Wie man den Kreml verschwinden ließ: Tarnung im Zweiten Weltkrieg

  22 Mai 2018    Gelesen: 1012
Wie man den Kreml verschwinden ließ: Tarnung im Zweiten Weltkrieg

Reale Gebäude wurden „versteckt“, falsche kamen zustande – groß angelegte Tarnungs-Maßnahmen wurden in Moskau während des Zweiten Weltkriegs getroffen, um Symbole der Stadt und Produktionswerke vor deutschen Luftangriffen zu retten.

Wie die Zeitung „Argumenty i Fakty“ in ihrer Onlineausgabe berichtet, hatte die Hitler-Luftwaffe am 22. Juli 1941 ihren ersten Angriff auf Moskau geflogen, also einen Monat nach dem Nazi-Überfall auf die Sowjetunion. Die sowjetische Flugabwehr setzte alles daran, die Hauptstadt zu verteidigen. Darüber hinaus trafen die Behörden Maßnahmen, um jene deutschen Flieger zu desorientieren, die trotzdem die Stadt erreichten.

Der russische Moskau-Experte Alexander Nekrassow erläutert:

„Die Aussicht aus der Luft hat sich drastisch geändert: Unbekannte ‚Parks‘ entstanden dort, wo Wohnviertel hätten sein sollen, Produktionswerke änderten ihren Standort und der Kreml verschwand überhaupt. Dies wurde durch das Umfärben von Dächern und Fassaden sowie durch den Bau von ‚Geisterhäusern‘ erreicht.“

Besonders intensiv wurde das auffällige Kreml-Ensemble getarnt. Die vergoldeten Kuppeln der Tempel wurden, so der Bericht, neutral gestrichen. An die Kreml-Mauern wurden Fenster und Türen gemalt, die Mauerzacken wurden mit Furnier bedeckt, um eine Ähnlichkeit mit Hausdächern zu erreichen. Auch das Lenin-Mausoleum sah infolge der Tarnung wie ein unansehnliches Haus aus.

Das war die sogenannte flächige Imitation. Darüber hinaus gab es auch ein räumliches Vortäuschen, das den Bau falscher Stadtviertel vorsah. Im Alexandergarten am Kreml und auf dem Roten Platz entstanden Attrappen von Gebäuden. Die Umrisse vieler realer Baulichkeiten wurden dagegen durch Tarnnetze geändert. Es gab auch vorgetäuschte „Straßen“, während man auf echte Straßen Hausdächer malte.

Auf Dächer von Fabriken wurden, wie es im Bericht heißt, Wohnviertel mit meistens kleinen Häusern gemalt. Getarnt wurden das Zentrale Telegrafenamt und das Hotel Moskwa. Das Bolschoi-Theater verwandelte sich quasi in eine Gruppe alter Gebäude.

All dies führte die deutschen Piloten irre, denn es war nicht so leicht, Details aus großer Höhe zu erkennen. Niedrigere Flüge wurden unter anderem durch Sperrballons verhindert.

Zudem wurde die Straßenbeleuchtung nachts abgeschaltet. Vor dem Krieg hatte sich eine solche Abschaltung ziemlich umständlich gestaltet – sie nahm jedes Mal rund anderthalb Stunden in Anspruch, wobei 350 Menschen im Einsatz waren. Doch zu Beginn des Kriegs wurde alles zentralisiert und die Abschaltung erfolgte bei Bedarf schnell.

sputniknews


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