Europa-Experte: Macron braucht mehr Antworten als den Karlspreis

  08 Mai 2018    Gelesen: 2338
Europa-Experte: Macron braucht mehr Antworten als den Karlspreis

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron verdient nach Ansicht des Pariser EU-Experten Sébastien Maillard mehr Antworten auf seine Europapläne als den Karlspreis.

Paris (dpa) - Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron verdient nach Ansicht des Pariser EU-Experten Sébastien Maillard mehr Antworten auf seine Europapläne als den Karlspreis. «Das ist eine riesige Ehre. Doch dies darf nicht das einzige Dankesgeschenk an Macron sein», sagte der Direktor des Jacques Delors Instituts in Frankreich der Deutschen Presse-Agentur. Macron soll die prestigeträchtige Auszeichnung am Donnerstag in Aachen erhalten, auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wird sprechen.

Nach der langen Bildung einer großen Koalition in Deutschland gebe es beim größten EU-Partner viele Erwartungen - aber auch Enttäuschung. «Frankreich hat den Eindruck, gegenüber Deutschland seine Charmeoffensive unternommen zu haben, für Reformen und die Einhaltung der Defizitgrenze von drei Prozent. Doch Deutschland ist entweder noch nicht völlig überzeugt oder wartet ab», sagte der Experte.

«Frankreich wird vor der Europawahl in einem Jahr ungeduldig und ist enttäuscht, dass die Koalition in Deutschland vielleicht nicht so europäisch ist, wie es der Koalitionsvertrag vermuten ließ.»

Mit Blick auf die Ankündigung Macrons und Merkels, bis Juni einen Fahrplan für die Reform der Eurozone vorzulegen, zeigte sich Maillard zurückhaltend. «Von diesem Fahrplan erwarte ich nicht viel. Es ist ein Mittel, um Zeit zu gewinnen.» Nach der bayerischen Landtagswahl im Oktober werde es vielleicht mehr Klarheit geben.

Macron hatte im vergangenen September einen umfangreichen Katalog zur Neuaufstellung der EU vorgelegt, dazu gehören ein Budget für die Eurozone und ein europäischer Finanzminister. Eine detaillierte Antwort aus Berlin dazu steht bisher aus.

Der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Delors gründete das nach ihm benannte Institut für europäische Fragen 1996. Die Denkfabrik, die auch einen Ableger in Berlin hat, wendet sich sowohl an europäische Entscheider als auch an die Öffentlichkeit.


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