China startet neue Handelsroute mit Iran

  11 Mai 2018    Gelesen: 1211
China startet neue Handelsroute mit Iran

Die USA erlassen nach Donald Trumps Kündigung des Atomabkommens weitere Sanktionen gegen Iran. China vertieft derweil den Handel mit der Islamischen Republik - und schickt einen Zug mit Sonnenblumenkernen.

Kurz nach dem Ausstieg von US-Präsident Donald Trump aus dem Atomabkommen mit Teheran hat China eine neue Zugverbindung nach Iran eröffnet. Der erste Güterzug der neuen Strecke sei am Donnerstag aus der nordchinesischen Stadt Bayannur gestartet, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Der mit 1150 Tonnen Sonnenblumenkernen beladene Zug soll die 8352 Kilometer lange Reise in die iranische Hauptstadt Teheran demnach in 15 Tagen zurücklegen. Das entspricht einer Zeitersparnis von mindestens 20 Tagen im Vergleich zum Seeweg.

Nach dem Ende der Sanktionen gegen Teheran hatten China und Iran vor zwei Jahren vereinbart, den wechselseitigen Handel beider Länder in den kommenden zehn Jahren auf 600 Milliarden Dollar mehr als zu verzehnfachen. Für Peking ist die Vernetzung mit Iran ein wichtiger Bestandteil seiner Neuen Seidenstraße - einem gewaltigen Infrastrukturprojekt, in dessen Zuge neue Wirtschaftskorridore von China nach Europa und Afrika entstehen sollen. Erst Ende April war der erste direkte Güterzug aus China in Österreichs Hauptstadt Wien angekommen.

Den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit Iran hatte die chinesische Regierung scharf kritisiert. Außenamtssprecher Lu Kang sagte, es sei ein multilaterales Abkommen, das der Uno-Sicherheitsrat gebilligt habe. "Alle Seiten sollten es ernsthaft umsetzen." Die Vereinbarung sei wichtig, um die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern sowie Frieden und Stabilität im Nahen Osten zu fördern. Es setze auch ein Beispiel für die Lösung von Krisen durch politische Mittel.

Bericht: Bundesregierung lässt Folgen für deutsche Wirtschaft prüfen


Die USA setzen derweil ihren Konfrontationskurs gegen Iran fort. Die US-Regierung belegte drei Firmen und sechs Personen mit Sanktionen, weil sie die Eliteeinheit Al-Kuds der Iranischen Revolutionsgarden mit Millionen von Dollar versorgt haben sollen. In Zusammenarbeit mit den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) soll das nun unterbrochen werden.

Die iranische Zentralbank habe ihren Zugriff auf Firmen in den VAE missbraucht, um mit dem Geld die Aktivitäten von Al-Kuds zu finanzieren, begründete US-Finanzminister Steven Mnuchin den Schritt. Dazu gehöre Hilfe für die Stellvertretergruppen in der Region. Die Personen und Firmen wurden den Angaben zufolge auf eine Liste gesetzt, die auf mutmaßliche Terroristen und die Finanzaktivitäten des Irans zielt.

Die USA werfen der Führung in Teheran vor, den Terrorismus zu unterstützen. Im Februar 2015 hatte Reuters berichtet, dass vor dem Atomabkommen mindestens eine Milliarde Dollar in die Islamische Republik geschmuggelt wurde. Dafür wurden Insidern zufolge Firmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und im Irak genutzt.

Iran will weiter Öl exportieren


Welche Folge das Ende des Atomabkommens für deutsche Firmen im Einzelnen haben wird, ist derweil noch offen. Nachdem die hiesige Wirtschaft Sorgen um ihre Geschäfte nach Iran und in die USA geäußert hatten, hat die Bundesregierung laut "Bild"-Zeitung jedoch einen eigenen Stab mit Mitarbeitern von Außen-, Wirtschafts- und Finanzministerium gebildet, um die Folgen zu prüfen. Einer ersten Einschätzung zufolge seien die meisten deutschen Firmen vor künftigen US-Sanktionen gegen sie kaum zu schützen.

Auch der Ölpreis stieg angesichts der US-Sanktionen weiter an und nähert sich der Marke von 80 Dollar. Der Rohstoff kostet jetzt so viel wie vor fast dreieinhalb Jahren. Iran erwartet durch die Sanktionen nach eigenen Angaben dennoch keine Auswirkungen auf die Ölexporte. Wenn es Auslandsinvestitionen in die Ölbranche gebe, werde das deren Entwicklung beschleunigen, sagte Ölminister Bidschan Sanganeh im staatlichen Fernsehen. "Wenn nicht, werden wir auch nicht sterben."

spiegel


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