Umweltministerin Svenja Schulze lehnt eine Steuer auf Kunststoffverpackungen ab. "Ich bezweifle, dass ein paar murrend an der Kasse bezahlte Cent zu einem Umdenken führen", sagte die SPD-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Aus Umweltsicht sei "keine neue Steuer, sondern eine intelligentere Steuerung, die zu weniger Abfall und mehr Recycling" führe, notwendig.
Bei den Bürgern müsse jedoch ein Umdenken einsetzen, forderte Schulze. "Wir brauchen in Deutschland einen Bewusstseinswandel, einen kritischeren Umgang mit Plastikverpackungen", sagte die Ministerin und nannte als Beispiel die Reduktion von Plastiktüten im Einzelhandel. Viele hinterfragten ihr Konsumverhalten, wenn sie an der Kasse gefragt würden, ob sie eine kostenpflichtige Plastiktasche haben wollten. Dies wünsche sie sich für mehr Bereiche.
Europaweit fallen nach Angaben der EU-Kommission jährlich rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll an. Nur knapp 30 Prozent davon werden zur Wiederverwertung gesammelt, die übrigen 70 Prozent landen auf Müllkippen, in Verbrennungsanlagen oder in der Umwelt.
Besonders für das Ökosystem der Weltmeere ist die Plastikflut wegen der extrem langen Haltbarkeit der Stoffe ein Problem. Tiere verenden daran, mikroskopisch kleine Plastikteile gelangen aus den Meeren in die Nahrungskette.
Eine Steuer auf Plastik hatte EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger ins Gespräch gebracht. Auch der Grünen-Vorsitzende Robert Habeck plädierte zuletzt dafür, Wegwerfprodukte aus Kunststoff über eine neue Steuer teurer zu machen. Er hoffe auf eine "Lenkungswirkung", um "raus aus der Wegwerfplastikgesellschaft" zu kommen.
spiegel
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