Die Flottenplaner im Pentagon setzen im Nordatlantik auf neue militärische Stärke: Die US-Marine gab die Reaktivierung der Zweiten US-Flotte bekannt. Der Verband erhalte den Auftrag, Einheiten im Bereich der US-Ostküste und im nördlichen Teil des Atlantiks koordinieren, erklärte US-Admiral John M. Richardson.
Als Navy-Stabschef zeichnet Richardson unter anderem für die Umsetzung der nationalen Verteidigungsstrategie der USA zur See verantwortlich. Die Anfang des Jahres veröffentlichten strategischen Leitlinien enthielten dazu klare Vorgaben, sagte Richardson bei der Ankündigung der weitreichenden Maßnahme. Die Welt sei in eine neue Ära des Wettbewerbs zwischen den Großmächten eingetreten. Zugleich werde das sicherheitspolitische Umfeld immer herausfordernder und komplexer.
"Um auf diese Veränderungen - speziell im Nordatlantik - vorbereitet zu sein, stellen wir heute die Zweite Flotte neu auf", sagte Richardson im Rahmen der Ankündigung an Bord des nuklear angetriebenen Flugzeugträgers "USS George H. W. Bush". Das Hauptquartier des Verbands könnte demnach am US-Marinestützpunkt Norfolk im US-Bundesstaat Virginia rund 230 Kilometer südlich von Washington, D.C. angesiedelt werden.
Die sogenannte Second Fleet war vor rund sieben Jahren formell aufgelöst worden. Ihre offizielle Reaktivierung als aktiver Seeverband ist nach Einschätzung des Militärexperten Jonathan Marcus Teil eines größeren strategischen Wandels, der die US-Streitkräfte weg von einer Ausrichtung auf eng umgrenzte Auslandseinsätze zurück zu einer geopolitischen Balance zwischen Großmächten führen soll.
"In diesem Fall liegt der Fokus auf Russland", schreibt Marcus in einer Analyse für die britische BBC. Die verstärkte Präsenz im Seegebiet zwischen den USA und den Nato-Partnern in Europa sei demnach eine Antwort auf die zunehmenden Aktivitäten der russischen Marine in der Region.
Die Maßnahme birgt auch eine gewisse militärhistorische Symbolik: Einheiten der Zweiten US-Flotte waren während des Kalten Krieges auch dafür zuständig, die schnelle Verlegung von US-Panzern und Soldaten nach Europa zu gewährleisten. Dazu war der Verband unter anderem auch ausgerüstet mit speziellen Landungsschiffen für schweres Gerät.
"Schiffe, Flugzeuge, amphibische Kräfte"
Noch besteht die Zweite Flotte größtenteils nur auf dem Papier. Admiral Richardson machte mit seiner Ankündigung zunächst nur den Weg frei zum Aufbau eines neuen Flottenhauptquartiers, das zunächst nur aus einem 15-köpfigen Team bestehen soll. Diesem Stab sollen jedoch schon bald "Schiffe, Flugzeuge und amphibische Kräfte" zugewiesen werden, wie Richardson betonte. Dem Vernehmen nach plant das US-Militär auch, in der Region künftig auch dauerhaft mit einer kompletten Flugzeugträger-Gruppe vertreten zu sein.
Berichten aus Nato-Kreisen zufolge wurden in den vergangenen Jahren vermehrt russische Marineeinheiten auf Patrouillenfahrten in der Ostsee, in der Nordsee und in den Gewässern der Arktis gesichtet. Die unter Wasser registrierten Bewegungen der russischen U-Boot-Flotte sind demnach auf dem höchsten Stand seit dem Ende des Kalten Krieges. Auch in der Luft häuften sich die Berichte über ungeplante Begegnungen mit russischen Kampfflugzeugen.
Quelle: n-tv.de
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