Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny ist nach seiner Festnahme bei einer Kundgebung in Moskau laut eigener Aussage vorerst wieder auf freiem Fuß. Die Polizei habe ihn kurz nach Mitternacht gehen lassen, erklärte der Kremlkritiker auf Twitter. Ihm werde die Organisation einer öffentlichen Veranstaltung und Widerstand gegen die Polizei vorgeworfen.
Eine Anwältin seiner Stiftung zur Bekämpfung von Korruption sagte der russischen Nachrichtenagentur Interfax, ein Moskauer Gericht werde sich am 11. Mai mit dem Fall befassen. Nawalny hatte seine Anhänger am Samstag zu landesweiten Protesten gegen Präsident Wladimir Putin aufgerufen, der am Montag seine vierte Amtszeit beginnt.
Nach Angaben der Bürgerrechtsorganisation OVD-Info nahm die Polizei fast 1600 Demonstranten fest. Allein für die Hauptstadt Moskau meldete die Bürgerrechtsorganisation mehr als 700 Festnahmen. An der Kundgebung beteiligten sich nach Angaben der Polizei 1500 Menschen; sie gab die Zahl der Festnahmen mit rund 300 an.
Amnesty verurteilt Polizeigewalt
Die Polizei ging auch mit Tränengas gegen die Demonstranten vor, die sich auf Moskaus zentralen Puschkinplatz versammelt hatten. Zudem kam es zu Zusammenstößen zwischen Nawalny- und Kreml-Anhängern. Neben dem 41-jährigen Nawalny sei auch sein Verbündeter Nikolai Ljaskin festgesetzt geworden, berichteten AFP-Reporter.
In Russlands zweitgrößter Stadt St. Petersburg versammelten sich mehrere tausend Menschen zu einer nicht genehmigten Kundgebung. Die Demonstranten riefen Parolen wie "Russland wird frei sein" und "Nieder mit dem Zaren". Nach Angaben der Bürgerrechtsorganisation wurden mehr als 230 Teilnehmer festgenommen; die Behörden sprachen von rund 200 Festnahmen.
In Tscheljabinsk im südlichen Ural wurden laut OVD-Info 164 Menschen festgenommen. Im sibirischen Krasnojarsk seien mehr als 60 Demonstranten in Gewahrsam genommen worden, teilte OVD-Info mit.
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verurteilte die gewaltsame Auflösung der Demonstration in Moskau. Zudem beklagte sie in einer Erklärung die "unverhältnismäßige" Anwendung von Gewalt durch die Sicherheitskräfte und kreml-treue Paramilitärs.
Putin hatte die Präsidentenwahl im März mit mehr als 76 Prozent der Stimmen klar gewonnen - nicht zuletzt weil sein Hauptwidersacher Nawalny von der Wahl ausgeschlossen war. Putin wird am Montag für seine vierte Amtszeit als Präsident vereidigt.
Quelle: n-tv.de
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