lücken, die im vergangenen Januar ans Licht der Öffentlichkeit kamen. "Eine der neuen Lücken vereinfacht jedoch Angriffe über Systemgrenzen hinweg so stark, dass wir das Bedrohungspotenzial deutlich höher einstufen als bei Spectre."
Das Problem liegt im Prozessordesign
Besonders betroffen seien "Anbieter von Cloud-Diensten wie Amazon oder Cloudflare und natürlich deren Kunden", erklärte Jürgen Schmidt, Sicherheitsexperte bei der "c't". "Passwörter für sichere Datenübertragung sind sehr begehrte Ziele und durch diese neuen Lücken akut gefährdet." Die konkrete Gefahr für Privatleute und Firmen-PC sei hingegen eher gering, weil es dort in aller Regel andere, einfacher auszunutzende Schwachstellen gebe. "Auch wenn es keinen Grund zur Panik gibt, muss man die neuen Sicherheitslücken ernst nehmen."
Wann die ersten Fehlerbereinigungen ("Patches") für die neuen Spectre-Lücken kommen, ist bislang nicht klar. "Anscheinend plant Intel zwei Patch-Wellen", sagte Schmidt. "Eine erste soll bereits im Mai anrollen; eine zweite ist für August angedacht." Vier der neuen Sicherheitslücken stufe Intel selbst mit einem hohen Risiko ein, die Gefahr der anderen vier werde mit "mittel" bewertet.
Insgesamt zeigten die neuen Lücken, dass "Spectre" und "Meltdown" keine einmaligen Ausrutscher gewesen seien, die man mit ein paar Flicken nachhaltig stopfen könne. "Eine niemals endende Patch-Flut ist aber keine akzeptable Lösung dafür, dass Intel vor zwanzig Jahren Performance-Optimierungen ohne ausreichendes Sicherheitskonzept umgesetzt hat", sagte Experte Schmidt. Er forderte, dass das CPU-Design grundsätzlich überdacht werden müsse, um eine stabile IT-Infrastruktur zu haben.
spiegel
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