Bundesfinanzminister Olaf Scholz will den Einfluss des Bundes nutzen und die umstrittene Einstellungspraxis bei der Deutschen Post ändern. "Diejenigen, die für uns im Aufsichtsrat sitzen, haben sich vorgenommen, (...), darauf zu reagieren und die Gespräche schon vereinbart", sagte der SPD-Politiker am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will" und fügte hinzu: "Es wird gleich reagiert, damit es zu einer veränderten Praxis kommt, soweit wir das beeinflussen können."
Scholz sagte, er nehme diese Praxis nicht hin, sie sei nicht in Ordnung und nicht gut. Er sei überzeugt, dass die befristete Beschäftigung zurückgedrängt werden müsse. Bei der Post könne der Bund den Einfluss nehmen, den er habe.
Die "Bild am Sonntag" hatte berichtet, dass die Deutsche Post die Entfristung von Arbeitsverträgen von den Krankheitstagen eines Mitarbeiters abhängig macht. Ein Sprecher der Post in Bonn bestätigte den Bericht. Demnach dürfen Mitarbeiter in zwei Jahren nicht häufiger als sechsmal krank gewesen sein beziehungsweise nicht mehr als 20 Krankheitstage angehäuft haben. Weiter dürfen Mitarbeiter "höchstens zwei selbstverschuldete Kfz-Unfälle mit einem maximalen Schaden von 5000 Euro" verursachen. Außerdem dürften Postboten in drei Monaten nicht mehr als 30 Stunden länger für ihre Touren gebraucht haben als vorgesehen.
Die strengen Kriterien hatten sogleich Kritik von Seiten der Politik ausgelöst. "Völlig menschenverachtend und sittenwidrig", sagt Beate Müller-Gemmeke, Grünen-Sprecherin für Arbeitnehmerrechte. "Ein Quatsch und der Personalabteilung eines Großunternehmens unwürdig", sagte Peter Weiß (CDU), arbeitsmarktpolitischer Sprecher und Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe der Union.
spiegel
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